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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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auch nichts zu sagen? Und über ein Mädchen, das sich amüsiert hat?«
    Damas schwieg weiter, die Handballen zu sich gewandt, während sein Daumen über den Diamanten strich.
    »Was haben sie dir weggenommen, Damas? Abgesehen von deiner Freundin, deinem Körper, deiner Ehre? Was haben sie gesucht?«
    Damas rührte sich nicht.
    »Gut«, sagte Adamsberg. »Ich laß dir das Frühstück bringen. Zieh dich an.«
     
    Adamsberg nahm Danglard beiseite.
    »Dieses Miststück von Roubaud ist nicht sehr auskunftsfreudig«, stellte Danglard fest. »Das ist ärgerlich für Sie.«
    »Damas hat einen Komplizen da draußen, Danglard. Die Flöhe wurden zu Roubaud gebracht, als Damas bereits bei uns war. Jemand hat ihn abgelöst, sobald bekannt wurde, daß wir ihn festgenommen haben. Er hat sich beeilt, ohne sich die Zeit zu nehmen, die prophylaktischen Vieren zu malen.«
    »Die Existenz eines Komplizen würde auch seine Gelassenheit erklären. Er hat jemanden, der die Arbeit fortführt, auf den er sich verlassen kann.«
    »Schicken Sie Männer los, die sollen seine Schwester, Eva und das ganze Stammpublikum auf dem Platz befragen, um herauszufinden, ob er sich mit Freunden traf. Vor allem will ich eine Auflistung sämtlicher Telefonate, die er in den letzten zwei Monaten geführt hat. Die aus dem Laden und die aus der Wohnung.«
    »Wollen Sie uns nicht begleiten?«
    »Ich bin auf dem Platz nicht mehr gern gesehen. Ich bin der Verräter, Danglard. Die Leute werden eher mit Beamten reden, die sie nicht kennen.«
    »Verstanden«, sagte Danglard. »Nach dieser Verknüpfung hätten wir noch lange suchen können. Ein Treffen, eine Bar, ein Abend, Typen, die sich nicht mal kennen. Was für ein Glück, daß dieser Roubaud in Panik geraten ist.«
    »Er hatte allen Grund dazu, Danglard.«
     
    Adamsberg zog sein Handy hervor und sah ihm in die Augen. Dadurch, daß er ihn so häufig heimlich beschwor, doch bitte zu klingeln, sich zu rühren, etwas Interessantes von sich zu geben, verwechselte er den Apparat allmählich mit einer Projektion von Camille selbst. Er redete bereits mit ihm, erzählte ihm sein Leben, als könnte Camille ihn mühelos hören. Aber wie Bertin ganz richtig sagte, machten einen diese Dinger auch nicht immer glücklich, und Camille materialisierte sich nicht aus dem Handy wie der Geist aus der Flasche. Möglicherweise war ihm das sogar egal. Er legte das Gerät vorsichtig auf den Boden, um ihm nicht weh zu tun, und streckte sich für anderthalb Stunden aus, um zu schlafen.
    Danglard weckte ihn mit der Auflistung von Damas' Telefonaten. Die Befragungen auf dem Platz hatten nicht viel ergeben. Eva war verschlossen wie eine Auster, Marie-Belle brach alle naselang in Tränen aus, Decambrais war eingeschnappt, von Lizbeth kamen nur Beschimpfungen, und was Bertin betraf, war all sein normannischer Argwohn zurückgekehrt, und er hatte sich nur einsilbig geäußert. Trotzdem ging aus alldem hervor, daß Damas den Platz praktisch nie verließ und all seine Abende damit verbrachte, Lizbeth im Cabaret zu lauschen, ohne dort mit jemandem Bekanntschaft zu schließen. Niemand wußte von irgendeinem Freund, und den Sonntag verbrachte er mit seiner Schwester.
    Auf der Suche nach Anrufen, die sich zurückverfolgen ließen, ging Adamsberg die Liste mit den Telefonaten durch. Wenn es einen Komplizen gab, mußte Damas angesichts des komplizierten Timings der Vieren, der Flöhe und der Morde in regelmäßigem Kontakt zu ihm stehen. Aber Damas telefonierte ungewöhnlich selten. Von der Wohnung aus war im Laden angerufen worden, gewiß Anrufe von Marie-Belle bei Damas, und für den Laden gab es eine sehr kurze Liste mit Nummern, von denen sich nur wenige wiederholten. Adamsberg überprüfte die vier Nummern, die halbwegs regelmäßig angerufen worden waren, alles Lieferanten von Brettern, Rollen und Sportkappen. Adamsberg legte die Listen beiseite.
    Damas war kein Idiot. Damas war ein Hochbegabter, der einen ausdruckslosen Blick einstudiert hatte. Auch das hatte er im Knast und danach geübt. Alles war seit sieben Jahren vorbereitet. Wenn er einen Komplizen hatte, würde er kaum das Risiko eingehen, ihn auffliegen zu lassen, indem er ihn von zu Hause aus anrief. Adamsberg rief die Filiale des 14. Arrondissements an und bat um eine Liste der von der öffentlichen Telefonzelle in der Rue de la Gaité getätigten Anrufe. Zwanzig Minuten später spuckte sein Apparat das Fax aus. Seit Handys immer mehr Verbreitung fanden, telefonierte kaum noch

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