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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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erklärte, es könne doch nicht schaden, wenn sie sich das Objekt mal ansähe und mir einen Schätzpreis nenne. Ich sagte, das klänge eigentlich vernünftig, und was passiert dann? Plötzlich werd’ ich zum miesen Schürzenjäger degradiert, der seine frühere Frau und seine Kinder einfach im Stich gelassen hat.« Er blieb abrupt stehen und sah Bonnie direkt an. »Vielleicht hab’ ich die Frau sogar umbringen lassen.« Er schwieg einen Moment und sah sie scharf an. »Ist es vielleicht das, was dir durch den Kopf geht, Bonnie? Ist es das, was in Wirklichkeit hinter all diesen Fragen steckt?«
    Bonnie sagte nichts. Hatte er recht? War es möglich, daß sie tatsächlich so etwas gedacht hatte?
    Rods Gesicht wurde plötzlich weich und traurig. »Bonnie«, sagte er fast tonlos, »antworte mir bitte. Glaubst du im Ernst, daß ich mit Joans Tod etwas zu tun haben könnte? Wenn das so ist... ich meine, was tun wir dann hier zusammen? Wie kannst du es ertragen, mit mir in einem Zimmer zu sein, gar noch im selben Bett?«
    Er hat ja recht, dachte Bonnie. Was ist nur los mit mir? Ich hätte doch wissen müssen, wie er meine Fragen auslegen würde. Wie sonst hätte er sie auslegen sollen?
    »Rod, bitte verzeih mir«, sagte Bonnie. Sie hätte ihn gern berührt, aber sie hatte Angst, daß er sie zurückstoßen würde. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß, daß du mit Joans Tod nichts zu tun hast. Ich wollte nie unterstellen...«
    Rod schüttelte langsam den Kopf. »Okay, okay. Es ist ja gut. Es ist ja gut«, wiederholte er, als handele es sich um ein Mantra, als könne allein die Wiederholung der Worte alles wiedergutmachen. »Komm, gehen wir schlafen.« Er legte sich wieder hin. »Ich bin müde. Ich kann kaum noch klar denken. Ich habe wahrscheinlich viel zu heftig reagiert. Es tut mir leid, daß ich dich gleich so angefahren habe. Das kommt schon wieder in Ordnung. Ich bin im Moment einfach etwas überfordert. Ich brauche ein bißchen Schlaf. Wir besprechen das morgen noch einmal.«
    Doch als Bonnie am nächsten Morgen aus der Dusche kam, war er schon zur Arbeit gefahren. Auf dem Zettel, den er ihr auf den Küchentisch gelegt hatte, stand, er werde voraussichtlich wieder spät kommen, sie solle nicht auf ihn warten.
    Was erhoffe ich mir, fragte sich Bonnie, als sie auf das große Klinikgebäude zuging. Geht es mir darum, meinen Namen reinzuwaschen und irgendwie diese Familie zusammenzuhalten? Was hoffe ich denn von dieser armen alten Trinkerin zu erfahren, die geistig schon lange nicht mehr da ist? Wahrscheinlich sollte ich mich auch gleich einliefern lassen. Ich passe gut hierher.
    Eine alte Frau, die auf einer Bank in der Nähe saß, winkte sie zu sich heran. »Ich kenne Sie«, erklärte sie, als Bonnie zu ihr trat. »Sie sind doch diese berühmte Schauspielerin. Die, die neulich gestorben ist.«
    Wunderbar, dachte Bonnie und machte hastig kehrt, um ihren Weg zur Klinik fortzusetzen.
    Drinnen empfing sie eine Atmosphäre gekünstelter Fröhlichkeit, wie sie für viele solcher Einrichtungen charakteristisch ist. Breite Korridore, pfirsichfarbene Wände, Picasso-Lithographien von Blumen und Harlekins, eine gutaussehende Frau mittleren Alters hinter einem großen, cremefarbenen Empfangstisch in dem luftigen, gut beleuchteten Empfangsraum. Bonnie näherte sich ihr vorsichtig.
    »Ja?« sagte die Frau freundlich lächelnd. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Du könntest mir sagen, ich soll sofort umkehren und wieder nach Hause fahren, dachte Bonnie, während sie der Frau in die veilchenblauen Augen sah und überlegte, ob die Farbe echt war oder das Ergebnis getönter Kontaktlinsen. Heutzutage wußte man ja nie. Die Dinge waren nicht immer das, was sie zu sein schienen. Das hatte Rod auch gesagt.
    »Ich möchte gern zu Elsa Langer«, sagte sie.
    Die Empfangsdame wandte sich an ihren Computer. »Langer, sagten Sie?«
    »Ja. Elsa Langer.«
    »Elsa Langer. Ach ja, hier haben wir sie schon. Zimmer 312 im Südflügel. Die Aufzüge sind dort drüben.« Sie wies nach rechts.
    »Vielen Dank.« Bonnie rührte sich nicht vom Fleck.
    »Gehen Sie ruhig hinauf.«
    Bonnie nickte und blieb immer noch stehen wie angewurzelt.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Ich... es ist nur... ich habe Mrs. Langer schon lange nicht mehr gesehen«, log sie und fragte sich dabei, ob die Empfangsdame sie so leicht durchschauen konnte wie Caroline Gossett, »und ich habe keine Ahnung, was mich erwartet.« Das wenigstens war die Wahrheit.
     
    In der

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