Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
Vom Netzwerk:
Zeitungsausschnitten, das die Polizei in Joans Schlafzimmer gefunden hatte.
    »Tatsächlich? So ordentlich habe ich sie nie kennengelernt.«
    »Hat sie sonst noch etwas über mich gesagt? Fällt Ihnen noch etwas ein?«
    »An eine Bemerkung erinnere ich mich, ja«, antwortete Caroline nach einer kurzen Pause.
    »Ja?« Bonnie wartete mit wachsender Neugier.
    »Sie sagte, Sie täten ihr leid.«
    Prompt schossen Bonnie die Tränen in die Augen. Heul jetzt nicht, wies sie sich zurecht. Nicht hier. Und nicht jetzt. »Jetzt sollte ich aber wirklich gehen, denke ich.«
    »Das war ein interessanter Nachmittag für Sie«, bemerkte Caroline und stand auf, um ihr vorauszugehen.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte Bonnie, als sie die Haustür öffnete. Ein starker Windstoß blies ihr ins Gesicht, den sie als wohltuend empfand. Sie öffnete ihren Mund und sog die frische Luft ein wie Wasser.
    »Wer ist denn das?« Caroline, die mit ihr aus dem Haus getreten war, wies mit dem Kopf zur anderen Straßenseite.
    Widerstrebend blickte Bonnie zu Joans Haus hinüber und sah einen dunkelgrünen Wagen vorfahren und anhalten. Die Autotür wurde geöffnet, ein Paar wohlgeformter Beine schwang sich aus dem Wagen, eine Hand zog an einem schmalen beigefarbenen Leinenrock, dann stieg eine Frau aus dem Auto. Sie hatte aschblondes Haar, beinahe vom gleichen Ton wie ihr Kostüm und ihre Schuhe. Sie sah sich um, bemerkte, daß sie beobachtet wurde, und sah mit einem höflichen Lächeln zu Bonnie hinüber, ehe sie sich in Richtung zum Haus in Bewegung setzte.
    »Da ist niemand zu Hause«, rief Caroline über die Straße.
    »Das ist schon in Ordnung«, rief die Frau zurück, ohne sich umzudrehen. »Ich habe einen Schlüssel.« Sie schwenkte ihn in der Luft.
    Bonnie und Caroline sprinteten über die Straße. »Entschuldigen Sie«, sagte Bonnie, »aber da können Sie nicht hinein.«
    Die Frau drehte sich um. Ihr Make-up hatte den gleichen Farbton wie Kleidung und Haar. Man müßte sie nur noch vor einen beigefarbenen Hintergrund stellen, dachte Bonnie, und sie würde darin verschwinden.
    »Oh«, sagte die Frau in Beige. »Wieso nicht?«
    »Die Frau, die hier gewohnt hat, ist gestorben«, antwortete Bonnie, die nicht recht wußte, was sie sagen sollte. Die Frau kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie war sicher, sie schon einmal gesehen zu haben.
    »Ja, das weiß ich. Ich werde nichts in Unordnung bringen.«
    »Wer sind Sie?« fragte Bonnie, die instinktiv wußte, daß die Frau nicht von der Polizei war.
    »Gail Ruddick.« Die Frau reichte ihr eine Karte.
    Bonnie nahm sie. Caroline, die etwas hinter ihr stand, sah ihr über die Schulter. »Ellen Marx Immobilien« las Bonnie. Caroline pfiff tonlos durch die Zähne.
    »Ich habe Sie bei Joans Beerdigung gesehen«, sagte Bonnie, die plötzlich wußte, warum die Frau ihr bekannt vorkam. Letzte Reihe, die gemeißelten Frisuren, dachte sie.
    »Richtig.« Gail Ruddick fühlte sich in ihrer Haut offensichtlich nicht recht wohl. »Eine schreckliche Geschichte, einfach furchtbar.« Sie warf einen kurzen Blick auf das Haus. »Wir sollen uns das Haus einmal ansehen, um festzustellen, wie hoch etwa sein Wert ist.«
    »Die Polizei hat Sie darum gebeten?«
    »Nein«, antwortete Gail Ruddick. »Nicht die Polizei.« Sie war offensichtlich nicht bereit, noch mehr dazu zu sagen.
    »Wer denn dann?« fragte Bonnie.
    »Tut mir leid«, antwortete die Immobilienmaklerin. »Darüber kann ich Fremden wirklich keine Auskunft geben.«
    »Eine Fremde bin ich nun wirklich nicht«, erklärte Bonnie. »Dieses Haus gehört meinen Stiefkindern. Und meinem Mann«, fügte sie hinzu und hatte dabei ein so ungutes Gefühl, daß ihr die Worte nur zitternd über die Lippen kamen.
    Gail Ruddick verzog den dezent geschminkten Mund zu einem strahlenden Lächeln. Das blendende Weiß ihrer Zähne wirkte beinahe wie ein Schock nach dem vielen Beige. »Ach so, das ist etwas anderes. Ihr Mann hat mir den Auftrag gegeben, mich hier einmal umzusehen. Von ihm habe ich auch den Schlüssel. Wenn Sie einen Moment warten, schließe ich rasch auf und gebe Ihnen den gleich wieder zurück. Dann muß ich mich später nicht mehr darum kümmern.«
    Sie ging zur Haustür, sperrte auf und brachte dann den Schlüssel zurück. Bonnie hängte ihn an ihren Bund. Sie konnte nicht verhindern, daß ihre Hände dabei zitterten.
    »Würden Sie Ihrem Mann ausrichten, daß ich mich mit der Schätzung melde, sobald ich kann?«
    Bonnie nickte, als die

Weitere Kostenlose Bücher