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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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retten, verschwanden die Wendells sang- und klanglos, nachdem sie klammheimlich ihr Haus verkauft hatten. Die Adresse ihres neuen Wohnortes hinterließen sie nicht. Gordon machte sie dann in einem Ort namens Fallon ausfindig. Aber bevor Preston es dahin schaffte, waren sie auch schon wieder verschwunden.
    “Ich weiß natürlich nicht, ob die Scheidung einfach so durchkommt”, fügte Gordon hinzu. “Aber der Antrag wurde vor einem Monat eingereicht.”
    “Wie hast du das denn herausgefunden?”
    “He! Siehst du nie fern? Ich bin Privatdetektiv. Solche Leute haben die Fähigkeit Informationen auszugraben, weißt du.”
    Preston musste lachen. Er war so damit beschäftigt, sich auszumalen, was wohl zur Scheidung der Wendells geführt haben mochte, dass er den dunkelhaarigen Mann nicht gleich bemerkte, der das Restaurant betrat. Der Mann ging direkt auf seinen Tisch zu und blieb vor ihm stehen.
    “Entschuldige,
amigo.
Tut mir leid, dass ich Sie stören muss, aber ich hab da mal eine kurze Frage, falls es Ihnen nichts ausmacht.”
    Überrascht sah Preston auf, und der Mann hielt ihm augenblicklich eine Fotografie unter die Nase.
    “Haben Sie vielleicht zufällig meine Frau gesehen? Oder meinen Sohn?”
    Preston starrte begriffsstutzig auf das Foto von Max, der in die Kamera lächelte, und einer sehr beherrscht wirkenden Emma. Max’ Lächeln wirkte absolut echt, aber Emma sah nicht besonders fröhlich aus.
    Als Preston zu dem glatt rasierten, gut gekleideten Mann hochsah, bei dem es sich ohne Zweifel um Manuel handelte, musste er sich sehr beherrschen, um nicht unwillkürlich die Fäuste zu ballen. Manuel nannte sie seine Frau, aber laut Emma waren sie nicht verheiratet.
    “Ich muss jetzt Schluss machen”, sagte er zu Gordon ins Telefon. “Vielen Dank für die Information. Ruf mich an, wenn es was Neues gibt.”
    Er schaltete das Handy aus und versuchte, interessiert und mitfühlend zu wirken, als er das Bild entgegennahm, das Manuel ihm hinhielt. Leicht gewölbt sah es aus, als hätte es längere Zeit in einer Brieftasche gesteckt, aber es war nicht zerknittert oder abgewetzt. Das Foto wirkte genauso makellos wie Manuels blaues Hemd und die schwarze Hose mit den scharfen Bügelfalten.
    Preston bemerkte die teure Sonnenbrille, die lässig in der Brusttasche des Hemdes steckte, die schwere Goldkette und den großen Brillantring. Der Mann legte Wert auf sein Äußeres und konnte sich etwas leisten. Er roch ein bisschen zu aufdringlich nach Eau de Cologne – ein Geruch, den Preston nicht ausstehen konnte. Insgesamt wirkte er wie ein echter Angeber.
    “Eine sehr hübsche Frau”, sagte er, einfach um irgendetwas zu sagen.
    Aber Manuel war nicht an Konversation interessiert. “Haben Sie sie gesehen?”, fragte er knapp.
    Preston sah sich das Bild genauer an. “Wieso?”, fragte er beiläufig. “Ist es dringend? Hat sie Probleme?”
Mit dir womöglich, du Mistkerl?
    Schon nach den paar Sekunden spürte Preston, wie sich zwischen ihnen eine feindselige Atmosphäre aufbaute.
    “Könnte sein.”
    “Hm, ich würde Ihnen wirklich sehr gern helfen, aber …” Preston schüttelte den Kopf. “Ich hab die beiden nicht gesehen. Haben Sie vielleicht eine Karte oder so etwas? Für den Fall, dass ich sie doch noch treffe. Dann könnte ich Sie anrufen.”
    Manuel nahm ihm das Foto wieder ab und steckte es in seine Brusttasche. Dann zog er eine Visitenkarte aus der Hosentasche und reichte sie ihm. Auf der Karte standen nur der Name “Manuel Rodriguez” und eine Handynummer. Keine Berufsangabe, keine Adresse.
    “Falls Sie sie sehen, wäre es nett, wenn Sie mich anriefen.”
    “Mach ich bestimmt. So eine hübsche Frau sollte wirklich nicht verloren gehen, stimmt’s?”
    Bereits im Gehen, drehte Manuel sich bei diesem Satz noch einmal um. Preston wurde bewusst, dass es ihm nicht gelungen war, den leicht abschätzigen Unterton in seiner Stimme zu unterdrücken.
    “Leben Sie hier in der Stadt,
Señor?”
, fragte Manuel.
    Jetzt benutzte er satt des leutseligen Amigos den höflichen Señor. Kein gutes Zeichen. Preston entschied, den Mann nicht weiter zu provozieren. Das würde ihn nur in Schwierigkeiten bringen und niemandem etwas nützen. Also bemühte er sich um ein freundliches Lächeln, als er log: “Ja, klar, ich bin hier aufgewachsen.”
    Manuel lächelte eiskalt zurück. “Wie ein Cowboy sehen Sie aber nicht gerade aus.”
    “Das nächste Mal schnalle ich wieder die Sporen an”, gab Preston zurück.
    Manuel

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