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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Zeit nichts mehr darüber in der Zeitung gelesen. Es hätte mich nur interessiert, ob du etwas gehört hast.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, ob die Polizei schon eine heiße Spur hat.«
    »Keine Ahnung«, antwortete Bonnie und sah ihn scharf an.
    Nick hob die Bierflasche zu seinem Mund, neigte den Kopf in den Nacken und sog das Bier ein wie den Rauch einer Zigarette. »Es geht doch nichts über ein schönes kaltes Bier«, meinte er.
    »Hast du etwas gehört?« fragte Bonnie.
    »Ich?« Er lachte. »Wieso sollte ich etwas gehört haben?«
    »Ich dachte, die Polizei hätte dich vielleicht noch einmal vernommen.«
    »Glaubst du immer noch, ich hätte Joan getötet?«
    »Hast du’s getan?«
    »Nein.« Er trank wieder einen Schluck Bier. »Ich habe ein Alibi, oder hast du das vergessen?«
    »Ich weiß nicht, ob man Vater als unvoreingenommenen Zeugen bezeichnen kann.«
    »Du hast dich schon früher in ihm getäuscht.«
    Schweigen.
    »Vielleicht täuschst du dich auch in mir«, fuhr Nick fort.
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Bonnie störrisch. Sie trank den letzten Rest ihrer Bouillon und stellte die Schale in die Spüle. Der Boden unter ihren Füßen schwankte leicht. »Dir ist Mord nicht gerade fremd, nicht wahr?« sagte sie. »Oder behauptest du immer noch, daß du reingelegt wurdest?«
    »Ich saß im Auto, als Scott Dunphy wegen der Angelegenheit verhandelte«, erinnerte er sie, und augenblicklich sah Bonnie alte Zeitungsausschnitte vor sich. Die Ausschnitte aus Joans Album, erkannte sie mit Unbehagen.
    »Aber sie standen nur ungefähr einen halben Meter von dir entfernt«, entgegnete sie. »Du mußt doch gehört haben, worüber sie geredet haben.«
    »Das Autofenster war zu.«
    »Du hast also überhaupt nichts gehört und hattest keine Ahnung, weshalb dein dubioser Partner einem wildfremden Menschen zehntausend Dollar in die Hand drückte. Willst du das allen Ernstes behaupten?«
    »Die Sache ist komplizierter, als du ahnst.«
    »Ach ja?«
    Einen Moment war es still. »Ich habe Joan nicht getötet«, sagte Nick schließlich.
    Bonnie nickte, erwiderte nichts. Wozu noch reden? Der Raum um sie herum kippte plötzlich, die Decke neigte sich zum Boden. Sie lehnte sich an die Spüle, versuchte sich auf den großen Ahorn draußen vor dem Fenster zu konzentrieren, sah, wie seine Zweige sich im sanften Wind bewegten. Und merkte, wie ihre Knie zu zittern begannen. Sie richtete ihren Blick auf das Bild, das Amanda ihr gemalt hatte, Menschen mit viereckigen Köpfen, und hatte das Gefühl, daß ihr eigener Kopf sich zu verzerren begann. Was war nur los mit ihr? War es Zeit, wieder eine Tablette zu nehmen? Sie wollte auf ihre Uhr schauen, konnte aber die Ziffern nicht erkennen, und blickte statt dessen zu der Digitaluhr überm Herd, konnte aber auch da die Ziffern nicht erkennen. Ich habe eine Digitaluhr im Auto, hatte sie der Polizei gesagt und dann über das Absurde der Situation gelacht. Warum hatte ihr damals niemand gesagt, daß es noch schlimmer werden würde?
    »Bonnie!« rief Nick. Seine Stimme klang wie durch Watte gedämpft. »Bonnie, was ist los? Ist dir nicht gut?«
    Sie wollte einen Schritt machen und geriet in Panik, als sie keinen Boden unter ihren Füßen fühlte. »Hilf mir!« schrie sie, als die Küche in Schwärze versank und sie kopfüber in den Abgrund stürzte.

27
    Als Bonnie die Augen öffnete, lag sie im Bett, und Nick saß in einem Sessel daneben. »Was ist denn passiert?« fragte sie, während sie sich langsam aufrichtete.
    »Du bist ohnmächtig geworden«, antwortete er, stand auf und setzte sich behutsam neben sie auf das Bett.
    Bonnie sah sich um. Es war noch hell. »Wie lange war ich weg?«
    »Nicht lang. Eine Stunde vielleicht.«
    »Und die Kinder?«
    »Sam und Lauren waren nach der Schule da, sind aber gleich wieder weg. Sie mußten Dianas Badezimmer tapezieren, sagten sie. Amanda ist noch nicht nach Hause gekommen.«
    »Nein. Sie ist bei einer Freundin eingeladen. Die Eltern bringen sie gegen halb sechs. Ich muß aufstehen, das Abendessen machen.« Sie holte tief Atem. Ihr Kopf fühlte sich schrecklich schwer an, sie konnte ihn kaum hochhalten. Was war passiert? Hatte sie einen Rückfall? Es ging ihr schlechter als zuvor.
    »Bleib liegen. Ich hab’ den Kindern schon gesagt, daß wir Pizza bestellen, wenn sie nach Hause kommen.«
    »Aber das ist doch lächerlich«, haderte Bonnie. »Ich kann doch nicht ewig im Bett bleiben.«
    »Wer hat was von ewig gesagt?« fragte Nick. »Du

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