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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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sich wieder über ihren Handrücken bewegten.
    “Für mich klingt es jedenfalls so, als hätte er deine Liebe wirklich nicht verdient.”
    Sie zuckte mit den Schultern. “Ich frage mich, was zuerst kam. Hat er gespürt, dass ich ihn zurückstoße und wollte mich fester an sich binden? Oder hat er zuerst damit angefangen, mir die Luft zum Atmen zu nehmen?”
    Preston war das eigentlich egal. Wenn sie sich von Manuel trennen wollte, so hatte sie selbstverständlich das Recht dazu. “Aber warum hast du ihn denn nicht schon viel früher verlassen?”
    “Einmal habe ich es versucht.”
    “Und? Was ist passiert?”
    “Er hat mich zurückgeholt, und dann hat er, na ja, sagen wir einfach, danach ist er noch paranoider geworden. Danach war es absolut unmöglich, in irgendeiner Weise von ihm unabhängig zu sein. Und außerdem musste ich ja auf Max Rücksicht nehmen.”
    “Du meinst Dominick.”
    “Ich meine Max”, beharrte sie. “Vanessa und Dominick haben wir hinter uns gelassen.”
    “Du willst also nicht mehr Vanessa sein?”
    “Nein, ich will nicht zurückschauen. Ich kann es auch nicht ändern.”
    Er zwang sich sie loszulassen und war überrascht, dass sie ihre Hand auf seinem Oberschenkel liegen ließ. “Und wie lange, glaubst du, wirst du vor ihm weglaufen müssen?”
    Sie lächelte traurig. “Wer weiß? Manuel ist kein Mann, der einen Rückschlag akzeptiert.”
    “Aber im Mittelwesten bist du in Sicherheit, oder?” Es muss doch ein Ende dieser schrecklichen Geschichte geben, dachte er.
    “Ja, klar, so sicher wie überall.”
    Das war keine besonders ermutigende Antwort. Er verzog das Gesicht und richtete sich auf, damit er nicht noch einmal in Versuchung geriet, sich ihr zu nähern. “Hast du denn keine Eltern oder Verwandte, die sich um dich kümmern können?”
    “Nur meine Mutter und meine Schwester. Sie leben in Phoenix, aber da kann ich nicht hin.”
    “Warum nicht?”
    “Dorthin bin ich letztes Mal geflüchtet.”
    “Ich verstehe.” Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. “Und ich nehme an, eine gerichtliche Verfügung würde auch nicht viel bringen.”
    “Irgendwelche Verfügungen können Manuel nicht aufhalten. Die sind für ihn nicht das Papier wert, auf dem sie stehen. Er nimmt sich einfach nur Max und steigt ins nächste Flugzeug nach Mexiko. Die Polizei kann nichts dagegen tun.”
    “Und dich würde er zurücklassen?”
    “Ich wage gar nicht mir auszumalen, was er mit mir tun würde. Die Frau, die mir geholfen hat zu fliehen, ist verschwunden. Ich habe gestern Abend versucht, sie anzurufen, aber weder sie noch ihre Schwester erreicht. Hoffentlich leben sie noch.”
    Hoffentlich leben sie noch?
Preston seufzte laut. Es war noch so früh am Morgen, und er hatte genug gehört. “Wir fahren jetzt erstmal nach Iowa, und dort entscheiden wir dann, wie es weitergeht, okay?”
    “Okay.”
    “Ich versuche mal, noch ein bisschen zu schlafen.” Damit stand Preston auf und wollte ins Schlafzimmer zurückgehen, aber sie hielt ihn am Handgelenk fest. Als er zu ihr hinabblickte, spürte er wieder diese Sehnsucht, sich ihr zu nähern. Aber es durfte nicht sein, er riss sich zusammen.
    “Ich möchte mich noch entschuldigen”, sagte sie.
    “Wofür?”
    “Ich … ich hätte dir das mit Max’ Diabetes früher sagen sollen. Ich hätte es auch getan, aber ich hatte so eine schreckliche Angst, dass du uns dann verlässt. Es tut mir sehr leid.”
    “Vergiss es.” Er konnte nicht anders, er strich ihr ganz sanft mit der Hand über die Wange.
    Dabei schloss sie die Augen, als hätte sie sich nach dieser Berührung gesehnt. Aber weiter wollte er nicht gehen. Ihr Leben war auch so schon kompliziert genug.
    Vorsichtig zog er die Hand zurück und ging ins Nebenzimmer.
    Emma hörte, wie sich die Tür schloss und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie hatte sich so danach gesehnt, von ihm umarmt zu werden, in seine Arme zu sinken, sich ihm anzuvertrauen. Nach diesem Tag fühlte sie sich so schwach, sie brauchte seinen Schutz. Seit sie vergeblich versucht hatte, Rosa zu erreichen, war sie noch beunruhigter. Aber es war nicht nur das. Jetzt, wo sie ihm vertraute, spürte sie eine große Sehnsucht danach, ihn zu küssen, sich von ihm liebkosen zu lassen, und sie stellte sich vor, wie es sich wohl anfühlen würde.
    Aber sie wollte sich nicht schon wieder mit einem Mann einlassen. Was sie jetzt brauchte, war ihre Freiheit, ein kleines Häuschen, eine Stelle als Lehrerin und Zeit, sich um Max zu

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