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Flinx

Flinx

Titel: Flinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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munteren Gespräch und lachend um eine Ecke bog. Flinx griff danach, aber da war die Empfindung schon verflogen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und spürte, wie der Wein in ihm eine etwas trübe Stimmung erzeugte. Besser überhaupt kein Talent haben, dachte er, als eines, das man nicht im Griff hat, und das sich nur über einen lustig macht.
    Er bezahlte die bescheidene Rechnung, indem er seine Credcard in die Mittelsäule des Tisches schob. Draußen hatte der abendliche Regen angefangen. Pip hatte es sich auf seiner Schulter unter dem Slicker bequem gemacht, nur sein Kopf guckte heraus. Er war jetzt gesättigt und zufrieden. Das solltest du auch sein, nach allem, was du verspeist hast, dachte Flinx und blickte liebevoll auf seinen neuen Gefährten hinunter.
    Der Regen ließ die Schuppen am Kopf der Schlange wie winzige Edelsteine aufblitzen. Die Feuchtigkeit schien ihr nichts auszumachen. Ob Alaspin wohl auch eine feuchte Welt ist? dachte Flinx. Ich hätte den alten Makepeace fragen sollen, wahrscheinlich hätte er es gewusst. Leute, die das Glück haben, zu reisen, lernen über kurz oder lang sehr viel.
    Plötzlich ließ ihn eine wahre Explosion von Gefühlen - ein Hammerschlag, unerwartet, hart - zusammenzucken. Es war wie ein lautloser Schrei in seinem Kopf. Flinx spürte die nackte Emotion, die hinter einem Schrei lag, statt den Schrei selbst zu hören. Er hatte noch nie so etwas erlebt, und trotzdem wirkte die Empfindung auf ihn in Übelkeit erregender Weise vertraut.
    Ein in seinen Slicker gehüllter Passant blieb stehen und beugte sich über den zusammengekrümmten Jungen. »Bei dir alles in Ordnung, Junge? Du ...« Dann bemerkte er etwas und zuckte zurück.
    »Ich - ja, schon in Ordnung, glaube ich«, konnte Flinx hervorstoßen. Er sah, was den Mann hatte zurückzucken lassen. Pip hatte noch vor einem Augenblick eingerollt auf seiner Schulter geschlafen. Jetzt war die Schlange hellwach, und Kopf und Hals ragten wie ein schuppiges Teleskop hervor, so als suchte es die Nachtluft nach irgend etwas Unsichtbarem ab.
    Dann verschwanden die letzten Reste jenes verzweifelten, klagenden Schreis und hinterließen in Flinx Kopf nur rasende Schmerzen und eine quälende Leere. Und doch hatte die Empfindung lange genug angehalten, dass er sie hatte identifizieren können.
    »Hör zu, Junge, wenn du Hilfe brauchst, kann ich ...«, setzte der Fremde an, aber Flinx wartete das freundliche Angebot gar nicht ab. Er war aufgesprungen und rannte, was seine Beine hergaben, die Straße hinunter. Sein Slicker blähte sich hinter ihm auf wie ein Cape, und seine Stiefel spritzten Wasserfontänen über Ladenfassaden und Fußgänger. Er nahm sich nicht die Zeit, sich dafür zu entschuldigen, und die Flüche der Belästigten glitten von ihm ebenso unbemerkt ab wie der Regen.
    Jetzt hatte er eine vertraute Seitengasse erreicht. Sein Herz schlug wie wild, und seine Lungen bebten. Die Straße schien unberührt, unverändert. Und doch war hier etwas verletzt worden, und Flinx hatte es in seinem Bewusstsein gespürt. Die meisten der Geschäfte hatten bereits die Fensterläden für die Nacht geschlossen. In der feuchten Schlucht aus Stein war keine Spur von menschlichen Wesen zu erkennen.
    »Mutter!« schrie er. »Mutter Mastiff!« Er drückte die bebende Handfläche auf die Schlossplatte. Die Tür summte, öffnete sich aber nicht - sie war von innen abgesperrt.
    »Mutter Mastiff, mach auf, ich bin's, Flinx!« Keine Antwort auf der anderen Seite.
    Pip tanzte auf seiner Schulter herum, halb von seinen Flügeln getragen, auf seinen Herrn und Meister gestützt. Flinx trat ein Dutzend Schritte von der Tür zurück und rannte dann los, warf sich seitwärts in die Luft und trat mit einem Fuß zu, wie Makepeace es ihm einmal gezeigt hatte. Die Tür gab nach, flog nach innen. Sie war nur verriegelt, nicht elektronisch gesichert gewesen.
    Jetzt duckte er sich, und seine Augen huschten schnell durch den engen Laden. Pip hatte sich wieder etwas beruhigt, aber sein Kopf bewegte sich noch aufgeregt hin und her, so als teilte er die Nervosität und die Sorge seines Gebieters.
    Flinx trat vor und versuchte, die Innentür zu öffnen. Sie ging auf seine Berührung hin auf. Der Wohnraum bot das Bild von Chaos. Töpfe und Pfannen waren in der Küche umgestürzt, der Boden mit Kleidern und anderen persönlichen Habseligkeiten übersät. Er ging in sein Zimmer und zuletzt in das von Mutter Mastiff, wobei er wusste und doch fürchtete, was er dort finden

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