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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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und sie für den erneuten Ausbruch seiner Verzweiflung verantwortlich zu machen.
    “Sonst nichts?”
    “Hm, lassen Sie mich mal nachdenken.” Sie trommelte mit den Fingern auf das Pult. “Sie hat sich eine Zeitung gekauft, dort drüben in der Tankstelle auf der anderen Straßenseite. Ich hab sie damit herauskommen sehen.”
    “Was noch?”
    “Tut mir leid. Mehr weiß ich nicht.”
    Preston bedankte sich und durchquerte die Lobby. Zuallererst musste er seinen Wagen aus der Werkstatt holen. Er sollte jetzt eigentlich fertig sein, und mit ihm wäre es leichter, die beiden zu finden.
    “Nach dem, was heute passiert ist, sollte sie sich auf jeden Fall mehr um ihren kleinen Jungen kümmern”, sagte die Hotelangestellte, bevor er durch die Tür nach draußen verschwand. “Was heute am Schwimmbecken passiert ist, war wirklich schrecklich.”
    “Sie ist eine gute Mutter, sie kümmert sich rührend um ihren Sohn”, erwiderte Preston und wunderte sich gleichzeitig, warum er sich bemüßigt fühlte, Emma zu verteidigen. Sie hatte ihn mit einem Kind allein gelassen, das an einer lebensbedrohenden Krankheit litt, und es nicht für nötig gehalten, ihn davon zu unterrichten.
    Das würde Preston ihr niemals vergeben. Noch immer war er schrecklich wütend deswegen. Aber nicht wütend genug, um sie einem Mann wie Manuel auszuliefern.
    “Sie war schrecklich nervös, als sie fortging”, sagte die Frau an der Rezeption. “Sie schien große Angst zu haben. Wissen Sie vielleicht warum?”
    Wieder sah Preston das hochnäsige Gesicht von Manuel vor sich. “Ein Mann ist hinter ihr her”, sagte er. “Er ist in der Stadt und sucht sie überall. Sicher kommt er irgendwann auch zu Ihnen. Ich weiß nicht, was er dann sagen wird, aber Sie glauben ihm besser kein Wort. Er ist gewalttätig und sehr gefährlich. Falls er hier nach ihr fragt, sagen Sie ihm, sie habe sich mit einem Fernfahrer ein Zimmer geteilt und sei nun mit ihm auf dem Weg nach Las Vegas.”
    Die Hotelangestellte kniff die Augen zusammen und musterte ihn. “Und woher weiß ich, dass nicht vielleicht Sie der Bösewicht sind?”
    “Wenn ich hinter ihr her wäre, hätte ich sie doch längst mitgenommen.”
    Wieder trommelte sie mit den Fingern auf dem Pult. “Wahrscheinlich hätten Sie das tun sollen. Sie sehen aus, als würden Sie es bereuen, die beiden alleingelassen zu haben.”
    Preston machte sich nicht die Mühe, nach Ausflüchten zu suchen. “Ja, das tue ich wirklich. Und jetzt muss ich sie unbedingt finden. Dieser Mistkerl darf mir nicht zuvorkommen.” Damit wandte er sich ab und wollte gehen.
    “Mr. Holman”, rief die Frau ihm hinterher, und er drehte sich im Gehen ein letztes Mal um.
    “Ja?”
    “Viel Glück.”
    Emma und Max saßen vor der Rückfront des kleinen Tankstellenmarkts im Schatten eines Buschs. Max hielt eine Diät-Cola in der Hand und schien sich wieder beruhigt zu haben, war aber sehr schweigsam. Offenbar dachte er nach oder war einfach nur traurig. Vielleicht stimmte auch etwas mit seinem Blutzuckerspiegel nicht, auch das löste mitunter eine depressive Stimmung aus. Aber natürlich konnte es auch sein, dass ihr Gespräch von vorhin ihn überfordert hatte.
    “Geht es dir gut, Max?”, fragte Emma.
    Er spielte mit dem Strohhalm, der aus der Plastikflasche ragte. “Ja.”
    “Magst du denn gar nichts trinken?”
    Er schüttelte den Kopf. Cola war die einzige Limonade, die es wirklich überall gab, aber Diät-Cola gehörte nicht gerade zu seinen Lieblingsgetränken. Max trank lieber Limonade mit Orangengeschmack, aber die gab es hier nicht.
    Sie strich ihm zärtlich über den Schopf. “Sollen wir lieber einen Test machen? Glaubst du es geht runter?”
    “Nein.” Er kräuselte die Nase. “Hier hinten stinkt es.”
    Emma mochte den Geruch nach Abfall, der aus einem Müllcontainer in einer Ecke bis zu ihnen drang, auch nicht besonders. Aber sie wollte unbedingt vermeiden, dass sie ungeschützt und weithin sichtbar am Straßenrand saßen.
    Sie reckte den Hals und schaute um die Ecke des Gebäudes. Auf der Straße herrschte mäßiger Verkehr. In der Telefonzelle war sie alle Verkaufsanzeigen für Gebrauchtwagen durchgegangen und hatte noch einige Anrufe gemacht. Schließlich war sie bei einer Frau gelandet, die ihrem Tauschangebot gegenüber nicht ganz abgeneigt schien. Die Frau hieß Amelia Granger und wollte sie an der Tankstelle treffen, um die Ohrringe in Augenschein zu nehmen und Emma das Auto zu zeigen. Aber Amelia hätte längst da

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