Flirte nie in Italien
verstreichen zu lassen, küsste sie ihn mit einer Leidenschaft, die ihn unweigerlich an ihre glücklichsten Stunden erinnern musste.
Mit großer Genugtuung stellte sie fest, dass ihre Vorgehensweise von Erfolg gekrönt war. Bernardo beugte sich hinunter, strich ihr das Haar zurück und bedeckte ihre bloße Schulter mit Küssen.
"Was machst du nur mit mir?" sagte er atemlos.
"Hast du dich denn nicht genauso danach gesehnt wie ich?"
"Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich vermisst habe. Nacht für Nacht habe ich wach gelegen und mir nichts sehnlicher gewünscht, als dich bei mir zu haben, dich berühren und spüren zu dürfen, dich zu lieben - und wenn es nur ein einziges Mal wäre."
"Worauf wartest du dann noch?" Angie war viel zu erregt, um länger Hemmungen zu haben. "Mein Zimmer ist gleich nebenan. "
Bernardos Reaktion war niederschmetternder als ein Faustschlag. "Es darf nicht sein!" sagte er verzweifelt. "Es wäre so leicht, sich gehen zu lassen. Doch die Wirklichkeit würde uns schneller einholen, als du glaubst. Man muss für alles die Konsequenzen tragen - auch für das, was man aus Liebe tut."
"Begreif doch endlich, dass wir zusammengehören", erwiderte Angie fassungslos. "Was immer für Schwierigkeiten sich uns in den Weg stellen gemeinsam werden wir sie meistern. Warum bist du nur so mutlos?"
"Weil wir uns gegenseitig zerstören würden. Du lebst dein Leben und ich meines. Warum willst du das nicht endlich einsehen?"
"Weil ich dich liebe!" Angie ließ ihrer Verzweiflung freien Lauf. "Und weil ich glaube, dass man alles schaffen kann, was man schaffen will, wenn man sich liebt. Vielleicht ist das naiv, aber immer noch besser, als es aus Feigheit gar nicht erst zu versuchen! "
Bernardo hob den Arm, um sie zu beruhigen, doch instinktiv wich Angie seiner Berührung aus und trat einen Schritt zurück, weil ihr schlagartig bewusst wurde, dass alles, was sie unternahm, gegen Bernardos Starrsinn nichts ausrichten konnte.
"Wenn dir unsere Liebe so wenig bedeutet, dann lohnt es sich wohl wirklich nicht, darum zu kämpfen", sagte sie unter Tränen. „Im Gegensatz zu dir halte ich es nicht für einen Fehler, dass ich gekommen bin. Ich bin sogar froh darüber.
Wenigstens weiß ich jetzt, woran ich bin. Leb wohl, Bernardo."
Es war weit nach Mitternacht, und die letzten Gäste hatten das Haus längst verlassen, als Angie auf die Terrasse ging. In der Gewissheit, dass sie nie wieder die Gelegenheit dazu bekommen würde, versuchte sie, sich das einzigartige Panorama einzuprägen, das sich vor ihr entfaltete.
Unvermittelt tauchte Baptista aus der Dunkelheit auf und stellte sich zu Angie ans Geländer. "Ich kann mir gut vorstellen, wie Ihnen zu Mute is t“, sagte sie mitfühlend. "Trotzdem sollten Sie nicht zu hart mit Bernardo ins Gericht gehen.
Auch wenn er sich alle Mühe gibt, es nicht zu zeigen, wird er nie aufhören, Sie zu lieben."
"Warum will er mich dann unbedingt loswerden?" fragte Angie verzweifelt.
"Weil ihn das Leben verbittert und er verlernt hat, seine Gefühle offen zu zeigen. Wenn er es denn je gekonnt hat“, setzte sie traurig hinzu.
„Er hat mir erzählt, wie er Teil Ihrer Familie geworden ist", sagte Angie, weil sie ahnte, was Baptista bewegte.
"Wenn er es denn geworden wäre!" erhielt sie zur Antwort. "Für mich ist er mein Sohn, den ich genauso liebe wie Renato und Lorenzo. Doch Bernardo weist alle Gefühle, die wir ihm entgegenbringen, geradezu ängstlich zurück.
Und als würde er damit Verrat an seiner Mutter begehen, weigert er sich hartnäckig, den Namen seines Vaters zu benutzen oder den Anteil des Erbes anzutreten, der ihm zusteht. Es fiel ihm ja schon schwer, die Verwaltung der Güter zu übernehmen, die ihm gehören könnten. Lieber verzichtet er auf ein beträchtliches Vermögen und lebt in bescheidenen Verhältnissen."
"Und warum tut er das?" erkundigte sich Angie ratlos. "Dass er seiner Mutter gegenüber loyal bleiben will, verstehe ich ja, aber das allein kann doch sein Verhalten nicht erklären."
"Irgendetwas treibt ihn an, von dem niemand etwas weiß", erwiderte Baptista,
"und das ihn geradezu menschenscheu werden lässt. Sie sind die Erste, die ihm wirklich nahe gekommen ist, und wenn er sich Ihnen nicht anvertraut, wird es niemand schaffen, ihn aus seiner Einsamkeit zu befreien."
"Ich wünsche mir nichts mehr, als an seiner Seite zu sein", sagte Angie mit großem Ernst. "Doch er traut mir das Leben in den Bergen nicht zu, ohne mir auch nur die Chance zu geben,
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