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Flieh, so schnell es geht!

Flieh, so schnell es geht!

Titel: Flieh, so schnell es geht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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nächsten Augenblick werde ich auf die Füße gestellt und von ihm durch die Dunkelheit verfrachtet. Die Mädchen drängen sich immer noch um mich herum, treten, schlagen und kratzen mich, aber das betrifft mich gar nicht mehr, ich sehe gerade noch die Leiter direkt vor meinen Augen.
    Und dann klettere ich hoch, Digs Messer hinter mir, bis ich oben an Deck bin. Da stehe ich im Nieselregen und versuche meine Gedanken zu ordnen. Aber mein Kopf ist ein Chaos, ich stochere im Nebel.
    Auch Dig ist jetzt an Deck und mit ihm die Mädchen. Sie stoßen mich unter Schlägen und Tritten zum Steg. Auf allen vieren überquere ich ihn und taumele ans Ufer.
    Sie folgen mir nicht, sondern stehen johlend auf der Sally Rose . Von irgendwoher höre ich Jaz’ Schreie. Vielleicht sind sie auch in meinem Kopf. Ich weiß es nicht, auf jeden Fall will sie nichts mehr von mir wissen.
    Ich drehe mich um und torkele das Ufer entlang. Ich blute mehr denn je und mir dröhnt der Kopf. Ich weiß, dass es mich schlimm erwischt hat. Weiter vorn auf dem Pfad durchkämmen Polizisten die Dockanlagen, doch ich kümmere mich nicht um sie.
    Aus dem nächsten Kahn klettern zwei Männer. Ich erkenne sie, es sind Lenny und der Dicke. Sie haben sich offenbar vor den Polizisten versteckt und darauf gewartet, dass ich auftauche.
    Checken.
    Ein Dritter kommt von hinten auf mich zu, ein Vierter versperrt mir den Weg auf die Brache, ein Fünfter klettert aus einem Leichter weiter vor mir.
    Von Paddy keine Spur.
    Aber was macht das jetzt noch, Bigeyes? Es ist sowieso alles vorbei. Ich kriege Paddy nicht mehr vor ihnen, denn ich bin erledigt. Ich bin im Eimer. Ich kann noch ein Stück weit laufen, aber wohin? Ich schaffe noch hundert, vielleicht zweihundert Meter.
    Selbst wenn ich mich der Polizei stellen wollte, wäre es dazu zu spät. Sie sind zu weit entfernt, sie haben mich nicht gesehen und zum Rufen hab ich keine Stimme mehr.
    Ich hab nur noch eine Möglichkeit. Dieses vergammelte alte Lagerhaus. Wahrscheinlich schnappen mich die Typen schon vorher, aber was soll ich sonst tun?
    Rennen.
    Aber ich renne nicht, ich stolpere. Mein Kopf schmerzt fürchterlich und das Blut fließt mir das Gesicht hinunter. Das Messer in meiner Hand ist nutzlos, es ist genauso nutzlos und überflüssig wie ich.
    Schau dich um.
    Alle fünf folgen mir. Nicht, dass sie es eilig hätten, warum auch? Sie wissen, dass ich nicht mehr weit komme. Ich gehe quer über das kümmerliche Gras und schleppe mich zum Lagerhauseingang.
    Wie ich schon vorher wusste, gibt es hier keine Verstecke. Aber ich kann den Lagerraum durchqueren und zum Fenster wieder hinaus, ehe sie mich sehen. Dann denken sie, ich hätte mich in den früheren Büroräumen versteckt.
    Nur bin ich schwer am Kämpfen, wegen dem Blut sehe ich auch nicht mehr klar. Aber ich habe schon den Raum halb durchquert und immer noch keine Spur von meinen Verfolgern. Noch ein paar Schritte und …
    Das Fenster.
    Die Scheiben sind schon seit Langem eingeschlagen, dahinter dehnt sich nur Brachland. Checken. Die Typen sind noch nicht im Lagerhaus, aber weit können sie nicht sein.
    Zwäng dich vorsichtig durchs Fenster. Ich fühle mich schwer wie ein Kartoffelsack und schürfe mir die Beine an den noch im Rahmen steckenden Glasscherben auf. Dann bin ich plötzlich wieder draußen.
    Aber ich komm nicht mehr vom Fleck. Ich sitze zusammengesackt an der Mauer, ich blute und kann nicht mehr aufstehen.
    Geräusche auf der anderen Seite der Mauer, Fußgetrappel im Lagerraum. Schwer zu sagen, wie viele es sind, das kratzt mich nicht die Bohne. Ich bringe es nicht mehr, egal ob sie mich finden oder nicht.
    Aber sie finden mich.
    Eine Gestalt kommt auf mich zu.
    Leicht zu erkennen, mein Freund der Dicke. Er hat den Weg außen herum genommen und steuert nun gemächlich auf mich zu.
    Ganz recht, wozu sich beeilen, Dicker. Schließlich ist man nicht gerade topfit, stimmt’s? Du bist allein gekommen, ich kann deine Gedanken lesen. Selbst mein kaputter Kopf reicht, deine schäbigen Gedanken zu lesen.
    Du denkst, nicht nötig, die anderen zu rufen, mit dem Kleinen da werd ich allein fertig.
    Er ist jetzt in Reichweite, und ich überlege, Bigeyes. Er hat sich von der Mauer entfernt, um den Brennnesseln auszuweichen, und kommt direkt auf mich zu.
    Wenn ich wollte, ich könnte ihn nicht verfehlen. Die dickste Zielscheibe. Noch habe ich die Kraft. Ein

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