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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Sie achtete darauf, daß ich aß, daß ich an die frische Luft kam, daß ich jemanden hatte, mit dem ich reden konnte. Sie kam mir nicht mit diesen Allgemeinplätzen, daß alles wieder gut werden würde, daß die Zeit alle Wunden heilt, daß ich auch ein Kind adoptieren könnte, daß es Gottes Wille sei, daß man nie wisse, wozu so etwas gut sei. Sie wußte, wie wenig hilfreich solche Binsenweisheiten sind. Wie weh sie tun. Sie hatte sie alle selbst zu hören bekommen. Sie wußte, daß ich jetzt einen Menschen brauchte, mit dem ich sprechen konnte; jemanden, der mich einfach in den Arm nahm und mir zuhörte, während ich weinte und jammerte und wütete und mit meinem Schicksal haderte. Es machte ihr überhaupt nichts aus, daß ich Tag für Tag dasselbe sagte. Sie war da, sie hörte mir zu, sie gab mir recht, wenn ich sagte, wie ungerecht und gemein es sei. Sie hat meine Gefühle immer respektiert, nie versucht, sie herunterzuspielen oder meinen Zorn zu ignorieren. Selbst nach Monaten noch, als meine Schwestern und alle anderen schon sagten, es sei Zeit, mich wieder dem Leben zuzuwenden, stand Joan zu mir. Sie sagte, ich würde das Leben schon wieder anpacken, wenn ich innerlich so weit sei.«
    »Sie war eine echte Freundin«, bestätigte Bonnie.
    »Ja, das war sie. Ohne sie hätte ich diese Monate nicht überstanden.« Caroline holte einmal tief Atem und zwang sich zu einem Lächeln. »Aber das ist noch nicht alles«, sagte sie.
    »Nein?«
    »Gerade als ich langsam wieder auf die Beine kam, stürzte meine Mutter und brach sich das Hüftgelenk. Sie mußte ins Krankenhaus. Mein Vater ist tot; meine beiden Schwestern leben nicht hier. Ich war die einzige, die sich um unsere Mutter kümmern konnte. Nach dem Krankenhaus mußte sie in eine Rehaklinik und danach in ein Pflegeheim, weil sie sich nicht mehr selbst versorgen konnte. Joan hat damals alles in die Hand genommen. Sie hat mit den Ärzten gesprochen, die Formalitäten erledigt, dafür gesorgt, daß meine Mutter die bestmögliche Betreuung bekam. Sie war unglaublich. Ich denke, das hatte viel damit zu tun, daß sie nach Kellys Tod mit ihrer eigenen Mutter so viel durchgemacht hat.«
    Bonnie wurde plötzlich kalt. »Wie meinen Sie das?«
    »Sie kennen die Geschichte mit Joans Mutter nicht.« Wieder eine Frage in Form einer Feststellung.
    »Ich weiß nur, daß sie tot ist.«
    »Tot?« Caroline sah sie erstaunt an. »Wer hat gesagt, daß Joans Mutter tot ist?«
    »Ist sie denn nicht tot?«
    »Meines Wissens nicht.«
    Bonnie merkte, daß sie den Atem angehalten hatte. Sie versuchte auszuatmen, aber es geschah nichts. Es war, als wäre sie unfähig zu atmen.
    »Was ist denn nach Kellys Tod passiert?«
    »Ihre Mutter wurde krank. Sie litt an zunehmender geistiger Verwirrung. Sie fing an, Dinge zu vergessen, sie ging in der Unterwäsche auf die Straße und solche Sachen, und sie redete meist völlig unsinniges Zeug. Sie hatte schon seit Jahren ein Alkoholproblem. Es wurde immer schlimmer. Schließlich mußte Joan sie in ein Heim geben. Natürlich hatte sie auch da wieder Schuldgefühle, mit denen sie fertig werden mußte. Und der gutaussehende Ehemann war selbstverständlich wieder einmal nirgends zu sehen.«
    »Wissen Sie, wo die Mutter jetzt ist?«
    »In der Melrose Klinik. Es ist eine psychiatrische Klinik in Sudbury. Eine private Einrichtung, für eine Nervenheilanstalt relativ angenehm.«
    »Und wie wird das bezahlt?«
    »Aus Joans Erbe«, antwortete Caroline sarkastisch. »Zumindest sagte Rod das immer.«
    »Glauben Sie, die Mutter weiß, daß Joan tot ist?«
    »Ich glaube, die bekommt überhaupt nicht mehr viel mit. Nach allem, was Joan mir erzählt hat, hat sie sich fast ganz in ihre eigene Welt zurückgezogen.«
    »Können Sie mir ihren Namen sagen?« fragte Bonnie und war selbst überrascht über ihre Frage.
    »Elsa Langer«, antwortete Caroline. »Warum?«
    »Das weiß ich selbst nicht«, sagte Bonnie aufrichtig. »Kann ich Ihnen noch eine Frage stellen?«
    »Bitte.«
    »Auf der Beerdigung sagten Sie, Joan hätte mich sehr geschätzt.«
    »Das stimmt.«
    »Was hat sie denn über mich gesagt?«
    Wieder hob Caroline den Blick zur Zimmerdecke. »Lassen Sie mich überlegen... Daß Sie eine sympathische Frau seien, eine gute Mutter, und daß sie Sie bewundert.«
    »Hatten Sie den Eindruck, daß sie sich sehr stark mit mir beschäftigte? Daß ich so etwas wie eine fixe Idee war?«
    »Eine fixe Idee?«
    Bonnie berichtete Caroline von dem Album mit den

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