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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Vincent war nicht der Typ, der sich Haustiere anschaffte. Er wollte sich nicht mit etwas belasten, um das er sich kümmern musste. Es überraschte Preston also nicht weiter, als er keinen Hund sah und kein Bellen hörte.
    Er kletterte über den Zaun und ließ sich auf der anderen Seite lautlos hinabgleiten. Eine Rasenfläche erstreckte sich von hier aus bis zum Fluss. Da die hohen Bäume hinter ihm das Mondlicht dämpften, fiel es Preston schwer, überhaupt etwas auszumachen, aber er glaubte zu erkennen, dass am Ufer ein kleines Boot oder Kanu festgemacht war. Wenn das Flüsschen breit genug gewesen wäre, hätte Vincent es sich bestimmt nicht nehmen lassen, eine echte Yacht anzuschaffen.
    Preston schlich an einem steinernen Grill und einigen Gartenstühlen vorbei zur Veranda, die sich jenseits eines kleinen Swimmingpools erstreckte. Über sich hörte er ein Windspiel läuten und etwas weiter entfernt das Gurgeln des Baches. Von drinnen drangen die leisen Klänge klassischer Musik in den Garten. War Vincent etwa nicht allein?
    Der Kontrast zwischen Joanies jämmerlicher Wohnung und diesem großen Haus stimmte Preston traurig. Irgendwie hatte Vincent es immer wieder geschafft, sich aus schwierigen Situationen herauszulavieren.
    Aber heute Nacht wäre damit Schluss. Entweder Vincent gestand alles, oder er würde seine Geheimnisse mit ins Grab nehmen.
    Die Verandatür war abgeschlossen. Kurz überlegte Preston, ob Vincent nach Joanies Auszug eine Alarmanlage installiert hatte, hielt das aber eher für unwahrscheinlich. Mit dem Pistolengriff schlug er eine kleine Ecke der Scheibe in der Verandatür aus, um den Türgriff zu betätigen. Nachdem das Glas mit einem leisen Klirren zu Boden gefallen war, horchte er, ob sich drinnen etwas bewegte.
    Als er nichts hörte, griff er hinein und öffnete die Tür.
    Im Inneren des Hauses war es sehr weitläufig, sehr sauber, und es herrschte eine penible Ordnung. Es roch wie in einem italienischen Restaurant. Die Musik kam von einer Stereoanlage, die über dem TV-Bildschirm in einem Schrank eingebaut war. Offenbar ging es Vincent trotz aller Widrigkeiten in der Vergangenheit ziemlich gut.
    Aber wo steckte er?
    Preston bewegte sich leise durch das Haus und entdeckte die Tür zur Garage. Joanie hatte doch behauptet, Vincent würde hier einige alte Aufzeichnungen aufbewahren. Die wollte er lieber vorher in Augenschein nehmen, um sicherzugehen, dass er keine möglichen Beweismittel übersah.
    Auf einem Metallregal an der Kopfseite der Garage standen jede Menge Ordner, aber die meisten davon waren leer. Preston fand keine Informationen, die in irgendeiner Weise mit Melanie, Billy oder Dallas zusammenhingen.
    Noch eine Sackgasse also. Preston lehnte sich nach vorn und legte die Stirn gegen das kalte Metall des Regals. Er spürte die Pistole in seinem Gürtel, die jetzt gegen seinen Bauch drückte. Nun war es an Vincent, die Wahrheit zu erzählen. Auf die eine oder andere Art würde die schreckliche Zeit der letzten zwei Jahre jetzt vorübergehen. Zumindest das würde eine Erleichterung sein.
    Entschlossen kehrte er ins Haus zurück und stieg die Treppen in der Eingangshalle zum ersten Stock hinauf. Dank der Musik, die aus dem Erdgeschoss nach oben drang, musste er sich keine Gedanken darüber machen, ob Vincent ihn zu früh bemerkte.
    Auf der linken Seite der Galerie gingen mehrere Türen ab, rechts war das Geländer, über das hinweg man hinunter ins Wohnzimmer schauen konnte. Die ersten drei Zimmer waren Gästezimmer, alle leer. Dann kam ein Arbeitszimmer, und am Ende des Gangs gelangte Preston zu einer Flügeltür, deren eine Tür leicht offen stand. Offensichtlich das große Schlafzimmer.
    Preston knipste die Taschenlampe aus und schob die Tür ein Stückchen weiter auf. Er wollte warten, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, aber im Inneren des Schlafzimmers entdeckte er ein großes beleuchtetes Aquarium, in dem zahlreiche Tropenfische schwammen. Preston fragte sich zerstreut, wer wohl die Fische fütterte und das Becken sauber hielt. Wahrscheinlich beschäftigte Vincent eine Haushälterin, die sich auch darum kümmerte.
    In dem Bett lag jemand, und Preston zog die Pistole aus dem Gürtel. Zu seiner großen Überraschung war Vincent tatsächlich allein. Aber vermutlich noch nicht sehr lange, denn in der Luft hing noch das Parfüm einer Frau.
    Er trat zum Bett und stieß den Mann darin mit dem Pistolenlauf in die Seite. “Was ist denn los mit dir Vincent, ist dir das

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