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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Frau schon wieder kehrt machte und zum Haus zurückging.
    »Eine Frage habe ich noch«, sagte Bonnie zu Caroline, ohne die Frau von der Immobilienfirma aus den Augen zu lassen. »Hat Joan zu Ihnen jemals etwas darüber gesagt, daß sie glaubte, meine Tochter und ich wären in Gefahr?«
    »Nein«, antwortete Caroline. »Glauben Sie denn, daß es so ist?«
    Bonnie sagte nichts.
    »Geben Sie gut auf sich acht«, sagte Caroline zum Abschied. »Ich bin jederzeit für Sie da, wenn Sie einmal das Bedürfnis haben, mit jemandem zu reden.«
    Bonnie sah Gail Ruddick nach, bis sie in Joans Haus verschwunden war. Hinter sich hörte sie Caroline davongehen, drehte sich um und sah noch, wie sie die Tür ihres Hauses hinter sich schloß. Allein stand sie auf dem Bürgersteig, ein kleines Mädchen, das nicht wußte, wohin, und auf jemanden wartete, der es bei der Hand nehmen und sicher nach Hause führen würde.

13
    Die Melrose Klinik war inmitten eines großen Parks im Nachbarvorort Sudbury gelegen, ganz in der Nähe des Sudbury River, mit dem Auto von der Weston High School aus in kurzer Fahrt zu erreichen. Bonnie fuhr am folgenden Nachmittag nach der Schule hinüber.
    »Und was soll das nun wieder?« fragte sie sich laut in leichter Abwandlung des ewig gleichen »Was tue ich hier?«
    »Ich versuche nur herauszufinden, was eigentlich vorgeht. Ich kann nun mal unbeantwortete Fragen nicht leiden«, erklärte sie der Frau mit dem ängstlichen Gesicht, die ihr aus ihrem Rückspiegel entgegenblickte. Warum hatte ihr niemand gesagt, daß Elsa Langer noch lebte?
    Sie fuhr die lange Auffahrt hinauf zu dem imposanten weißen Gebäude, das mit seiner Säulenhalle und der Patina verblichener Pracht an den alten Süden erinnerte. Es war ein schöner Tag, warm, mit einer leichten Brise, die im frischen Laub der Bäume raschelte. Menschen gingen in Zweier-und Dreiergruppen auf den Rasenflächen unter den Bäumen spazieren. Patienten wahrscheinlich, dachte Bonnie und erwiderte ein freundliches Winken mit einem Kopfnicken. Jemand, den ich kenne? fragte sie sich und verwarf die Möglichkeit sofort. Eher eine arme verlorene Seele, die einen verwandten Geist erkannt hatte.
    Sie stellte ihren Wagen auf dem großen Besucherparkplatz ab. Seit wann sah sie sich selbst als arme verlorene Seele? Sie öffnete die Autotür und schwang ihre Beine aus dem Wagen. Augenblicklich fiel ihr dabei Gail Ruddick ein.
    »Ach so, das ist etwas anderes. Ihr Mann hat mir den Auftrag gegeben, mich hier einmal umzusehen. Von ihm habe ich auch den Schlüssel.«
    Bonnies Gedanken kehrten zum vergangenen Tag zurück. Den ganzen Nachmittag hatte sie ungeduldig darauf gewartet, endlich mit Rod sprechen zu können, aber dann hatte er kurz vor dem Abendessen angerufen und gesagt, er käme erst spät nach Hause; sie hätten wahnsinnig viel zu tun, um alles für die Tagung in Miami vorzubereiten; er würde im Studio eine Kleinigkeit essen, sie solle nicht auf ihn warten.
    Sie hatte dennoch auf ihn gewartet, aber schon als er zur Tür hereingekommen war, hatte sie ihm angesehen, daß dies nicht der richtige Moment für eine Aussprache war. Aber eine Aussprache hatte sie ja eigentlich gar nicht im Sinn. Sie wollte ihm nur ein paar Fragen stellen. Warum er die Immobilienfirma beauftragt hatte, Joans Haus zu besichtigen; warum er ihr nicht gesagt hatte, daß Joans Mutter noch lebte. Und ob das, was Caroline ihr über seine vielen Seitensprünge erzählt hatte, der Wahrheit entspräche.
    Den ganzen Nachmittag hatte sie überlegt, wie sie die Fragen formulieren sollte, damit sie möglichst harmlos klangen und er sich nicht sofort angegriffen fühlte. Auf keinen Fall sollte Rod glauben, sie wolle ihm irgend etwas vorwerfen. Das wollte sie wirklich nicht. Sie war nur neugierig. Ihr ganzes Leben war plötzlich auf den Kopf gestellt worden, und anstatt sich langsam wieder in seinen Normalzustand einzupendeln, schien es auf unbestimmte Dauer in dieser halsbrecherischen Position verharren zu wollen. War es da nicht verständlich, daß sie ein paar Fragen hatte? War es da nicht verständlich, daß sie wissen wollte, was eigentlich los war?
    »Ich würde gern mal mit dir reden«, hatte sie gesagt, als Rod ins Bett gekommen war und die Decke hochgezogen hatte.
    »Hat das nicht bis morgen Zeit? Ich hab’ einen beschissenen Tag hinter mir.«
    »Doch, sicher.«
    Sofort hatte er sich herumgedreht und ihr einen Kuß gegeben. »Entschuldige, Liebes. Ich weiß, das ist nicht fair. Hast du Probleme mit

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