Flinx
und dahinter die Sterne.
Eines Tages werde ich auch zu fernen Welten reisen, so wie Makepeace und die anderen, dachte er. Eines Tages werde ich diese belanglose Welt verlassen. Und auf Wanderschaft gehen. Ich werde dann ein freier Erwachsener sein, mit nichts, das mich fesselt, ohne Verantwortung für andere. Ich werde dann ein entspanntes, unkompliziertes Leben führen, einfachen Freuden nachgehen. Er blickte auf seinen neugewonnenen Begleiter herab. Vielleicht würden sie eines Tages sogar zur Heimatwelt der Schlange reisen, zu diesem Alaspin, wo immer es auch liegen mochte.
Sicher wirst du das, dachte er, Pip. Aber besser war es, realistisch zu sein, wie Mutter Mastiff sagt. Du klebst hier für immer fest. Moth ist dein Zuhause, und auf Moth wirst du auch den Rest deiner Tage verbringen. Du darfst dich glücklich preisen. Du hast eine Mutter, die sich um dich sorgt, ein warmes Zuhause, Nahrung ...
Nahrung. Ganz sicher war die Flugschlange hungriger denn je. »Jetzt kümmern wir uns besser um etwas zu essen für dich«, sagte er zu Pip, der mit neuem Interesse zu ihm aufblickte.
Er überprüfte seine Credcard. Nicht viel Geld vorhanden. Nicht, dass das je der Fall gewesen wäre. Nun, er würde es schon schaffen. Das Ärgerliche war nur, dass er keine Ahnung hatte, was alaspinianische Minidrachs gern aßen. »Ich frage mich nur, was du gerne hättest«, murmelte er. Die Schlange antwortete darauf nicht. »Wenn du nur lebende Nahrung zu dir nimmst, dann kann ich, glaube ich, nicht viel für dich tun. Nicht regelmäßig jedenfalls. Probieren wir es zunächst einmal hier.«
Sie betraten eine Garküche, in der Flinx gut bekannt war. Die meisten der Nischen und Tische waren frei, da die Zeit zwischen den Mahlzeiten war. Bald erwies es sich, dass es weniger problematisch war, Nahrung für den Minidrach zu finden, als er befürchtet hatte. Zur großen Überraschung von Flinx war die Flugschlange ein Fleischfresser. Pip aß fast alles, was er ihm vorsetzte, aber rohes Fleisch schien ihm besonders gut zu schmecken. Flinx schnitt das Fleisch in kleine Brocken, die die Schlange ganz hinunterwürgte. Flinx selbst nahm sich auch gelegentlich einen Bissen. In schlechten Zeiten hatten er und Mutter Mastiff mit sehr viel weniger auskommen müssen.
Pip mochte auch alle Arten von Obst und Beeren, lehnte aber Gemüse ab. Auch etwas, das sie gemeinsam hatten, dachte Flinx. Seltsamerweise leckte die Schlange sogar Milch. Flinx war überzeugt, dass er seinem neuen Hausgefährten genügend Abwechslung würde bieten können, um ihn nicht nur am Leben, sondern auch zufrieden zu halten. Vielleicht würde er sogar Tischabfälle essen. Das würde sogar Mutter Mastiffs Abneigung mildern. Beim weiteren Experimentieren stellte er fest, dass die Schlange ganz besonders Speisen mit hohem Eisengehalt liebte, wie zum Beispiel Rosinen oder getrockneten Guarfisch. Wäre er Biochemiker gewesen, mit Zugang zu einem Labor, so hätte er erfahren, dass das Blut des Mindrachs einen besonders hohen Hämoglobingehalt hatte, was erforderlich war, um die notwendige Sauerstoffmenge zu befördern, die Pip für seinen kolibriartigen Flug benötigte.
Als Pip schließlich zum doppelten Durchmesser angeschwollen war, hörte Flinx auf, neue Nahrung an ihm auszuprobieren. Er lehnte sich in der Nische zurück, nippte an seinem verdünnten Wein und sah zu, wie draußen langsam die Lichter der Stadt aufflammten. Eigentlich würde es gar nicht so schlimm sein, den Rest seines Lebens auf Moth zu verbringen, räumte er ein. Langweilig war Drallar nie, und jetzt hatte er sogar noch einen besonderen Gefährten, mit dem er die Aufregungen dieser vielfältigen Stadt genießen konnte.
Ja, die Flugschlange hatte ganz eindeutig eine Leere in seinem Leben ausgefüllt - auch in einem geheimnisvollen tieferen Teil seines Wesens. Trotzdem sehnte er sich immer noch nach den Sternen und den magischen Welten, die sie umkreisten.
Sei realistisch! befahl er sich.
Er winkte ein paar Bekannten zu, die an dem Restaurant vorbeischlenderten. Ältere Männer und Frauen. Mutter Mastiff machte sich manchmal Sorgen, weil er die Gesellschaft von Erwachsenen der von Gleichaltrigen vorzog. Dafür konnte er nichts. Nicht, dass er ungesellig gewesen wäre, er war nur wählerisch in der Auswahl seiner Freunde. Und die Unreife von Gleichaltrigen trieb ihn in die Gesellschaft von Erwachsenen.
Eine flüchtige Emotion eines der Männer, denen er zugewinkt hatte, erreichte ihn, als die Gruppe im
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