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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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zu glauben. Wie lange waren Sie mit ihm zusammen?”
    “Sechs Jahre. Und fünf davon haben wir unter einem Dach gelebt.”
    “Sind Sie nach der Geburt von Max zusammengezogen?”
    “Ja.”
    “Und wann haben Sie ihn verlassen?”
    Emma wunderte sich über Ihre Redseligkeit. Aber eine ehrliche Unterhaltung schien das beste Mittel, um die Spannung abzubauen, die zwischen ihnen entstanden war. Also entschloss sie sich, die Wahrheit zu sagen: “Vor zwei Tagen.”
    Wieder schwieg er. Sie glaubte schon, die Unterhaltung sei zu Ende und wollte die Musik lauter stellen, da berührte er ihre Hand und hielt sie zurück: “Sind sie etwa auf der Flucht, Emma?”
    Er benutzte ihren neuen Vornamen. Das verwirrte sie. Genau wie seine sanfte Baritonstimme und die kräftige Hand, die ihr Gelenk umfasste.
    “Was glauben Sie denn?”, fragte sie und holte tief Luft.
    “Ich glaube, dass eine Frau nicht einfach zu einem völlig fremden Mann geht und ihn anfleht, sie mitzunehmen – es sei denn, sie hat keine andere Wahl.”
    Emma antwortete nicht. Was sollte sie auch dazu sagen? Es stimmte ja.
    “Glauben Sie, dass er hinter Ihnen her ist?”, fragte er.
    Natürlich tat sie das. Aber sie wollte Preston nichts von Manuel erzählen. Es würde ihn nur verunsichern und ihm vielleicht sogar Angst machen. Also sagte sie nur: “Ich hoffe nicht.”
    Erst jetzt ließ er ihre Hand los und strich ganz vorsichtig über die noch frische Wunde. “So ein Mann lässt eine Frau wie Sie nicht einfach gehen, schon gar nicht, wenn sie ihm den Sohn wegnimmt. Er wird alles tun, um Sie wiederzubekommen.”
    Das sagte er nicht direkt zu ihr, sondern mehr zu sich selbst. Aber auch wenn er keine Antwort erwartete, verspürte sie doch das Bedürfnis, etwas darauf zu erwidern: “Er wird es versuchen. Aber ich gehe ganz bestimmt niemals zu ihm zurück. Und Max auch nicht.”

5. KAPITEL
    M anuel stand am Fenster eines Hotelzimmers in Sacramento und schaute auf die belebte Straße. Wo konnte sie nur sein? Wenn er sie nicht bald fand, wäre sie für immer auf und davon.
    Ein Leben ohne Vanessa war für ihn undenkbar. Er konnte nicht glauben, dass sie ihn so einfach verlassen hatte. Ihre Flucht traf ihn schwer, und er hatte den Schock noch nicht überwunden. Aber dann sagte er sich, dass er sie garantiert wiederbekäme. Denn niemals würde er zulassen, dass sie ihn vor der ganzen Familie demütigte.
    Ich habe dir doch gesagt, dass man ihr nicht trauen kann. Ich habe dir doch gesagt, dass du dich nicht von ihr einfangen lassen sollst
, warf seine Mutter ihm vor.
Es wäre besser gewesen, du hättest nur den Jungen bei dir behalten.
    Seine Brüder hingegen lehnten sich selbstzufrieden zurück. Ihre Ehefrauen würden sich so etwas nie trauen.
Sie will sich nicht unterordnen
, sagte José immer wieder,
und es ist deine Schuld. Du musst ihr zeigen, wer der Boss ist.
    Höchste Zeit, dass ich das endlich tue, dachte Manuel. Wenn er sie erstmal gefunden hatte, würde er ihr eine Lektion erteilen, die sie ihr Leben lang nicht vergessen sollte. Und anschließend dürfte sie nicht mal mehr zum Zähneputzen ohne seine Erlaubnis gehen. Er würde seiner Familie schon beweisen, dass er sie beherrschte. Bislang war er noch mit jeder Frau fertig geworden.
    Aber zuerst musste er sie finden. Die Anzeige des Autodiebstahls lieferte ihm nur eine vage Spur. Er wusste jetzt, dass Vanessa auf der Fahrt Richtung Norden von der Polizei angehalten worden war. Deshalb war er jetzt in Sacramento. Aber wohin war sie von hier aus weitergefahren?
    Er drehte sich um und schaute das Telefon an. Längst hatte er bei Vanessas Verwandten und ihren Freunden von früher angerufen. Alle hatten behauptet, nichts von ihr gehört zu haben – so offensichtlich überrascht von seinem Anruf, dass er ihnen glaubte. Diese Telefonate hätte er sich sparen können. Nach ihrem ersten Fluchtversuch lag es wirklich nicht nahe, die gleiche Spur noch einmal zu verfolgen.
    Sollte er die Polizei informieren und behaupten, Vanessa habe seinen Sohn entführt? Oder sei selbst entführt worden? Das hätte er gern getan, aber es war besser, wenn er darauf verzichtete. Möglicherweise wusste Vanessa inzwischen einiges über seine Geschäfte. Wenn sie der Polizei davon erzählte, könnte das Ermittlungen nach sich ziehen und seine ganze Familie gefährden. Seine Mutter meinte, er solle den ganzen Ärger auf sich beruhen lassen und Vanessa ganz einfach vergessen.
    Aber sie hatte gut reden. Sie mochte Vanessa von Anfang an

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