Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
Vom Netzwerk:
verblüfft.
    Sie zögerte. »Na ja, zuerst wollten Sie überhaupt nicht mit mir reden«, sagte sie leise und wurde sich dabei bewußt, wie sehr sie sich freuen würde, ihn zu sehen. »Und jetzt bringen Sie mir Hühnerbouillon und machen meinen Kindern das Abendessen. Was steckt dahinter?«
    Es folgte eine lange Pause. »Ich mag Sie«, antwortete er schließlich einfach. »Und ich habe das Gefühl, Sie könnten einen Freund brauchen. Ich weiß, daß ich eine Freundin brauchen könnte.«
    Es läutete.
    »Bei mir ist jemand an der Tür«, sagte sie, froh über die Unterbrechung im rechten Moment. »Ich muß nachsehen, wer’s ist.«
    »Ich ruf’ Sie später noch einmal an, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Ja«, antwortete sie. »Es ist mir recht.«
    Es läutete ein zweites Mal, als Bonnie das Ende der Treppe erreichte. Sie zog ihren Morgenrock fest um sich. »Moment noch«, rief sie. Ihre Beine zitterten von der Anstrengung des Treppensteigens. »Wer ist da?«
    »Der Knastbruder vom Dienst«, schallte es zurück.
    Bonnie drückte ihre Stirn an das harte Holz der Haustür. Wann habe ich die Kontrolle über mein Leben verloren? fragte sie sich. »Was willst du, Nick?«
    »Ich möchte dich besuchen.«
    »Es geht mir nicht sehr gut.«
    »Das habe ich schon gehört. Laß mich rein. Ich möchte mit dir reden.«
    Bonnie seufzte tief, dann öffnete sie die Tür.
    »Du lieber Gott, was hast du denn mit deinem Haar gemacht?« fragte Nick. Sein eigenes dunkelblondes Haar war tadellos geschnitten und ließ die Stirn frei. Bonnie trat einen Schritt zurück, um ihn hereinzulassen.
    »Hast du mich gestern nacht angerufen?«
    »Gestern nacht? Nein. Wieso?«
    »Irgend jemand hat um zwei Uhr dreiundzwanzig morgens angerufen«, erklärte sie und ging ihm voraus in die Küche. Sie nahm die Flasche mit der Hühnerbouillon aus dem Kühlschrank, goß etwas in einen Topf und stellte ihn auf den Herd. »Möchtest du auch etwas Suppe?«
    »Du glaubst, ich hätte dich mitten in der Nacht angerufen? Nein, danke, ich möchte keine Suppe.«
    »Das hast du doch schon mal getan«, erinnerte sie ihn.
    »Aber nur, weil du Adeline gesagt hattest, du müßtest mich dringend sprechen.«
    »Du hast gestern nacht also nicht angerufen«, sagte sie.
    »Nein, ich war es nicht.« Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich. »Möchtest du’s mir erzählen?«
    Bonnie zuckte mit den Achseln. »Da gibt’s nichts zu erzählen. Jemand hat angerufen, kein Wort gesagt und dann aufgelegt. Ende der Geschichte.«
    »Ich hörte, daß Rod in Florida ist«, bemerkte Nick nach einer Pause.
    »Was soll das jetzt heißen?«
    »Gar nichts. Man nennt das Konversation.«
    »Wolltest du damit andeuten, daß es vielleicht Rod war, der angerufen hat.«
    »Auf die Idee bin ich überhaupt nicht gekommen. Wieso? Glaubst du denn, es könnte Rod gewesen sein?«
    »Natürlich nicht«, entgegnete Bonnie schnell. Oder glaubte sie es vielleicht doch?
    »Hör mal«, sagte Nick, »ich bin nur vorbeigekommen, weil ich wissen wollte, wie es dir geht. Adeline hat mir erzählt, daß du gestern bei ihnen warst. Ich hatte gehofft, dich noch zu treffen, als ich von der Arbeit zurückkam, aber Adeline sagte, du wärst gegangen, weil dir nicht gut war.«
    »Was hat die gute Adeline denn sonst noch gesagt?«
    »Daß du und Dad ein gutes Gespräch hattet.«
    »Hat Dad das auch gesagt?«
    »Du kennst doch Dad. Er...«
    »...redet nicht viel«, beendete Bonnie den angefangenen Satz ihres Bruders.
    »Aber ich weiß, daß ihm dein Besuch sehr gutgetan hat, Bonnie. Man hat es ihm richtig angesehen. Er war wie verwandelt.«
    Die Suppe begann zu köcheln. Bonnie nahm den Topf vom Herd und goß die heiße Suppe in eine Schale. »Willst du wirklich keine?«
    »Ich nehme ein Bier, wenn du eines hast.«
    Bonnie wies mit dem Kopf zum Kühlschrank. »Bedien dich.«
    Dann saßen sie sich am Küchentisch gegenüber, Bonnie mit ihrer Suppe, Nick mit seinem Bier. Wer hätte sich das träumen lassen? fragte sich Bonnie, verwundert, daß es überhaupt noch etwas gab, das sie überraschen konnte.
    »Wie läuft eigentlich die Morduntersuchung?« fragte Nick plötzlich.
    Die Frage kam überraschend. Bonnie begann zu zittern, etwas von der Suppe tropfte auf den Tisch. »Wie?«
    »Vorsichtig«, mahnte er. »Das ist heiß.« Er holte eine Papierserviette und wischte die Suppe auf. »Ich hab’ gefragt, ob es in der Mordsache schon etwas Neues gibt.«
    »Warum fragst du das?«
    Nick zuckte mit den Achseln. »Ich habe schon einige

Weitere Kostenlose Bücher