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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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so ziemlich alles auseinandernehmen und wieder zusammenbauen.«
    »Ja, Sam ist sehr geschickt«, warf Haze mit einem unverschämten Grinsen ein.
    »Na, vielleicht kann ich dich ja mal engagieren«, meinte Diana. »An meinen Küchenschränken sind die Türen locker, und ich dusche seit Monaten im Dunkeln, weil ich nicht weiß, wie ich die Glühbirne austauschen soll.«
    »Hey, duschen im Dunkeln, ganz schön sexy«, sagte Haze.
    »Nicht, wenn man allein ist«, versetzte Diana.
    »Na, das läßt sich doch ändern«, gab Haze zurück.
    Bonnie saß wie auf Kohlen und überlegte, ob sie Diana nicht irgendwie unter dem Tisch treten konnte, um sie zu einem Themawechsel zu veranlassen.
    Diana flirtete gern, und die Männer flogen auf sie. Haze legte es offensichtlich darauf an, jede ihrer Bemerkungen, selbst die harmloseste, zweideutig zu interpretieren.
    »Ich kann mir das Licht ja mal anschauen«, sagte Sam. »Mal sehen, was ich tun kann.«
    »Das wäre wunderbar«, meinte Diana. »Ich würde dich natürlich dafür bezahlen.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Doch. Ich möchte es.«
    Sam zuckte mit den Achseln. »Okay. Wann soll ich vorbeikommen?«
    »Wie wär’s morgen?«
    »Wie wär’s am Sonntag?« fragte Sam, als Lauren mit zwei Tellern voll Pasta ins Zimmer zurückkehrte, gefolgt von Nick, der ebenfalls zwei Teller trug. »Ich wollte morgen meine Großmutter besuchen.«
    »Sonntag ist in Ordnung«, sagte Diana.
    »Du willst Großmama Langer besuchen?« fragte Lauren ihren Bruder ungläubig.
    »Ich hab’ dran gedacht, ja.«
    »Wieso? Ich meine, die weiß doch wahrscheinlich nicht mal, wer du bist.«
    »Vielleicht doch.« Sam, dem die Diskussion offensichtlich unangenehm war, senkte den Blick.
    »Wer ist Großmama Langer?« fragte Nick.
    »Die Mutter meiner Mutter«, antwortete Lauren. Sie machte ein Gesicht, als wollte sie gleich zu weinen anfangen. »Sie ist in der Melrose Klinik in Sudbury. Das hast du doch gesagt, nicht wahr, Bonnie?«
    Bonnie nickte, überrascht sowohl von Sams Entschluß als auch von der Tatsache, daß Lauren ihr eine direkte Frage gestellt hatte.
    »Vielleicht sollte ich mitfahren«, flüsterte Lauren.
    »Ich kann euch beide hinfahren«, bot Bonnie an und legte sich schon ein paar Argumente zurecht, um den Einwänden zu begegnen, die garantiert kommen würden: Ich kenne den Weg; ich war schon mal da; es ist vielleicht einfacher, wenn eine erwachsene Person dabei ist. Sie war überrascht, als nicht ein einziger Einwand erhoben wurde.
    »Großeltern sind etwas Wunderbares«, sagte Nick.
    »Ich lebe bei meinen Großeltern«, erklärte Haze wegwerfend. »Tödlich ist das.«
    Nick neigte sich über den Tisch zu Amanda. »Weißt du, daß du auch einen Großvater hast, Mandy?«
    Amanda nickte, daß die blonden Locken flogen. »Großpapa Peter und Großmama Sally. Sie wohnen in New Jersey«, sagte sie stolz.
    »Ich hab’ nicht die Eltern von deinem Daddy gemeint«, erklärte Nick. »Ich rede vom Daddy von deiner Mami.«
    »Nick...«, warnte Bonnie.
    »Du hast ihn noch nie gesehen«, fuhr Nick fort, »aber er wohnt gar nicht weit von hier, und seine Frau macht den besten Apfelkuchen auf der ganzen Welt. Magst du Apfelkuchen, Mandy?«
    Amanda nickte begeistert. »Apfelkuchen ist cool.«
    »Cool?«
    »Das sagt Sam immer.«
    »Cool, Amanda«, rief Sam lachend, und Bonnie lachte mit ihm, beglückt und erstaunt darüber, wie schnell die beiden zueinander gefunden hatten.
    »Vielleicht kannst du deine Mutter einmal überreden, deinen Großvater mit dir zu besuchen«, fuhr Nick fort. »Ich weiß, er würde sich schrecklich freuen, dich zu sehen.«
    Bonnie legte heftig ihre Gabel auf den Tisch, schob ihren Teller weg, ohne die zweite Portion angerührt zu haben. »Ich sehe mal nach dem Kaffee«, sagte sie.
     
    Frische, rosafarbene Pfingstrosen streckten ihre Stengel nach Bonnie aus, als sie den mit Steinen gepflasterten Fußweg zur Melrose Klinik hinaufging. Aber es war gar nicht die Melrose Klinik, erkannte sie plötzlich, als sie sich in ihrem Bett auf die andere Seite wälzte und die Erkenntnis, daß sie träumte, leicht wie Wölkchen durch ihren Geist zog. Sie versuchte sich zu wecken, sich von der Haustür der Klinik zu entfernen, doch diese hatte sich schon geöffnet. Es war zu spät. Sie hatte keine andere Wahl, als über die Schwelle zu treten.
    »Willkommen zu Hause«, sagte Nick, der oben auf der Treppe auf sie wartete.
    »Was tust du denn hier?« fragte Bonnie.
    »Ich wohne hier«, antwortete er.

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