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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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zählt in diesem Fall nicht zu den Verdächtigen«, wiederholte er.
    Bonnie nickte. »Dann kann ich mich also unbesorgt an ihn wenden?«
    »Unbesorgt«, bestätigte er.
    »Danke«, sagte sie. »Ich wußte wirklich nicht mehr, wem ich noch trauen kann.«
    »Mir scheint, Sie haben sich richtig entschieden«, meinte er, mit einem Blick Carolines Wohnzimmer umfassend.
    »Ich hatte Glück. Caroline ist eine großartige Frau.«
    »Ja, gute Freunde sind viel wert.«
    »Ach du lieber Gott, Diana!« rief Bonnie. »Sie wartet ja auf meinen Anruf.« Sie stand auf, lief in die Küche, nahm das Telefon, tippte Dianas Nummer ein.
    Wieder läutete es einmal, zweimal, dreimal. Gerade als sie auflegen wollte, um neu zu wählen, wurde abgehoben.
    »Gut, du bist da«, sagte Bonnie, ohne auf Dianas Hallo zu warten. »Ich hab’ vorhin schon mal angerufen, aber da warst du anscheinend unter der Dusche.«
    »Wer spricht da?« Die Männerstimme am anderen Ende der Leitung war ausdruckslos, wenn sie Bonnie auch vage bekannt vorkam.
    »Wer ist denn da?« fragte sie bestürzt.
    »Detective Haver, Polizei Weston«, sagte der Mann. »Mit wem spreche ich bitte?«
    »Detective Haver?« wiederholte Bonnie und sah sofort den dunkelhäutigen Polizeibeamten vor sich, mit dem sie in Amandas Kindergarten nach dem Zwischenfall mit dem Blut gesprochen hatte.
    Mahoney stand plötzlich neben ihr. »Ich nehme das Gespräch«, sagte er, und Bonnie reichte ihm widerstandslos den Hörer.
    Sie sah, wie Mahoney die Augenbrauen zusammenzog, während er zuhörte. Sie registrierte, wie er die Stimme senkte, als er sprach, und hörte ihn sagen: »Ja, ich verstehe. Um welche Zeit war das?« Sie sah, wie er den Kopf schüttelte, den Hörer mit dem Kopf auf seiner Schulter hielt, als er in die Hüfttasche seiner Hose griff und seinen Notizblock herauszog, um sich etwas aufzuschreiben. »Haben Sie was dagegen, wenn ich gleich mal rauskomme und mich umsehe?« hörte sie ihn fragen, ehe er auflegte.
    »Ein Mord«, sagte er und drehte sich zu ihr um.
    Bonnie klammerte sich haltsuchend an die Tischkante. »Nein!« war das einzige, was sie hervorbrachte.
    »Ein Nachbar hat vor wenigen Minuten die Tote identifiziert.«
    »Bitte nein!« flüsterte Bonnie.
    »Es tut mir sehr leid, aber Ihre Freundin ist tot«, sagte Mahoney ernst. »Sie wurde erschossen.«
    »Diana ist erschossen worden«, wiederholte Bonnie, die nicht glauben wollte, was sie hörte; nicht glauben wollte, was sie sagte.
    »Es war nur ein einziger Schuß. Er hat sie direkt ins Herz getroffen.«
    »O Gott! O mein Gott! Nein! Diana, arme Diana.« Bonnies Blick flog wie gehetzt durch die Küche, blieb an der Kohlezeichnung der Mutter mit ihrem neugeborenen Kind hängen. Sie hatte nur den einen Wunsch, ihr eigenes Kind zu packen und zu fliehen, so schnell und so weit sie konnte. »Könnten es Einbrecher gewesen sein? Oder vielleicht Dianas geschiedener Mann? Sie war zweimal verheiratet, wissen Sie. Und zweimal geschieden. Vielleicht war es einer von ihren geschiedenen Männern oder ein anderer, mit dem sie bekannt war. An Verehrern hat es ihr nie gefehlt. Ich meine, das hat doch nichts mit Joan oder mit mir zu tun, nicht wahr? Es könnte doch auch einfach ein schrecklicher Zufall sein, oder nicht?« fragte Bonnie verzweifelt, obwohl sie genau wußte, daß es nicht so war.
    »Ein Nachbar sah heute morgen gegen zehn Uhr einen Wagen mit Vollgas aus ihrer Einfahrt rasen«, berichtete Mahoney. »Das beunruhigte ihn. Er ging über die Straße, sah, daß die Haustür offenstand, ging hinein und fand sie im Wohnzimmer auf dem Boden.«
    Bonnie versuchte das Bild zu verscheuchen, das ihre Freundin tot auf dem Boden in ihrem Wohnzimmer zeigte. Das kann nicht sein, dachte sie. Das muß ein Irrtum sein. Diana war ein so lebendiger und leidenschaftlicher Mensch, so voller Kraft und Energie. Es war unmöglich, daß jemand diesem komplexen Leben mit etwas so Simplem wie einer Pistolenkugel ein Ende gesetzt haben sollte.
    »Hat der Nachbar gesehen, wer in dem Wagen saß?« fragte Bonnie.
    »Nein. Aber das Fahrzeug hat er genau gesehen.«
    »Und was für ein Wagen war es?« fragte Bonnie und wußte die Antwort schon, ehe Mahoney sie aussprach.
    »Ein roter Mercedes«, antwortete er.
     
    »Wir lassen das Haus überwachen«, sagte Mahoney später, mußte es allerdings mehrmals wiederholen, ehe klar wurde, was er meinte. »Ein Wagen mit ein paar Leuten steht vor dem Haus, etwas entfernt, und hinten haben wir auch ein paar Leute

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