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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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seinem Gedächtnis zu verbannen, leider ohne Erfolg.
    Ich muss aufhören, daran zu denken, muss das alles aus meinem Gedächtnis streichen, ermahnte er sich immer wieder.
    Aus seinem Portemonnaie holte er einen Geldschein und legte ihn auf das kleine Tablett, auf dem die Kellnerin ihm die Rechnung gebracht hatte, dann schaute er auf die Uhr. Um vier konnte er seinen Wagen bei Mel, dem Besitzer der Autoreparaturwerkstatt, abholen. Noch eine halbe Stunde also. Dann würde er sich wieder auf den Weg machen, nur er und die Pistole, nur er und die endlos lange Straße, auf dem Weg zur Erfüllung seiner Mission.
    Er lächelte vor sich hin. Wie gut, dass Nevada die Geschwindigkeitsbegrenzungen so großzügig handhabte. Daher fühlte er sich in diesem weitläufigen Bundesstaat auch besonders frei. Niemand in Nevada strengte sich besonders an, die Freiheiten der Bürger zu beschränken. Leben und leben lassen schien das allgemeine Motto zu sein. Und genauso lautete auch das Motto, was ihn darin bestärkte, dass es in Ordnung war, Emma und Max ihrem Schicksal zu überlassen. Er wollte sich nicht an andere Personen binden, wollte unbedingt vermeiden, dass er noch einmal in eine emotionale Abhängigkeit geriet, die ihn womöglich ein zweites Mal in jene grauenerregende Finsternis hinabstoßen könnte, aus der er sich nach zwei Jahren noch immer nicht befreit hatte.
    Prestons Handy klingelte. Nach den Schwierigkeiten vom Vormittag, Emma telefonisch zu erreichen, überraschte es ihn, dass es überhaupt funktionierte. Aber egal, Hauptsache, das Ding ging wieder.
    In der Hoffnung, so von seinen unnützen Grübeleien abgelenkt zu werden, griff er nach dem Gerät, das vor ihm auf dem Tisch lag. Jeder Anlass, endlich wieder aktiv zu werden, hätte ihn erleichtert. Denn wenn er etwas tat, vergaß er vielleicht sein schlechtes Gewissen, das ihn seit zwei Stunden quälte.
Was wird nun aus Max und Emma? Was ist, wenn Manuel sie findet? Würde es mich denn tatsächlich so sehr aufhalten, wenn ich die beiden noch einen weiteren Tag mitnähme? Kann ich ihre Gegenwart wirklich nicht mehr ertragen?
    “Ja!”, rief er verärgert über seine Gedankengänge barsch ins Telefon.
    “Wie bitte?”, erwiderte eine verdatterte Stimme am anderen Ende.
    “Hallo, wollte ich sagen.”
    “Na, ich höre schon, du bist ja mal wieder richtig gut gelaunt.”
    Es war Gordon Latham, der Privatdetektiv, der Vincent finden sollte. Und für Preston der einzige Mensch auf der Welt, für den er so etwas wie freundschaftliche Gefühle hegte. Das lag auch daran, dass Gordon überhaupt nichts mit seinem früheren Leben als Börsenmakler zu tun hatte. Er kannte seine alten Kollegen nicht, wusste nichts über sein Privatleben von damals oder wo und wie er gewohnt hatte, wusste nichts von den Geschäftsessen mit Spekulanten und den Aktivitäten im Sportverein für Kinder. Lauter Erinnerungen an eine versunkene Welt, die versunken bleiben sollte. In dieser Welt hatte Preston es auch nicht nötig gehabt, mit einem Privatdetektiv zusammenzuarbeiten. Damals glaubte er wie alle braven Bürger noch fest daran, nichts könne seine gefestigte Existenz jemals erschüttern.
    Bis es dann passierte.
    “Mir geht’s auch nicht schlechter als sonst”, gab Preston zur Antwort und setzte sich aufrecht hin. Beim letzten Anruf hatte Gordon ihm mitgeteilt, dass Dr. Vincent Wendell eine Praxis in Cedar Rapids in Iowa eröffnet hatte. Es kostete Preston nur wenige Telefonate, um herauszufinden, dass es sich tatsächlich um den Vincent Wendell handelte, den er so dringend suchte. Endlich. Es war wirklich Vince, sein ehemaliger Nachbar, dessen Spur er vor etwa einem Jahr verloren hatte.
    “Wo bist du denn gerade?”, fragte Gordon.
    “In Nevada.”
    “Was? Ich dachte, du hast dich nach unserem Telefonat vor zwei Tagen gleich in ein Flugzeug nach Iowa gesetzt.”
    Preston konnte kein Flugzeug nehmen, nicht, wenn er eine Pistole bei sich trug. Und wenn man mal bedachte, was er plante, machte es keinen Sinn, ohne Waffe in Iowa aufzukreuzen.
    “Ich fliege nicht”, sagte Preston, um Gordon damit zu suggerieren, dass er eine Aversion gegen das Fliegen hatte. Früher war er sehr oft geflogen. Damals, als komplett anderer Mensch und noch nicht der entwurzelte Mann von heute, der in seinem Auto lebte und eine Pistole mit sich herumschleppte.
    “Aber du bist auf dem Weg dorthin?”, fragte Gordon.
    “Bin ich. In ein paar Tagen werde ich dort sein.”
    “Wendell hat sich dort offenbar gut

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