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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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»Wir haben uns in einer Bar getroffen, Ehrenwort.«
    Adamsberg blickte prüfend in Roubauds große schwarze Augen und stellte fest, daß mit diesem ›Ehrenwort‹ ein bißchen Wahrheit zum Vorschein gekommen war.
    »Was habt ihr gemacht?«
    »Nichts.«
    »Roubaud, ich habe den Pestbereiter in der Zelle. Wenn du magst, steck ich dich zu ihm, mach die Augen zu und wir reden nicht mehr drüber. In einer halben Stunde bist du tot.«
    »Sagen wir, wir haben einen Kerl schikaniert.«
    »Wozu?«
    »Das ist lang her. Wir wurden bezahlt, damit der Typ was rausrückt, das ist alles. Er hatte was geklaut und sollte es zurückgeben. Wir haben ihn schikaniert, so lautete die Abmachung.«
    »Die Abmachung?«
    »Ja, wir wurden dafür bezahlt. Ein kleiner Job halt.«
    »Wo habt ihr ihn ›schikaniert‹?«
    »In einem Fitness-Studio. Man hatte uns die Adresse übermittelt, den Namen von dem Kerl und den Namen der Bar, wo wir uns treffen sollten. Wir kannten uns nämlich vorher nicht.«
    »Niemand von euch?«
    »Nein. Wir waren sieben, und keiner kannte die anderen. Er hatte uns alle getrennt angeheuert. Ein schlauer Kerl.«
    »Wo hat er euch angeheuert?«
    Roubaud zuckte mit den Achseln.
    »An Orten, wo man Männer findet, die bereit sind, andere für Geld ordentlich zu schikanieren. Das ist nicht schwer. Mich hat man in so 'nem Scheißladen in der Rue Saint-Denis geschnappt. Ehrenwort, ich mach solche Jobs schon ewig nicht mehr. Ehrenwort, Kommissar.«
    »Wer hat dich da geschnappt?«
    »Ich hab keine Ahnung, alles war schriftlich. Ein Mädchen hat mir den Brief gebracht. Schickes, sauberes Papier. Da hatte ich Vertrauen.«
    »Von wem?«
    »Ehrenwort, ich habe nie erfahren, wer uns angeheuert hat. Zu geschickt, der Chef. Falls wir später mehr Geld gewollt hätten.«
    »Ihr habt euch also alle sieben getroffen und habt euch dann euer Opfer geschnappt.«
    »Ja.«
    »Wann war das?«
    »An einem 17. März, einem Donnerstag.«
    »Und dann habt ihr ihn in dieses Fitness-Studio gebracht. Und weiter?«
    »Scheiße, ich hab's doch schon gesagt«, sagte Roubaud und rutschte auf seinem Stuhl herum. »Wir haben ihn schikaniert.«
    »Erfolgreich? Hat er ausgespuckt, was er ausspucken sollte?«
    »Ja. Am Ende hat er telefoniert. Er hat alle Informationen rausgerückt.«
    »Worum ging es? Kohle? Dope?«
    »Ich hab's nicht verstanden, Ehrenwort. Der Chef war wohl zufrieden, denn wir haben nichts mehr von der Sache gehört.«
    »Gut bezahlt?«
    »Hm, ja.«
    »›Schikaniert‹, was? Und der Typ hat alles ausgespuckt? Würdest du nicht vielleicht eher sagen ›gefoltert‹?«
    »Schikaniert.«
    »Und acht Jahre später kommt euer Opfer und läßt euch dafür bezahlen?«
    »Das glaube ich.«
    »Nur für ein bißchen Schikane? Machst du dich über mich lustig, Roubaud? Am besten gehst du nach Hause.«
    »Das ist die Wahrheit«, sagte Roubaud und klammerte sich an seinen Stuhl. »Warum hätten wir sie foltern sollen, verdammt? Sie waren Angsthasen, schon als sie uns gesehen haben, haben sie sich in die Hose gemacht.«
    »›Sie‹?«
    Roubaud sog wieder an seiner Unterlippe.
    »Waren es mehrere? Beeil dich, Roubaud, die Zeit drängt.«
    »Da war noch ein Mädchen dabei«, murmelte Roubaud. »Wir hatten keine Wahl. Als wir den Jungen geschnappt haben, war er mit seiner Freundin zusammen, was ändert das? Wir haben sie alle beide mitgenommen.«
    »Und auch das Mädchen schikaniert?«
    »Ein bißchen. Ich nicht, ich schwör's.«
    »Du lügst. Verschwinde aus diesem Büro, ich will dich nicht mehr sehen. Lauf deinem Schicksal entgegen, Kevin Roubaud, ich wasche meine Hände in Unschuld.«
    »Ich war's nicht«, flüsterte Roubaud. »Ich schwör's. Ich bin kein Rohling. Ein bißchen vielleicht, wenn man Streit mit mir sucht, aber nicht so wie die anderen. Ich hab mich nur ein bißchen amüsiert und den Rückweg gesichert.«
    »Ich glaube dir«, sagte Adamsberg, der ihm nicht im geringsten glaubte. »Worüber hast du dich amüsiert?«
    »Na, über das, was sie gemacht haben.«
    »Beeil dich, Roubaud, du hast nur noch fünf Minuten, dann schmeiß ich dich raus.«
    Roubaud atmete tief ein.
    »Sie haben ihm die Klamotten ausgezogen«, fuhr er flüsternd fort. »Sie haben ihm Benzin über den... über sein...«
    »Über sein Geschlecht gegossen?« fragte Adamsberg.
    Roubaud nickte. Schweißperlen rannen ihm übers Gesicht und verschwanden unter seinem Hemd.
    »Sie haben Feuerzeuge angemacht und sind immer um ihn rum und haben sich seinem... seinem Dings

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