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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Abend, als Bonnie sie zu Bett gebracht hatte, hatte sie sie gebeten, sie von jetzt an immer Mandy zu nennen und nicht mehr Amanda. So wie Onkel Nick, hatte sie gesagt. Kein Wunder, daß sie eine schlechte Nacht gehabt hatte.
    Sie hätte ihn hinauswerfen sollen. Sobald sie ihn in ihrer Küche hatte stehen sehen, hätte sie ihm die Tür weisen und ihm sagen sollen, daß er jetzt, da er aus dem Gefängnis entlassen war, auch nicht willkommener war als zuvor. Ja, genau das hätte sie tun sollen. Und warum hatte sie es nicht getan?
    »Ist es das?« Lauren beugte sich weit nach vorn. Bonnie spürte den warmen Atem in ihrem Nacken, als sie auf das imposante weiße Haus deutete, das sich vor ihnen erhob.
    »Ja, das ist es.« Bonnie lenkte den Wagen in die lange gewundene Auffahrt.
    »Sieht eigentlich ganz gut aus.« Lauren warf sich in ihrem Sitz zurück. Bonnie drehte sich bei jeder Erschütterung der Magen um.
    Und was hab’ ich hier schon wieder zu suchen? fragte sie sich, während sie nach einem Parkplatz Ausschau hielt. Warum bin ich nicht im Bett geblieben, wie Rod mir geraten hat? Weil man doch Sam und Lauren nicht allein hierherfahren lassen kann, hatte sie erklärt, und außerdem behauptet, obwohl sie sich schwach und zittrig fühlte, sie sei wirklich nicht krank. Sie holte mehrmals tief Atem. Ich werde mich nicht übergeben, schwor sie sich, als sie in eine freie Lücke ganz hinten auf dem langen Platz fuhr und merkte, wie alles vor ihren Augen verschwamm. Ich werde mich nicht noch einmal übergeben. Ich bin nicht krank. Ich werde niemals krank.
    Sie schaltete den Motor aus und stieß die Tür auf. Gierig atmete sie die frische Luft ein. Aber die Luft war drückend und feucht und brachte keine Erleichterung. Innerhalb von Sekunden war Bonnie in Schweiß gebadet. Ihre Arme glänzten vor Feuchtigkeit.
    »Es ist heiß«, sagte sie, als Lauren aus dem Auto stieg.
    »Nicht besonders«, erwiderte Lauren.
    »Geht’s dir auch wirklich gut?« fragte Sam.
    »Absolut«, versicherte Bonnie und griff sich mit der Hand an die Stirn. Weshalb tue ich das? Ich habe kein Fieber. Ich bin nicht krank. Ich habe gestern abend nur zuviel gegessen. Irgend etwas in der raffinierten Tomatensoße ihres Bruders war ihr nicht bekommen, genauso wie das Abendessen vor ein paar Tagen Lauren nicht bekommen war.
    Du mußt den gleichen Virus erwischt haben, den Lauren hatte, hatte Rod gesagt.
    »Wohin müssen wir?« fragte Lauren, als sie in das große Foyer der Klinik trat. Sam blieb zurück, folgte nur zögernd, als sie zu den Aufzügen gingen.
    Es war doch deine Idee, hätte Bonnie, die immer noch überrascht war, daß er das vorgeschlagen hatte, ihn am liebsten erinnert.
    Sie traten in einen wartenden Aufzug, in dem schon einige Leute standen. Die Tür schloß sich, und Bonnie hatte das Gefühl, ihr Magen bliebe zurück, als der Aufzug in die Höhe stieg. Sie öffnete den obersten Knopf ihrer gestreiften Bluse, schob sich das Haar aus dem Gesicht, wischte sich den Schweiß von der Oberlippe.
    Mit einem Ruck hielt der Aufzug an. Bonnie hob sich der Magen bis zum Hals. Sie schluckte einmal, dann noch einmal und stürzte, sobald die Aufzugtür sich öffnete, zur Damentoilette gegenüber dem Schwesternzimmer.
    »Kommst du zurecht?« rief Sam ihr nach.
    Sie rannte in die Toilette, schlug die Tür hinter sich zu und fiel zitternd und würgend vor der Toilettenschüssel auf die Knie. »Mein Gott«, murmelte sie nach Luft schnappend, »wie lange soll denn das so weitergehen?« Krämpfe schüttelten sie, ihr Magen tobte. Kraftlos sank sie an der Wand zu Boden. Das Haar klebte ihr an Hals und Stirn, Hitze und Kälte überfluteten abwechselnd ihren zitternden Körper. »Ich bin nicht krank«, sagte sie laut und zwang sich, aufzustehen und in den Spiegel über dem Waschbecken zu sehen. »Hörst du mich? Ich bin nicht krank.«
    Du vielleicht nicht, schien ihr geisterhaft bleiches Spiegelbild ihr zu antworten.
    Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, glättete ihr Haar, kniff sich in die Wangen, um ihnen etwas Farbe zu geben. Sie zog einen kleinen Pappbecher aus dem Spender neben dem Waschbecken, ließ Wasser hineinlaufen und nahm einen kleinen Schluck. »So, jetzt geht’s dir wieder gut«, befahl sie ihrem Spiegelbild. »Hast du verstanden? Keine Dummheiten mehr.« Sie straffte ihre Schultern, holte ein letztes Mal tief Atem und öffnete die Toilettentür.
    Sam und Lauren waren nirgends zu sehen.
    »Sam?« rief sie und zog die Aufmerksamkeit eines

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