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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Besonders da Max allmählich unruhig und nörgelig wurde.
    Er langweilte sich jetzt schon, und hier gab es wenigstens Platz und einen Fernsehapparat zur Ablenkung.
    Sie sollte ihm noch ein paar Spielsachen besorgen, entschied sie. Daran hatte sie gar nicht gedacht, als Preston vorhin losgegangen war. Es war ihr viel zu peinlich gewesen, dass sie seine Zahnbürste benutzt hatte und ihn ständig wegen irgendwelcher Sachen belästigte. Er würde sie nach Iowa bringen, sie waren jetzt Freunde. Und diese angenehme Situation wollte sie nicht durch irgendwelche Extrawünsche kaputt machen.
    “Mommy, wann gehen wir denn endlich?”
    Sie drehte sich vom Fenster weg und setzte sich wieder aufs Sofa. “Bald.”
    “Und was heißt bald?”
    “Ich weiß nicht, Max …”
    “Du sollst mich jetzt auch Schlaufuchs nennen, Mommy.”
    Ganz kurz dachte Emma daran, dass Manuel mit solchen Spitznamen bestimmt nichts anzufangen wusste. So etwas war ihm viel zu verspielt, nicht ernsthaft genug, dafür besaß er absolut keinen Sinn. Für ihn gehörte alles an seinen Platz, und man spielte nicht mit Namen oder der Bedeutung von Worten. Auch in dem Punkt wollte er alles unter Kontrolle haben.
    Und genau das machte ihn so gefährlich, dass er keine Ansichten außer den eigenen zuließ und andere in seinem Sinne kontrollieren wollte. Emma schauderte bei dem Gedanken, wie bedrückend die Situation zu Hause in San Diego kurz vor ihrer Flucht gewesen war. Sie holte die Handtasche und zog wieder einmal den Zettel mit den Namen heraus, den Juanita ins Handschuhfach gelegt hatte. Da sie Rosa den ganzen Morgen nicht erreicht hatte, überlegte sie, Manuel auf seinem Handy anzurufen. Sie fühlte sich für Juanita verantwortlich und wollte unbedingt etwas tun, um ihr zu helfen.
    “Mommy?”
    “Was ist?” Sie studierte die Namen auf dem Blatt.
Justin Shepard … Jesus Barraza … Raymond Midon.
Aber was bedeuteten all diese Namen?
    “Guck mal!”
    Emma sah zu, wie ihr Sohn den Bizeps anspannte.
    “Ich hab echt tolle Muskeln, stimmt’s?”, fragte er.
    Sie unterdrückte ein Lächeln und winkte ihn zu sich. “Keine Ahnung. Lass mich mal fühlen.”
    Er behielt die Pose bei und kam langsam auf sie zu.
    Sie betastete seinen Arm. “Oh, ja”, sagte sie. “Du hast wirklich tolle Muskeln, besonders für einen Fünfjährigen.”
    “Meinst du, ich krieg mal so große Muskeln wie Preston?”
    “Wenn du es gern möchtest bestimmt.”
    “Meinst du, Preston hat bessere Muskeln als Daddy?”
    Preston war etwas größer, hatte breitere Schultern und war ein bisschen kräftiger gebaut als Manuel. Das hatte Emma registriert, ebenso wie Prestons lockeres Verhältnis zu seinem Aussehen, das sehr im Gegensatz zu Manuel stand, der ständig Krafttraining und Bodybuilding machte und Designer-Klamotten brauchte, um sich wohl zu fühlen. Trotzdem wollte sie sich nicht in eine Diskussion über Prestons körperliche Vorzüge verwickeln lassen, jedenfalls nicht zu einem Zeitpunkt, wo sie alles daransetzte, sie zu übersehen. Also sagte sie nur: “Vielleicht.”
    Max ließ den Arm wieder sinken. “Wann fahren wir endlich los?”
    “Bald.”
    Glücklicherweise kam jetzt eine Sendung, für die er sich interessierte. Wie ein Kaninchen hüpfte er zum Fernseher, während Emma sich wieder der rätselhaften Liste zuwandte. Sie sollte lieber nicht so sehr darüber nachgrübeln, sondern Manuel anrufen, dachte sie. Aber vorher musste sie es wenigstens noch einmal bei Rosa probieren. Vielleicht war Juanita ja schon zurück. Vielleicht ging es ihr ja gut.
    Sie wählte die Nummer, aber das Telefon klingelte und klingelte, ohne dass jemand dranging. Genau wie gestern Abend. Dann schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
    “Hola”, hörte sie die bekannte Stimme. “Das ist der Anrufbeantworter von Rosa. Hinterlassen Sie Ihre Nachricht oder Namen und Telefonnummer …” Emma legte auf. “Dann eben nicht”, sagte sie. “Also ist es jetzt so weit, ich muss es tun.” Sie stand auf.
    Max drehte sich zu ihr um: “Was musst du tun, Mommy?”
    “Komm mit.”
    “Gehen wir denn ohne Preston los?”
    “Wir sind gleich wieder zurück.”
    “Wo gehen wir denn hin?”
    “Nur ein Stück weit die Straße entlang.”
    “Warum denn?”
    “Wir müssen von einer Telefonzelle aus anrufen.”
    “Aber du kannst doch das Telefon da benutzen.” Er deutete auf den Apparat neben ihr.
    “Nein.”
    “Warum nicht?”
    Sie wollte nicht, dass die Nummer des Hotels oder die von Prestons Handy

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