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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Ledersessel auf und kam um den Schreibtisch herum. »Also«, sagte sie, sich an die Schreibtischkante lehnend, »jetzt laß mich mal sehen, ob ich das alles richtig mitbekommen habe. Du hattest einen Zusammenstoß mit einem deiner Schüler, worauf du beschlossen hast, blauzumachen und dir einen neuen Haarschnitt verpassen zu lassen...«
    »Ich weiß, er ist grauenhaft.«
    »Na ja, er schmeichelt dir nicht gerade«, stimmte Diana zu, »aber das ist im Moment nicht das, worauf es ankommt.«
    »Ich glaube, ich weiß überhaupt nicht mehr, worauf es ankommt«, warf Bonnie ein.
    »Das ist es ja gerade«, erklärte Diana prompt. »Du weißt immer , worauf es ankommt. Du tust nie etwas, ohne es dir vorher genau zu überlegen. Und plötzlich tust du ein unüberlegtes Ding nach dem anderen, schwänzt den Unterricht, läßt dir das Haar schneiden, platzt unangemeldet ins Studio. Warum? Was ist denn eigentlich los?«
    »Mein Mann hat ein Verhältnis«, versetzte Bonnie scharf.
    »Mit Marla Brenzelle? Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Nicht einmal Rod wäre so dumm.«
    »Ich weiß, es klingt im ersten Moment lächerlich, aber es paßt alles zusammen.«
    »Was paßt zusammen?«
    »Rod macht in letzter Zeit dauernd Überstunden. Er geht in aller Frühe aus dem Haus und kommt erst spät abends wieder heim. Manchmal geht er sogar noch einmal weg, nachdem er heimgekommen ist.« Sie dachte an den vergangenen Abend.
    »Bonnie, er bereitet sich auf einen wichtigen Termin in Miami vor. Muß er nicht in ein paar Tagen schon fahren?«
    »Ja, mit Marla«, gab Bonnie zurück.
    »Sie ist sein Boß.«
    »Sie hat einen großen Busen.«
    »Pardon?«
    »Weißt du noch, die Wäsche, die ich in Rods Schublade gefunden habe, von der ich dachte, sie wäre für mich? Der Büstenhalter war mir viel zu groß.«
    »Aber das bedeutet doch noch lange nicht...«
    »Die Sachen waren für Marla, darum. Nicht für mich. Diana, ich bilde mir das bestimmt nicht ein. Ich hab’ dir doch erzählt, daß Caroline Gossett sagte, Rod hätte Joan dauernd betrogen.«
    »Aber du bist nicht Joan.«
    »Ich bin seine Frau. Das ist das gleiche.«
    »Nicht ganz. Joan ist zufällig mausetot.«
    Abrupt wurde es still.
    »Hm, so eine blöde Bemerkung hab’ ich schon lange nicht mehr gemacht«, sagte Diana und schüttelte ungläubig den Kopf. »Hast du vor, mit ihm zu reden?«
    »Du glaubst mir also?«
    Diana zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Die Beweise sind ziemlich dürftig.«
    »Vergiß mal einen Moment, daß du Anwältin bist, und erinnere dich daran, daß du meine Freundin bist.«
    »Würde eine Freundin dir sagen, daß sie glaubt, dein Ehemann habe möglicherweise ein Verhältnis mit einer anderen?«
    Jetzt ließ Bonnie sich doch in einen Sessel fallen. »Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll. Ich bin so müde. Und ich fühl’ mich die ganze Zeit so hundelelend.«
    »Okay, ich gebe dir folgenden Rat«, sagte Diana, kniete neben Bonnie nieder und legte ihre Hände auf die ihrer Freundin. »Tu jetzt erst mal gar nichts. Warte, bis Rod aus Miami zurück ist. Bist dahin wirst du dich hoffentlich besser fühlen, kannst wieder klar denken, dein Haar ist ein bißchen länger geworden...«
    Bonnie versuchte zu lachen und begann statt dessen zu weinen. »Bitte, verzeih mir.«
    »Was denn?«
    »Daß ich mich so blöd benehme, daß ich mitten am Nachmittag in deine Kanzlei platze...«
    »Dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen.«
    »Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll.«
    »Fahr nach Hause und leg dich ins Bett«, riet Diana. »Du siehst wirklich nicht gut aus, und es liegt nicht nur an deinem Haar. Vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen.«
    »Mir geht es gut«, behauptete Bonnie und stand auf.
    »Kannst du allein nach Hause fahren?«
    Bonnie nickte. »Ich ruf’ dich später an«, sagte sie.

22
    Es war Samstag, Rod packte für die Reise nach Miami.
    »Ich darf dich eigentlich gar nicht allein lassen, wenn es dir so schlecht geht«, sagte er und stopfte gleichzeitig seine Toilettentasche in den Koffer.
    »Das wird schon wieder«, versicherte ihm Bonnie, die auf der Bettkante saß und sich bemühte, möglichst gesund und munter auszusehen.
    »Aber du siehst wirklich nicht gut aus.«
    »Das liegt an meinem Haar.«
    »Was für Haar?« versetzte er scherzend. »Die da hat ja mehr Haar als du.« Er wies mit dem Kopf zu der blauen Kahlköpfigen von der Hand Salvador Dalis.
    »Ich hab’ schon

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