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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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ihrer Stimme klang viel Mitleid mit.
    Max schob das Hosenbein seiner Shorts hoch und deutete auf eine Stelle an seinem Oberschenkel. “Hier?”
    “Das sieht doch gut aus”, stimmte Emma zu.
    Auf Max’ Gesicht erschien ein fatalistischer Ausdruck, der dann aber in Widerwillen umschlug. Er hielt die Spritze über die entsprechende Stelle, setzte sie auf die Haut, zog sie aber wieder zurück, bevor er zustach. “Ich kann nicht.”
    Beim leidvollen Unterton in seiner Stimme bekam Preston prompt wieder Schuldgefühle, weil er den kleinen Jungen so oft abgewiesen hatte. Max war ein guter Junge, der es wirklich nicht leicht hatte. Er verdiente es nicht, dass man ihn schlecht behandelte, er hatte sich doch gar nichts zu Schulden kommen lassen.
    “Dann spritz es halt in den Bauch”, sagte Emma und wandte sich ab, um wieder in der Küche zu arbeiten, vielleicht weil sie den Anblick nicht ertrug. “Aber such dir bitte eine neue Stelle, ja?”
    Preston führte die Gabel zum Mund, hielt aber in der Bewegung inne, als er sah, wie Max sich die Nadel in den Bauch stieß und die Flüssigkeit injizierte. Dann zählte er bis drei und zog die Nadel wieder heraus. Anschließend stand er auf und brachte seiner Mutter die leere Spritze.
    “Gut gemacht”, sagte sie und umarmte ihn. “Du bist wirklich tapfer, Max. Es gibt keinen mutigeren Jungen als dich.”
    Was stimmte, dachte Preston. Natürlich war Max nicht Dallas, aber er war auch nicht irgendein gewöhnlicher Junge.
    “Wo sind Sie denn?”
    Als Manuel Rosas Stimme hörte, ließ er sich auf das Sofa seines Motelzimmers fallen und griff nach dem Handtuch, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Weil er sich nicht sicher war, ob er überhaupt in der richtigen Richtung suchte, hatte er Halt gemacht und ein wenig trainiert – in der Hoffnung, dass Hector Vanessa vielleicht bald schon in Las Vegas aufspürte. Aber Hector hatte keinen Erfolg gehabt.
    Gab es jetzt vielleicht endlich einmal bessere Nachrichten?
    “Warum willst du denn wissen, wo ich bin?”, fragte er Rosa.
    “Ich glaube, sie hat gestern Abend wieder angerufen.”
    “Von wo?”
    “Das weiß ich nicht.”
    “Erzähl mir doch nichts!”
    “Aber … ich habe den Anruf doch gar nicht entgegengenommen.”
    “Wieso nicht?” Er ließ das Handtuch auf den Fußboden fallen.
    “Ich konnte es einfach nicht ertragen, mit ihr zu sprechen. Sie hat aufgelegt, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Aber die Nummer, von der aus sie angerufen hat, wurde auf meinem Display angezeigt”, fügte Rosa eilig hinzu. “Vielleicht erreichen Sie sie ja dort und können sie überzeugen, dass sie zurückkommen soll.”
    Die Vorwahl würde ihm zumindest einen kleinen Hinweis geben. Vielleicht erreichte er sie sogar. Sie am Telefon zu sprechen war immer noch besser, als überhaupt nicht mit ihr zu sprechen. Er sehnte sich danach, endlich wieder ihre Stimme zu hören. Was glaubte sie denn nur, was das bringen würde, was sie da tat? Bildete sie sich etwa ein, ein solches Verhalten könnte ihr Verhältnis zueinander verbessern? Von jetzt an würde er ihr nie mehr vertrauen. Sie hatte ihn bestohlen, seine Angestellten gegen ihn aufgebracht, ihn angelogen …
    Manuel schloss die Augen und atmete tief aus. “Gib mir die Nummer.”
    Sie las sie vor, und er schrieb sie hastig auf einen Zettel.
    “Wie … wie geht es meiner Schwester?”, fragte Rosa zaghaft.
    “Das wirst du schon noch früh genug erfahren”, fuhr er sie an und beendete das Gespräch. Wenn er Vanessa erst einmal gefunden hatte und diesen Mistkerl, mit dem sie unterwegs war, wäre Rosa überhaupt nicht mehr wichtig.
    Wütend tippte er die Nummer ein, die Rosa ihm genannt hatte.
    Eine höfliche Stimme meldete sich: “Guten Morgen. Vielen Dank, dass Sie das Hilton Hotel in Salt Lake City anrufen. Ich heiße Trina. Was kann ich für Sie tun?”
    Das
Hilton?
Manuel spürte, wie eine unbändige Wut von ihm Besitz ergriff. Sie wohnte in einem Hotel? In einem
guten
Hotel? Einem erstklassigen Hotel? Dann konnte der Mann, mit dem sie unterwegs war, kein Fernfahrer sein. Fernfahrer stiegen nicht in Luxushotels ab. Sie ruhten sich in den Schlafkabinen ihrer Lastwagen aus oder nahmen ein billiges Zimmer.
    “Können Sie mir bitte Ihre genaue Adresse nennen?”, fragte er.
    “South West Temple 2555.”
    “Wie komme ich denn am besten zu Ihnen?”
    “Ich verbinde Sie gern mit meiner Kollegin an der Rezeption. Die kann Ihnen weiterhelfen.”
    Als Nächstes hörte Manuel sanfte

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