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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Überraschung das werden wird, dachte sie, während sie sich mit beiden Händen in die Haare griff, um sie ein wenig aufzubauschen.
    »Da muß ich leider erst einmal anrufen.«
    »Das geht schon in Ordnung.«
    »Es ist mir wirklich peinlich«, entschuldigte sich der alte Mann. »Aber sie nehmen es hier mit den Vorschriften sehr genau.«
    »Natürlich.«
    »Ich würde meinen Job verlieren, wenn ich Sie einfach reingehen lasse.«
    »Ich werde meinem Mann sagen, wie gewissenhaft Sie sind.«
    Der Portier lächelte und griff zum Telefon. »Ich hätte Sie beinahe nicht erkannt«, sagte er. »Sie haben eine andere Frisur.«
    »Gefällt sie Ihnen?« fragte Bonnie hoffnungsvoll, nicht sicher, wie lange sie sich noch auf den Beinen würde halten können.
    »Sie ist jedenfalls anders.«
    »Ich dachte mir, kurzes Haar war’ mal eine nette Abwechslung.«
    »Ja, kurz ist es.«
    Du meine Güte, dachte Bonnie, meine Haare müssen ja wirklich fürchterlich aussehen, wenn nicht mal dem alten Mann ein nettes Wort dazu einfällt. Unsinn, denk dir nichts, sagte sie sich im nächsten Augenblick. Der Alte ist schließlich nicht maßgebend. Auch wenn ihm eine Frisur nicht gefällt, finden andere sie vielleicht hübsch. Außerdem ist nichts verloren. Haare wachsen nach.
    Aber bis dieser Stoppelkopf nachgewachsen ist, dauert es mindestens zwei Jahre, dachte sie und lehnte sich erschöpft an das Empfangspult, während der Portier telefonierte.
    »Sie schicken gleich jemanden herauf«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte.
    »Danke.« Bonnie ließ ihren Blick durch das schwarze Marmorfoyer des modernen Hochhauses schweifen, das nur ein paar Minuten zu Fuß von der eleganten Newbury Street entfernt war. Wenn sie hier fertig war, würde sie vielleicht einen kleinen Einkaufsbummel machen, etwas kaufen, das zu ihrem neuen Haarschnitt paßte. Sie konnte Diana anrufen und fragen, ob sie Lust hatte mitzukommen. Dianas Kanzlei war ganz in der Nähe. Sie würden zusammen einkaufen, irgendwo einen Kaffee trinken und plaudern, alles, was man so von Frauen erwartete.
    Sie fragte sich plötzlich, warum sie hierhergekommen war. Warum sie Rod ausgerechnet jetzt, mitten am Nachmittag, stören mußte, obwohl sie wußte, daß er bis über die Ohren in den Vorbereitungen für Miami steckte. Am gescheitesten wäre es, einfach wieder zu gehen, dem Portier zu sagen, sie hätte sich geirrt, es täte ihr leid, hier hereingeplatzt zu sein...
    »Bonnie, Bonnie, sind Sie’s?« Marlas Stimme durchschnitt das elegante Foyer wie das Kreischen einer Elektrosäge. In einem knallroten Kleid, das weizenblonde Haar eine in Kaskaden fallende Lockenpracht, eilte sie auf Bonnie zu.
    Bonnie griff sich automatisch an ihren jämmerlichen Struwwelkopf. »Sie hätten doch nicht extra herauszukommen brauchen...«, begann sie.
    »Ich hörte, daß Sie hier sind, und wir haben gerade eine Pause... wir sind beim Aufzeichnen, wissen Sie...«
    »Ach du lieber Gott, Sie sind beim Aufzeichnen. Das hatte ich völlig vergessen.«
    »Das macht doch nichts.« Marla schob die Hand unter ihren Ellbogen und zog sie mit sich. »Ich freue mich immer, Sie zu sehen. Haben Sie eine neue Frisur?«
    »Ich wollte mal was anderes«, sagte Bonnie.
    »Ja, es sieht wirklich ganz anders aus«, versetzte Marla und öffnete eine Tür mit der Aufschrift »Studio«. Sie gingen einen schmalen, schlecht beleuchteten Korridor hinunter.
    »Es tut mir wirklich leid, wenn ich störe...«
    »Unsinn. Sie stören doch nicht. Ich glaube, Sie waren noch gar nicht hier, seit wir das neue Set haben.«
    »Nein, ich war lange nicht mehr hier.«
    Mehrere hübsche junge Frauen in sehr kurzen Röcken kamen an ihnen vorüber und nickten Marla zu.
    »Das neue Set ist wirklich eine gigantische Verbesserung«, berichtete Marla. »Es war natürlich Rods Idee. Er hat das ganze Grau und Grün rausgeworfen und alles in Pfirsich und Zartrosa machen lassen. Das ist viel schmeichelhafter und weit femininer, finden Sie nicht auch?«
    Bonnie sagte nichts. Sie wußte, daß eine Antwort nicht nötig war.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für ein Vergnügen es ist, mit Ihrem Mann zu arbeiten. Ich habe ja schon mit den verschiedensten Regisseuren gearbeitet, glauben Sie mir, und es gibt solche und solche, glauben Sie mir. An der Kamera rumfummeln und den Leuten sagen, wo sie sitzen sollen, das kann jeder, aber um zu verstehen, was bei den Leuten läuft, und dafür zu sorgen, daß alles ohne Panne über die Bühne geht, muß man schon wirklich

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