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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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gekommen.”
    “Ich sagte ihr, sie solle kurz warten, weil ich vorbeikommen und mir das Auto anschauen wollte.”
    “Aber wie bist du denn darauf gekommen, ausgerechnet sie anzurufen? Sie hat immerhin 4.800 Dollar für den Wagen verlangt. Du glaubst doch nicht etwa im Ernst, dass ich so viel Geld bei mir habe, oder?”
    “Ich habe einfach beim billigsten Angebot angefangen und dann weitergemacht.”
    Genau das hatte sie auch getan.
    “Ich habe ihr angeboten, meine Ohrringe gegen das Auto einzutauschen.”
    “Wie viel sind sie denn wert?”
    “Zehntausend Dollar.”
    “Das wäre aber kein gutes Geschäft gewesen.”
    “Wieso nicht, immerhin war es ein Mercedes.”
    Er sah sie leicht ironisch an. “Weißt du, wie viele Kilometer ein Mercedes auf dem Buckel haben muss, damit ihn jemand so billig verkauft?”
    Das wusste sie natürlich nicht. Manuel hatte sich immer um die Finanzen gekümmert und ihr fast jedes Jahr einen neuen Wagen besorgt. “Die Kilometer waren in der Anzeige nicht angegeben.”
    “Aus gutem Grund. Dieser Mercedes hatte schon über 300.000 Kilometer auf dem Tacho, und er sah aus, als hätte man ihn in den letzten Jahren als Traktor missbraucht. Mit der Kiste wärt ihr sehr wahrscheinlich irgendwo in der Wüste liegen geblieben.”
    Kein Wunder, dass Amelia auf das Angebot mit den Ohrringen so bereitwillig eingegangen ist, dachte Emma. “Also hast du dir überlegt, dass es besser ist, uns dort abzuholen.”
    Preston antwortete nicht darauf.
    “Aber woher wusstest du, dass Manuel an der Tankstelle war?”
    “Max hat mir erzählt, dass er so einen Luxusgeländewagen fährt. Solche Autos sieht man nicht ständig, schon gar nicht in dieser Gegend.”
    Und warum bist du zu uns zurückgekommen?
Das war die dringendste Frage, die sie ihm stellen wollte. Aber sie blieb unausgesprochen. Emma wollte dieses Thema jetzt nicht anschneiden, denn das hieße, dass sie über den Grund seiner hastigen Abreise sprechen müssten. Und über dieses schreckliche Ereignis im Schwimmbad wollte Emma jetzt auf keinen Fall sprechen. Natürlich musste sie sich bei Preston entschuldigen, aber im Augenblick war sie dazu nicht in der Lage. Sie würde nur anfangen zu weinen und wahrscheinlich nicht die richtigen Worte finden.
    “Hast du seit dem Frühstück etwas gegessen?”
    Emma erinnerte sich an den Imbiss, den Max nach seinem Zusammenbruch im Hotel bekommen hatte. Sie hatte nur daran gedacht, dass er wieder zu Kräften kommen musste, und nicht gewagt, ihm einen Bissen von seinem Sandwich wegzunehmen. Und später, als sie in der Stadt unterwegs waren, hatte sie sich nicht getraut, einfach irgendwo hineinzugehen, aus Angst, dort Manuel zu treffen.
    “Ich hatte keinen Hunger”, sagte sie, was natürlich gelogen war.
    Preston musterte sie. Aber diesmal mit einem ganz anderen Blick als dem, den er ihr aus dem Whirlpool heraus zugeworfen hatte. “Du bist doch schon zu dünn.”
    Es gefiel ihr zwar nicht, dass er das feststellte, aber andererseits konnte es ihm doch wirklich egal sein. Unter den jetzigen Umständen fand sie es ohnehin nicht angebracht, sich über so etwas Gedanken zu machen.
    “Ich hatte ein paar Pfunde zu viel, und wenn die jetzt weg sind, ist es auch gut”, wehrte sie ab.
    “Na ja, noch mehr solltest du aber nicht verlieren”, entschied er. “Wir werden in Eureka Rast machen und dort zu Abend essen, einverstanden?”
    Nachdem sie sich satt gegessen hatte und Max auf dem Rücksitz eingeschlafen war, konnte auch Emma die Augen kaum noch offen halten. Sie fühlte sich schuldig, weil sie Preston die ganze Zeit fahren ließ. Außerdem machte er für sie auch noch einen sehr großen Umweg. Aber als sie ihm anbot, das Steuer zu übernehmen, lehnte er es rundweg ab.
    Den Kopf gegen die Seitenscheibe gelegt, so lullte sie das leise Dröhnen des Motors und das regelmäßige Geräusch der Reifen ein. Zwar befürchtete sie, der Blutzuckerspiegel von Max könnte nach dem späten Abendessen zu hoch sein, um ohne zusätzliches Insulin über die Nacht zu kommen. Im Moment konnte sie jedoch keine Tests machen, weil sie ihrem Sohn nach dem Essen ein schnell wirkendes Medikament gegeben hatte, das drei Stunden lang vorhielt. Danach ließe sich besser feststellen, ob er eine weitere Injektion brauchte oder nicht.
    “Ich mache den Test, wenn wir anhalten.”
    “Was?”, fragte Preston.
    Emma hatte gar nicht bemerkt, dass sie laut gesprochen hatte. Offenbar schlief sie schon halb. “Nichts”, murmelte sie.

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