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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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betreiben ein Restaurant oder eine Wäscherei. Aber das sagte Emma nicht. Stattdessen seufzte sie und murmelte: “Davon will ich nichts wissen.”
    Er trank seine Apfelschorle aus und fragte sich, ob er sie einfach beim Wort nehmen sollte. Aber leider hatte er ja schon immer eine masochistische Ader besessen, und deshalb sagte er: “Erzähl mir trotzdem, um was es geht.”
    “Sie behaupten, sie würden Marmor aus Mexiko importieren.”
    “Aber …?”, hakte er nach.
    “Aber ich glaube, sie handeln mit etwas anderem.”
    “Mit was denn? Heroin? Kokain?”
    Sie nickte. Es ging also um Drogen. Sie glaubte, dass Manuels Familie im Drogengeschäft tätig war.
    Einen Moment überlegte Preston, was das für ihn bedeutete. Er stand also zwischen einem Verrückten, zur Gewalt neigenden Angehörigen der mexikanischen Mafia und einer hilflosen Frau mit Kind. Großartig. Das war wirklich die perfekte Situation für einen Mann mit Todessehnsucht. Die letzten zwei Jahre hatte er nicht gerade ein unbändiges Bedürfnis zum Weiterleben verspürt, aber er wollte diese Welt nicht verlassen, ohne vorher mit Vincent abgerechnet zu haben.
    Aber nun sah alles ganz anders aus. Warum nur hatte er die beiden nicht ihrem Schicksal überlassen?
    Die Antwort lag auf der Hand: Wenn er ihnen nicht geholfen hätte, wären sie Manuel in die Arme gelaufen.
    “Ich merke schon, dass du das richtig toll findest, was ich dir gerade erzähle”, sagte sie sarkastisch.
    “Ich bin begeistert.” Er hob den Kopf und sah sie an.
    “Ich werde dir keine Vorwürfe machen, wenn du dich jetzt entscheiden solltest, ohne uns weiterzufahren.”
    Vielleicht hätte er diese Fragen schon früher stellen sollen, als es ihm noch möglich gewesen wäre, sie einfach sitzen zu lassen.
    Aber ehrlich gesagt, bezweifelte Preston das. Und jetzt kam es ohnehin nicht mehr infrage. Er hatte Manuel getroffen – und für ihn stand fest, dass er nicht zulassen würde, dass dieser Kerl oder irgendjemand sonst Emma und Max etwas zuleide tat. “Kann denn die Polizei nichts tun?”, fragte er.
    “Normalerweise sollte man glauben, dass sie etwas tun können, nicht wahr?”
    “Ja, sicher.”
    Sie schüttelte den Kopf. “Das scheitert einfach an praktischen Erwägungen. Die meisten Angehörigen von Manuels Familie sind keine amerikanischen Staatsbürger. Und eine Beteiligung am Drogenhandel lässt sich leider nicht so einfach beweisen. Meist werden ja nur die Kuriere festgenommen. Die eigentlichen Drahtzieher, die alles kontrollieren, bleiben ungeschoren.”
    Das wurde ja wirklich immer besser. Und darüber hinaus saßen sie gerade halb bekleidet gemeinsam in einem Hotelzimmer und die Erinnerung an das, was in der Nacht zuvor geschehen war, hing im Raum. Preston merkte, wie ihn dieser Drang überfiel, sich auf Emma zu stürzen und sie zu küssen. Er führte die Flasche an den Mund und merkte, dass sie bereits leer war. Also drehte er sich eilig um, holte eine neue aus dem Kühlschrank und hielt sie ihr hin. Emma musste sich besser ernähren. Sie konnte jede einzelne Kalorie brauchen. Sie war viel zu abgemagert, und wenn sie das alles überstehen wollte, musste sie gesund und kräftig sein.
    Sie schüttelte den Kopf. “Die berechnen sechs Dollar pro Flasche.”
    “Das macht doch nichts”, sagte er, drehte den Verschluss auf und stellte die Flasche vor sie hin. Er selbst setzte sich auf den Sessel ihr gegenüber. Seit er die Brandwunde an ihrer Hand bemerkt hatte, lag ihm eine Frage auf der Zunge, die er sich aber nicht traute zu stellen. Aber jetzt waren sie schon so weit gekommen, dass er auch das noch wissen wollte.
    “Du sagtest doch, dass Manuel von Max erwartet, dass er perfekt ist”, sagte er.
    “Ja, ganz genau.”
    “Hat er ihn misshandelt?”
    “Nein misshandelt nicht. Aber er ist sehr streng mit ihm und verlangt oft, dass er sich eher wie ein Zehnjähriger als wie ein Fünfjähriger benimmt. Er übertreibt immer, wenn Max nicht gleich alles so hinkriegt wie er soll. Außerdem überwachte er ihn viel zu streng.”
    “Aber er hat Max noch nie körperlich angegriffen?”
    “Nein, bis jetzt jedenfalls noch nicht.”
    “Sah es denn so aus, als könnte das eines Tages passieren?”
    Sie legte das Kinn auf die Knie, die sie noch immer angezogen hatte, und sah sehr jung und verletzlich aus. “Jedenfalls wurde er mir gegenüber immer brutaler.”
    “Was hat er dir denn noch angetan, außer dich zu verbrennen? Hat er sich noch auf andere Art an dir

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