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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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wollte ihren Vater ganz für sich haben.«
    »Erzählen Sie mir noch etwas über Elsa«, drängte Bonnie.
    Mary fing an, mit der Zunge an ihrer Zahnprothese zu wakkeln. »Da gibt’s nichts zu erzählen. Sie hat tagaus, tagein im Bett gelegen, und eines Tages war sie tot.«
    »Das muß Sie sehr erschüttert haben«, bemerkte Bonnie. Ich sollte wieder gehen, dachte sie, aber sie fühlte sich müde und abgeschlagen und sagte sich, daß ihr ein paar Minuten Verschnaufpause sicher guttun würden.
    »Ehrlich gesagt, ich hab’s überhaupt nicht gemerkt«, gab Mary zurück und lachte. »Erst die Schwester hat gemerkt, daß sie im Koma lag.«
    »Nun, wenigstens hat sie nicht gelitten«, sagte Bonnie. »Das ist ja auch etwas Gutes.«
    »Ja, kann schon sein.« Mary drehte ihren Stuhl wieder dem Fenster zu. »Das sollten Sie dem kleinen Mädchen sagen. Das ist ihr bestimmt ein Trost.«
    »Welchem kleinen Mädchen?« Bonnie ging zum Fenster und sah die Frau im Rollstuhl fragend an.
    »Na, ihrer Enkelin. Wie hieß sie gleich wieder?«
    »Sie meinen Lauren?«
    »Richtig, ja, so hieß sie, glaub’ ich. Na, Sie müssen’s wissen. Sie haben sie ja das erstemal mitgebracht.«
    »Bitte?«
    »Ich habe ihr immer wieder gesagt, sie soll eine Abmagerungskur machen«, erklärte Mrs. Onassis. »Aber sie hat ja nie auf mich gehört. Sie hat mich gehaßt. Von Anfang an.«
    »Wie meinen Sie das, das erstemal?« fragte Bonnie.
    »Na, Sie haben die beiden Kinder doch hergebracht, den Jungen und das Mädchen.«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Bonnie. »Aber ich habe sie nur einmal hierher gebracht.«
    »Die Kleine ist noch mal wiedergekommen«, erklärte Mary in sachlichem Ton.
    »Was?« Bonnie wurde eiskalt.
    »Sie ist noch mal wiedergekommen. Sie hat Elsa Pudding mitgebracht und gesagt, sie hätte ihn selbst gemacht. Sie hat sich zu ihr aufs Bett gesetzt und sie gefüttert. Und mir hat sie nicht einen Löffel gegeben. Nicht sehr nett, finde ich.« Mary schob schmollend die Lippen vor. »Ich wollte doch nur mal probieren.«
    Bonnie legte ihre beiden Hände auf die Armlehnen des Rollstuhls und zwang Mary, sie anzusehen. »Überlegen Sie ganz genau, Mary«, sagte sie, bemüht, keine Panik aufkommen zu lassen. »Wie lange nach Laurens Besuch ist Elsa ins Koma gefallen?«
    Mary klapperte mit ihrer Zahnprothese. »Am selben Abend«, antwortete sie.
    Bonnie schwankte. Sie grub ihre Finger in den weichen Gummi der Armlehnen des Rollstuhls, um nicht zu fallen. »O Gott!« Hilflos sah Bonnie sich um. War es möglich, daß Lauren Elsa Langer vergiftet hatte? Und wenn sie Elsa Langer vergiftet hatte...
    »Das kann nicht sein«, sagte Bonnie. »Das kann nicht sein.«
    »Sie hätte mich wenigstens mal von ihrem Pudding probieren lassen können«, nörgelte Mary. »Aber nein, ihre Großmutter mußte ihn ganz allein aufessen.«
    »Ich habe sie mit Amanda in den Park gehen lassen. Sie ist ganz allein mit meiner kleinen Tochter.« Bonnie stürzte zur Tür.
    »Ich habe mich bemüht, ihr eine Freundin zu sein«, hörte Bonnie Mrs. Onassis rufen, als sie in den Flur hinausrannte. »Ich hätte diesem Mädchen helfen können, wenn sie es mir nur erlaubt hätte.«
     
    Wie von Furien gehetzt fuhr Bonnie zurück. Sie klapperte mit den Zähnen vor Kälte, der Schweiß brach ihr aus allen Poren. Die ganze Zeit weinte sie. »Nein, das kann nicht sein«, sagte sie immer wieder. »Das kann doch nicht sein.«
    Sie erinnerte sich, wie eilig Lauren es hatte, ihre Großmutter zu besuchen, wie gerührt sie gewesen war, als die alte Frau sie beim Namen genannt hatte, wie liebevoll sie mit ihr umgegangen war, als sie sich an ihr Bett gesetzt und sie gefüttert hatte. Sollte sie wirklich später zurückgekehrt sein, um sie zu vergiften? Aber wann? Sie hatte doch die ganze Zeit Schule. Wann hätte sie dazu die Gelegenheit gehabt?
    »Sie ist einmal zu Hause geblieben«, sagte Bonnie laut. Das war der Tag gewesen, an dem Lauren sich nicht wohl gefühlt hatte, gemeint hatte, sie hätte nach ihrer Grippe einen Rückfall bekommen. Nur war es keine Grippe gewesen. Sondern Arsen.
    Vielleicht war sie überhaupt nicht krank gewesen, sondern hatte nur so getan?
    »Nein, das ist ausgeschlossen«, sagte Bonnie. »Ich hab’ doch selbst gesehen, wie schlecht es ihr ging. Ich habe ihr den Kopf gehalten, als sie sich übergeben mußte. Ich hab’ sie stundenlang im Arm gehalten. Das war kein Theater. Sie war wirklich krank.«
    Aber sie hat sich wieder erholt, dachte Bonnie. Während es mir immer

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