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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Zimmer.
     
    »Na, wie ist es gelaufen?« rief Maureen Templeton Bonnie nach, als diese gegen Viertel nach neun durch den Korridor zum Parkplatz eilte.
    »Ach, ganz gut«, antwortete sie. »Ein Haufen Leute.«
    »Du siehst nicht gerade aus wie das blühende Leben. Geht’s dir nicht gut?«
    »Doch, alles in Ordnung. Ich bin nur ein bißchen müde«, log Bonnie. Sie zog die Seitentür des Schulgebäudes auf und atmete tief die warme Nachtluft. »Kann ich dich mitnehmen?«
    »Nein, danke. Ich bin selbst mit dem Auto da.« Maureen wies auf den dunklen Chrysler auf der anderen Seite des Parkplatzes, winkte kurz und ging zielstrebig auf den Wagen zu. Es standen nur noch wenige Autos auf dem Platz, sah Bonnie, die es eilig hatte, nach Hause zu kommen.
    Bevor sie einstieg, winkte sie noch einmal Maureen Templeton zu, als diese vom Parkplatz auf die Straße hinausfuhr. Dann schob sie den Schlüssel ins Zündschloß und drehte ihn.
    Nichts geschah.
    Bonnie drehte den Schlüssel hin und her, zog ihn heraus, steckte ihn wieder hinein, drehte ihn von neuem, trat das Gaspedal durch. Der Wagen tat nicht einmal einen Muckser. »Also das brauch’ ich jetzt wirklich nicht«, murmelte Bonnie und merkte, daß sie ins Schwitzen geriet. »Komm jetzt, spring an.« Wütend drehte sie den Schlüssel nach rechts, dann nach links und pumpte gleichzeitig mit dem Gaspedal. »Bitte, das brauch’ ich heute abend wirklich nicht.«
    Sie sah durch die Wagenfenster in die zunehmende Dunkelheit hinaus. Abgesehen von zwei anderen Autos auf dem Parkplatz war sie ganz allein. Ein letztes Mal versuchte sie, den Wagen zu starten, aber er rührte sich nicht.
    »Wunderbar«, sagte sie und unterdrückte Tränen der Wut, als sie aus dem Auto stieg und zur Schule zurückging. Ihre Schritte hallten in dem jetzt menschenleeren Korridor wider. So eine Schule am späten Abend hat etwas Gespenstisches, dachte sie. Diese unnatürliche Leere. Sie fürchtete, das Lehrerzimmer könnte schon abgeschlossen sein, und war froh, als die Tür sich ohne weiteres öffnen ließ.
    Sie knipste das Licht an, dachte an die beiden Autos, die noch auf dem Parkplatz standen. Vielleicht springen die auch nicht an, dachte sie und ging zum Telefon in der Ecke, um zu Hause anzurufen. Vielleicht hatten die Autos einen Virus erwischt. »Mir geht’s echt nicht gut«, sagte sie in die Sprechmuschel des Hörers, als sie es läuten hörte. Rod würde sie abholen müssen. Es waren ja nur ein paar Minuten bis hierher. Und morgen früh würden sie das Auto gleich ansehen lassen.
    Beim vierten Läuten wurde abgehoben. »Hallo?« sagte Lauren mit schlaftrunkener Stimme.
    »Entschuldige, Lauren, habe ich dich geweckt?«
    »Wer ist denn dran?« fragte das Mädchen.
    »Bonnie«, antwortete Bonnie und hätte gelacht, hätte sie sich wohler gefühlt. »Kann ich Rod mal sprechen?«
    »Der ist nicht hier.«
    »Was? Wieso?«
    »Er mußte noch mal weg.«
    »Wann denn?«
    »Vor ungefähr einer Stunde.«
    »Wohin mußte er denn?«
    »Das hat er mir nicht gesagt. Warum? Ist was los?«
    »Mein Auto springt nicht an. Wer ist bei dir?«
    »Amanda. Sie schläft.«
    »Rod hat dich mit Amanda allein gelassen, obwohl es dir nicht gutgeht?«
    »Aber mir geht’s wieder gut«, behauptete Lauren. »Ich hab’ ihm gesagt, daß er sich nichts zu denken braucht. Er sagte, er würde nicht lange wegbleiben.«
    »Und wo ist Sam?«
    »Aus.«
    Bonnie senkte den Kopf. Dieses Gespräch führte offensichtlich zu nichts. »Okay, na schön, dann nehm’ ich eben ein Taxi. Es wird nicht lange dauern.«
    »In Ordnung.«
    »Also, bis gleich.« Bonnie legte auf und versuchte, sich an die Telefonnummer des örtlichen Taxiunternehmens zu erinnern, während sie gleichzeitig nach dem Telefonbuch Ausschau hielt. Wie konnte Rod einfach weggehen und seine beiden Töchter allein im Haus lassen, und das, obwohl er wußte, daß Lauren sich nicht wohl fühlte. Und wohin war er überhaupt gegangen?
    Sie entdeckte das Telefonbuch schließlich auf dem Boden neben dem Wasserkühler. Sie stand auf, ging hin und bückte sich, hörte dabei ihre Knie knacken wie dürre Äste. Plötzlich drehte sich der ganze Raum um sie. Eine beängstigende Sekunde lang konnte Bonnie nicht mehr zwischen Decke und Fußboden unterscheiden. »Lieber Gott, hilf mir«, flüsterte sie und grapschte mit beiden Händen nach Halt suchend ins Leere. Verzweifelt schloß sie die Augen und versuchte, auf diese Weise ihr Gleichgewicht wiederzufinden. »Bleib ruhig. Keine Panik. Das

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