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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Selbst wenn er nicht auf sie warten sollte, würde sie ihm vielleicht unterwegs begegnen...
    »Oh, Mrs. Wheeler!« rief da jemand, und als Bonnie sich umdrehte, sah sie eine der Sekretärinnen, eine rundliche junge Frau ganz in Rot, durch den Korridor laufen. Eine Tomate auf Beinen, dachte Bonnie, als die Frau keuchend vor ihr haltmachte. »Ein Glück, daß ich Sie noch erwischt habe.«
    »Wieso? Ist etwas passiert?«
    »Der Kindergarten Ihrer Tochter hat angerufen. Sie möchten so schnell wie möglich zurückrufen. Sie...«
    Bonnie ließ der verdutzten jungen Frau keine Zeit, ihren Satz fertig zu sprechen. Wie gejagt stürzte sie zum Sekretariat, zum ersten verfügbaren Telefon.
    »Probleme?« fragte Ron Mosher, der in diesem Moment aus seinem Büro ins Vorzimmer trat.
    »Claire Appleby, bitte«, sagte Bonnie in den Hörer und beantwortete gleichzeitig die besorgte Frage des Schulleiters mit einem ratlosen Achselzucken. »Hier spricht Bonnie Wheeler.«
    »Ah, Mrs. Wheeler«, meldete sich eine Sekunde später Claire Appleby. »Danke, daß Sie so prompt zurückrufen.«
    »Was ist denn los? Ist Amanda etwas passiert?«
    »Es ist inzwischen alles wieder gut. Bitte, regen Sie sich nicht auf.«
    »Was soll das heißen, es ist alles wieder gut?«
    »Es gab einen kleinen Zwischenfall.«
    »Einen Zwischenfall?«
    »Ihrer Tochter ist nichts geschehen...«
    Bonnie wartete nicht auf weitere Ausführungen. Sie hatte schon aufgelegt und rannte durch den Korridor zu ihrem Wagen.

10
    Amandas Kindergarten befand sich in einem einstöckigen roten Backsteingebäude mit vielen Fenstern in der School Street. Normalerweise brauchte man für die Fahrt von der Weston High School zwei Minuten; Bonnie war in weniger als sechzig Sekunden dort.
    Sie lenkte ihren Wagen in die lange Einfahrt, stellte ihn auf den Parkplatz neben dem Gebäude und lief den kleinen Fußweg mit dem Spitznamen Alphabet Lane entlang zum Kindergarten, der sich im rückwärtigen Teil des Gebäudes, direkt am Spielplatz, befand.
    Schon durch das Fenster entdeckte sie ihre Tochter und stieß die Glastür weit heftiger auf, als notwendig gewesen wäre, so daß sie beinahe in den großen Raum hineinfiel. Amanda blickte von dem kleinen Tisch auf, an dem sie mit bunten Bauklötzen spielte. »Mami!« rief sie freudig überrascht.
    Sie hatte einen blauen Overall an und darunter einen roten Pulli. Hatte sie Amanda heute morgen nicht den grünen Spielanzug angezogen? Wessen Kleider trug ihre Tochter jetzt?
    Eine der Erzieherinnen, eine junge Frau mit lockigem dunklem Haar und einem zitronengelben Kleid, saß auf einem kleinen Kinderstuhl neben Amanda. Bonnie versuchte krampfhaft, sich an den Namen der jungen Frau zu erinnern; er fiel ihr ein, als Amanda ihr entgegengelaufen kam.
    »Was ist denn passiert, Sue?« fragte Bonnie die Erzieherin, als sie Amanda in ihre Arme schloß und mit den Augen hastig Gesicht und Körper des Kindes nach Verletzungen absuchte.
    »Ein böser Mann hat was auf mich geschmissen«, sagte Amanda.
    »Wie meinst du das? Wer hat etwas auf dich geschmissen? Was war es denn?«
    »Warten Sie doch einen Moment, dann hole ich Mrs. Appleby«, sagte die Erzieherin. »Sie hat gesagt, wir sollen ihr sofort Bescheid geben, wenn Sie da sind.«
    »Alles in Ordnung?« fragte Bonnie ihre Tochter, während sie mit zitternden Händen das zarte Kindergesicht streichelte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Ich muß mich beruhigen, sagte sie sich. Ich muß ruhig bleiben, wenigstens so lange, bis ich genau weiß, was passiert ist.
    Irgend jemand hatte etwas nach ihrer Tochter geworfen. Hatte versucht, ihrem unschuldigen kleinen Mädchen etwas zuleide zu tun. Nein, das war ausgeschlossen. Es mußte ein Versehen gewesen sein, ein dummer Zufall. Weshalb sollte jemand einem dreijährigen Kind etwas antun wollen?
    Sie sind in Gefahr, hatte Joan gewarnt. Sie und Amanda.
    »Nein«, flüsterte sie wie betäubt. Das konnte nicht sein.
    »Was denn, Mami?«
    »Mrs. Wheeler«, sagte Claire Appleby, und Bonnie, die sie nicht bemerkt hatte, fuhr erschrocken zusammen. »Es tut mir sehr leid, daß das passiert ist.«
    Claire Appleby war eine große Frau mittleren Alters mit flachem Busen und breiten Hüften. Sie trug ein einfaches blaues Hemdblusenkleid, das unglücklicherweise sowohl den flachen Busen als auch die ausladenden Hüften betonte.
    »Was ist denn nun wirklich passiert?« Bonnie entdeckte plötzlich, daß ein paar Härchen hinter dem linken Ohr ihrer Tochter feucht und verklebt

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