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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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er von seinem Vater sprach. Sie fühlte sich schuldig, weil sie ihm sein Zuhause weggenommen hatte. Sein Aquarium, das hübsche Kinderzimmer, die Spielsachen. Und sie hatten ihr Gepäck verloren.
    Einzig die Aussicht, ein ganz neues Leben anfangen zu können, war ihnen geblieben. Emma malte sich das kleine gelbe Haus aus, in dem sie bald wohnen würden und das sie sich schon so oft vorgestellt hatte. Der Gedanke daran stimmte sie froh. Bald würden sie sicher sein und frei.
    “Spielt dein Dad denn auch manchmal Fußball mit dir?”, fragte Preston.
    “Nein.”
    Emma entspannte sich noch mehr. Vielleicht war Preston ja doch gar kein so übler Kerl. Zumindest versuchte er, ihren Sohn zu unterhalten. Er konnte nicht wissen, dass Manuel für seinen Sohn ganz andere Pläne hatte: Max sollte ein toller Baseball-Spieler werden. Im Garten herumzustehen und sich einen Ball zuzukicken, fand Manuel langweilig. Lieber engagierte er einen Lehrer, der Max zweimal die Woche die Grundlagen des Baseball-Spiels beibrachte. An den anderen Tagen ging Emma mit ihm in den Garten, und sie spielten Fußball.
    “Und wie ist dein Vater so?”, fragte Preston.
    In Emmas Kopf lagen die Antworten auf diese Frage schon bereit:
Manuel war herrschsüchtig, besessen, fanatisch …
    “Er ist ganz groß”, sagte Max.
    “Hast du bei ihm gewohnt?”
    Leider …
    “Ich wohne doch immer noch bei ihm.”
    Nicht mehr, Max, nie mehr …
    “Weiß er denn, dass ihr weggefahren seid?”
    “Äh, also … er ist ja gerade bei der Arbeit.” Die Frage verwirrte Max offensichtlich ein wenig.
    “Was tut er denn, wenn er arbeitet?”
    Das wüssten wir alle gern

    “Er trägt einen Anzug.”
    “Aha, einen Anzug. Und siehst du ihn oft?”
    “Nur, wenn er zu Hause ist.”
    “Ist es schön, wenn er zu Hause ist?”
    “Ja, manchmal bringt er mir nämlich einen Fisch für mein Aquarium mit.”
    Der Fisch, den Manuel seinem Sohn mitgebracht hatte, schwamm plötzlich durch Emmas Gedanken. Ein glänzender, farbenfroher, lebendiger Fisch. So lebendig, dass er es schaffte, alle anderen Fische im Aquarium aufzufressen …
    “Und dann nimmt er meine Mommy mit ins Schlafzimmer”, fügte Max unvermittelt hinzu.
    Emma konnte sich Prestons Überraschung lebhaft vorstellen. Normalerweise sprach ein fünfjähriger Junge nicht über solche Dinge. Sie fand es natürlich sehr unangenehm, dass Max intime Details aus ihrem Privatleben ausplauderte. Genauso unangenehm war ihr jedoch, dass ihr Sohn das alles überhaupt mitbekommen hatte. Diese Situationen, die in regelmäßigen Abständen vorkamen, hatten ihn offenbar sehr beeindruckt. Sie hätte sich gern in das Gespräch eingeschaltet, aber ihr fehlte die Kraft dazu. Die Müdigkeit und der Halbschlaf ließen sie nicht los, und die heiße Sonne, die gleißend durch das Fenster drang, tat ein Übriges. Dann lag sie plötzlich wieder neben dem Swimmingpool … oder saß mit Manuel im Geländewagen …
    “Und was machst du solange, wenn sie im Schlafzimmer sind?”, fragte Preston.
    “Ich gucke meinem neuen Fisch zu.”
    In ihrer Halbschlafwelt stellte Emma sich vor, wie der kleine Max vor seinem Aquarium stand, während sein Vater sie ins Schlafzimmer zerrte und hinter ihnen die Tür abschloss. Manuel verstand nicht, dass sein Sohn sich nach seiner wochenlangen Abwesenheit nach ihm sehnte, dass er seine Aufmerksamkeit brauchte. Genauso wenig interessierte es Manuel, wie sie sich wohl fühlte, wenn er sie zwang, ihm gefügig zu sein, während ihr Sohn jenseits der geschlossenen Tür im Wohnzimmer stand. Manuel liebte es, ihre Hände an die Bettpfosten zu fesseln. Die Füße dagegen ließ er frei, denn er wollte, dass sie sich wehrte. Es gefiel ihm, ihr seinen Willen aufzuzwingen, während sie Widerstand leistete. Wenn sie wusste, dass ihr Sohn nebenan war, musste Emma trotz dieser Situation leise bleiben, und gerade das genoss Manuel umso mehr.
    Die Hitze wurde unerträglich. Emmas Gedanken quälten sie. Sie hatte abschalten wollen, aber es ging nicht. Zu groß war die Angst, dem Mann, dem sie fünf Jahre lang ausgeliefert gewesen war, doch nicht entfliehen zu können. Manuel würde bestimmt nie aufgeben. Er würde sie finden …
    Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und zuckte zusammen.
    “Emma?”
    Preston. Heftig atmend starrte sie ihn an. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass nicht Manuel neben ihr saß.
    “Sie waren plötzlich so unruhig”, sagte er.
    “Die Sonne … es ist so heiß.”
    Er schaltete

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