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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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und vorwärts gehen, hatte sie einmal zu ihm gesagt, als Dallas gerade mal ein paar Monate tot war.
Es ist nur zu unserem Besten. Wir müssen nach vorn schauen. Lass Dallas los, Preston, bitte. Lass ihn los, damit ich es auch kann …
    Aber Preston konnte ihn nicht loslassen. Damals nicht und heute nicht. Also war Christy ohne ihn in eine neue Zukunft aufgebrochen.
    Er bewunderte sie für ihre Fähigkeit, noch einmal ganz neu anzufangen. Sie war nicht im Entferntesten so zerbrechlich, wie er gedacht hatte.
    “Hallo?”, hakte Emma nach, als er nicht gleich antwortete.
    “Ich kann schon noch fahren.” Es fiel ihm wirklich nicht leicht, von jemandem eine Gefälligkeit anzunehmen, dem man selbst viel lieber keinen Gefallen getan hätte.
    Sie musterte ihn abschätzend, beinahe widerspenstig. “Sie brauchen dringend eine Pause.”
    Preston war fast schon wieder eingestiegen, doch dann zögerte er. Wenn sie unbedingt wollte, sollte sie doch fahren. Ihm konnte es doch egal sein. Und schaden würde es auch nicht.
    Ohne einen Kommentar warf er ihr die Autoschlüssel zu und ging um den Wagen auf die Beifahrerseite. Seit seiner Scheidung hatte er nicht mehr auf dem Beifahrersitz gesessen. Er bezweifelte, dass es ihm gelingen würde zu schlafen, auch wenn er nicht fahren musste. Seit Dallas’ Tod kam er nicht mehr wirklich zur Ruhe. Zu viele Ängste brodelten in seinem Inneren, vor allem fürchtete er, dass Vincent ihm wieder entwischte, dass er versagte und seine ganzen Pläne zu Staub zerrannen.
    Nach ungefähr dreißig Kilometern nickte Max ein. Und während sie weiterfuhren schien das leichte Vibrieren des Wagens auch die Spannung in Prestons Muskeln zu lösen. Seine Augenlider wurden so schwer, dass er sie kaum noch offenhalten konnte.
    “Hören Sie endlich auf, dagegen anzukämpfen”, sagte Emma sanft. “Es wird bestimmt nichts Schlimmes passieren, wenn Sie jetzt einfach mal die Augen schließen.”
    Das denkt sie sich so
, schoss ihm noch durch den Kopf, als er ein letztes Mal gegen die Müdigkeit aufbegehrte.
Sie weiß es eben nicht besser.
Aber dann spürte er, wie sich eine tröstliche Dunkelheit in seinem Bewusstsein ausbreitete, da gab er dem Drängen nach und ließ sich hinabziehen auf den Grund eines tiefen, erlösenden Schlafs.
    Max und Preston schliefen die ganze nächste Stunde. Im Hintergrund spielte eine Blues-CD, und Emma entspannte sich zum ersten Mal seit sie San Diego verlassen hatte ein bisschen. Manuel käme nie darauf, dass sie in einem braunen verbeulten Kombi unterwegs war, und dann auch noch zusammen mit einem fremden Mann. Es schadete gar nichts, dass die Haar- und Augenfarbe von Max und Preston sich ähnelten. Irgendwie passten sie als Dreiergespann ganz gut zusammen – sie wirkten wie eine echte Familie.
    Wie es sein konnte, dass ihr Sohn einem fremden Mann ähnlicher sah als seinem eigenen Vater, war Emma ein Rätsel. Wegen Max’ heller Hautfarbe hatte Manuels Mutter oft geargwöhnt, er könne nicht ihr Enkel sein. Aber Emma hatte bisher nur mit Manuel geschlafen.
    “Woran denken Sie denn gerade?”
    Emma blinzelte und schaute neben sich. Preston sah sie neugierig an. Die Spitzen seiner dichten Wimpern schienen golden zu glänzen.
    “An nichts Besonderes, warum?”
    “Weil sie die Stirn gerunzelt haben.”
    Es wäre wirklich besser, sie würde nicht ständig an Manuel und seine Familie denken. Statt über die Vergangenheit, sollte sie lieber über das Hier und Jetzt nachdenken, und sich weder von ihren Grübeleien noch von Preston verunsichern lassen. Der Mann neben ihr war nur eine Zufallsbekanntschaft, der sie ein Stück des Weges mitnahm. Abends, in Salt Lake City, würden sie auseinandergehen und sich nie wiedersehen. Von da an musste sie ihre weiteren Schritte ganz allein planen – was ohne Gepäck, ohne Auto und mit so wenig Geld nicht leicht wäre.
    “In einer dreiviertel Stunde sind wir in Eureka,” sagte sie, um von seiner Frage abzulenken.
    “Kennen Sie die Stadt?”
    “Ich war mal in Eureka in Kalifornien, aber nie in der gleichnamigen Stadt hier in Nevada. Ich bin noch nie in dieser Gegend gewesen.”
    Er warf einen Blick auf die Landschaft, die sie durchquerten. “Diese Straße wird auch die ‘einsamste Straße von Amerika’ genannt.”
    “Wirklich?”
    “Auf der Autobahn ist jedenfalls mehr los.”
    “Und warum haben Sie dann nicht die Autobahn genommen?”
    “Ich mag es nicht, zwischen anderen eingepfercht zu sein.”
    “Das habe ich schon bemerkt.” Ihre

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