Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
Vom Netzwerk:
Höchstens eine halbe Stunde. Wir haben sie erst saubergemacht und bei Ihnen angerufen.«
    »Haben Sie die Polizei informiert?«
    Claire Appleby zögerte. »Wir hielten es für besser, zuerst mit Ihnen zu sprechen. Selbstverständlich werden wir den Vorfall melden.«
    »Ich bin der Meinung, wir sollten die Polizei anrufen«, erklärte Bonnie, während sie zum Fenster hinaus auf den Spielplatz blickte, wo ihre Tochter lachend und schreiend vor Vergnügen auf der Schaukel durch die Luft flog. Den häßlichen Zwischenfall schien sie längst vergessen zu haben.
     
    »Haben Sie eine Ahnung, wer das getan haben könnte?« fragte Captain Mahoney. Hinter ihm stand sein Freund, Detective Haver von der Polizei Weston. Da sich dieser Zwischenfall in Weston ereignet hatte und nicht in Newton, hatte Mahoney erklärt, war er strenggenommen nicht dafür zuständig.
    Bonnie schüttelte den Kopf. Weshalb fragte er sie das? Woher sollte sie wissen, wer etwas so Scheußliches getan haben konnte?
    »Sollten wir mit ihr ins Krankenhaus fahren?« fragte sie. »Um einen Aidstest machen zu lassen?«
    »Ich würde vorschlagen, wir warten die Blutuntersuchung ab«, erwiderte Captain Mahoney besänftigend. »Ich könnte mir vorstellen, daß es sich nicht um menschliches Blut handelt.«
    »Wieso nicht?«
    »Hier in der Gegend gibt es viel Landwirtschaft, Mrs. Wheeler«, bemerkte Detective Haver. Er war ein korpulenter Mann mittlerer Größe und schokoladenbrauner Haut. »Drüben in Easton gibt es eine Anzahl Höfe, wo noch selbst geschlachtet wird.«
    »In Easton?« wiederholte Bonnie verblüfft.
    »Ihr Vater wohnt in Easton, nicht wahr?« sagte Mahoney beiläufig.
    Allzu beiläufig, dachte Bonnie. Ihr Bruder fiel ihr plötzlich ein, den sie in den Bäumen hinter der Schule zu sehen geglaubt hatte.
    »Haben Sie mit meinem Vater gesprochen?« fragte Bonnie.
    »Nur kurz.«
    »Und mit meinem Bruder auch?«
    »Ja.«
    »Und? Hatte er etwas Interessantes zu sagen?«
    »Warum fragen Sie das Ihren Bruder nicht selbst?«
    Bonnie schluckte und sah zu ihrer Tochter hinaus, die jetzt mit dem Kopf nach unten von einem der Klettergerüste auf dem Spielplatz herabhing, fürsorglich behütet von der Erzieherin.
    »Mein Bruder und ich sind nicht gerade die besten Freunde, Captain«, sagte sie.
    »Darf ich fragen, warum nicht?«
    »Sie haben doch das Album von Joan Wheeler gesehen«, versetzte Bonnie. »Die Antwort liegt wohl auf der Hand.«
    »Glauben Sie, daß er mit Joan Wheelers Tod etwas zu tun hat?«
    »Glauben Sie es?«
    »Ihr Bruder hat für die Zeit des Mordes ein Alibi«, erklärte Mahoney.
    »Ach ja?«
    »Das scheint Sie zu überraschen.«
    »Bei meinem Bruder überrascht mich nichts.«
    »Jetzt scheinen Sie enttäuscht zu sein.«
    »Ich halte wohl am besten den Mund«, sagte Bonnie und sah, wie Mahoney lächelte. Er scheint mich zu mögen, dachte sie. Er möchte gern glauben, daß ich mit Joans Tod nichts zu tun habe.
    »Gibt es irgendeinen Grund zu der Annahme, daß er mit dem Zwischenfall hier etwas zu tun hat?«
    »Weshalb sollte mein Bruder meiner Tochter etwas antun wollen? Er kennt sie noch nicht einmal«, antwortete Bonnie mehr sich selbst als dem Beamten. Und doch, heute morgen war er hier gewesen, hier in dieser Gegend. Ging die Gefahr, von der Joan sie hatte warnen wollen, von ihm aus?
    Was hielt sie davon ab, der Polizei diese Information zu geben? War es möglich, daß sie ihren jüngeren Bruder immer noch schützen wollte?
    Du bist eine gute Seele, hörte sie wieder die Stimme ihrer Mutter. Sie schüttelte den Kopf, um sie zum Schweigen zu bringen.
    »Halten Sie es für möglich, daß diese Geschichte mit Amanda nur ein dummer Jungenstreich war?« fragte Bonnie hoffnungsvoll.
    Mahoney lockerte seine rot-schwarz gestreifte Krawatte und öffnete den Hemdkragen über seinem vorstehenden Adamsapfel. »Es wäre möglich, daß jemand in der Zeitung von Ihnen gelesen hat und es lustig findet, Ihnen einen Schrecken einzujagen«, sagte Mahoney, laut überlegend. »Verrückte gibt es überall, auch in einem scheinbar sicheren Vorort wie Weston.«
    Bonnie nickte. Was er sagte, war wahr. Sicher war man heutzutage nirgends mehr, auch nicht in Weston, wo sie sich niedergelassen hatten, als sie schwanger geworden war. Widerstrebend hatten Rod und sie sich damals eingestanden, daß Boston für Kinder nicht das sicherste Pflaster war, und hatten Weston als ihren neuen Wohnort gewählt, weil es trotz seiner Nähe zur Stadt mehr ländlichen Charakter

Weitere Kostenlose Bücher