Flirtverdacht Roman
hervor.
»Ja!«, stöhnte ich.
Plötzlich wurde sie kreidebleich – schon die zweite untypische Farbe, die ich heute an ihr bemerkte.
»Oh, mein Gott.« Zoë klang jetzt geradezu panisch. »Alice hat dich engagiert? Sie hat dich hergeschickt?«
Jetzt war es an mir, verlegen von einem Bein aufs andere zu treten. »Na ja, nicht direkt.«
»Was soll das heißen?«
»Nun«, setzte ich zögernd an, »Lexi hat mich engagiert. Sie ist zu mir ins Büro gekommen.«
Zoës runzelte die Augenbrauen. »Lexi? Dustins Tochter ?«
Ich nickte. »Sie hat gespürt, dass mit ihrem Vater etwas nicht in Ordnung war. Und da die Mutter ihrer Freundin jemandem von der Agentur erzählt hat, hat Lexi vermutet, dass ihr Vater vielleicht fremdgeht.«
»Du hast einen Auftrag von einer Zwölfjährigen angenommen? Schreckst du eigentlich vor nichts zurück?«
Ich überhörte ihren Seitenhieb. »Tja, sie lag ja wohl ganz richtig«, stellte ich fest und deutete in Richtung Bar.
»Darum geht es doch gar nicht. Ich kann einfach nicht glauben, dass du so tief gesunken bist, dass du von einem Kind Geld annimmst … für so etwas!«
»Erstens«, erwiderte ich streng, da es mir allmählich auf die Nerven ging, wie Zoë immer wieder vom Thema ablenkte, »habe ich kein Geld von ihr angenommen. Ich mache das hier pro bono. Und zweitens – und das ist ja wohl der springende Punkt – spielt es überhaupt keine Rolle, wer mich engagiert hat. Entscheidend ist, dass sie Recht hatte. Ihr Vater ist wirklich ein Ehebrecher.«
Zoë stemmte die Hände in die Seiten. »Das ist ein hartes Wort. Mit sehr negativem Beigeschmack. Ich würde es nicht als Ehebruch bezeichnen.«
»Ach nein?«, schoss ich zurück. »Wie würdest du es denn sonst bezeichnen? Er ist verheiratet. Hat Kinder. Und du vergnügst dich hier mit ihm in Palm Springs, wo er angeblich mit ein paar Golfkumpels ist. Was daran fällt denn nicht in die Rubrik Ehebruch, Zoë? Was daran macht dich nicht zu der anderen? Der Geliebten ?«
Dieses Wort gefiel ihr eindeutig nicht besser, denn sie kniff die Augen zusammen, und ich konnte förmlich sehen, wie ihr Dampf aus der Nase stieg. »Weil es nicht so ist«, beharrte sie. »Er liebt seine Frau nicht mehr. Er liebt mich. Und er wird ihr von uns erzählen.«
Ich stöhnte so laut und höhnisch auf, wie ich nur konnte. »Oh, bitte ! Ist dir eigentlich klar, wie lächerlich das klingt? Muss ich dir wirklich sagen, dass diese Story absoluter Schwachsinn ist? Ich hätte dich nämlich eigentlich für cleverer gehalten.«
»Ich weiß selbst, wie es sich anhört!«, ging sie sofort in die Defensive. »Aber ich glaube ihm. Wirklich. Zwischen uns läuft es super. Solche Gefühle hatte ich noch nie. Ich trage sogar pink, um Himmels willen! Und ich habe es euch bloß nicht verraten, weil …«
»Weil du genau wusstest, dass ich ausflippen würde?«, unterbrach ich sie ziemlich lautstark. Über Zoës linke Schulter konnte ich erkennen, dass Dustin noch immer an der Tür stand, wo er sich eindeutig nicht wohl in seiner Haut fühlte. Zweifellos schnappte er kleine Häppchen unserer zunehmend hitzigen Unterhaltung auf. »Ehrlich, Zoë, ich kann einfach nicht glauben, dass du dich nach allem, was ich im Leben durchgemacht habe, und allem , was ich in meinem Job erlebt habe, tatsächlich mit einem verheirateten Mann abgibst. Wie kannst du mir das antun?«
Zoë verschränkte die Arme vor der Brust. »Es geht doch gar nicht um dich , Jen. Es geht hier um mich. Es ist mein Leben, und ich verabrede mich, mit wem ich will. Ich schwöre dir, dass ich es dir sagen wollte, sobald er seine Frau verlassen hat. Sobald wir uns nicht mehr verstecken müssen.«
»Tja, der Zeitpunkt kommt jetzt wohl früher als erwartet. Allerdings wird er vermutlich von ihr verlassen.«
Zoë riss die Augen auf. »Du willst Lexi davon erzählen!?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Das wäre wirklich nicht angemessen. Aber ich werde es ganz bestimmt ihrer Mutter sagen.« Die gerade noch so zornige Zoë flehte mich plötzlich an: »Jen, nein, das darfst du nicht!«
»Wieso denn nicht?«, fragte ich kühl.
»Bitte nicht. Damit machst du alles kaputt!«
Ich warf die Hände in die Luft. »Wie kann ich alles kaputtmachen, wenn er doch sowieso vorhat, es ihr zu sagen? Ich sorge nur dafür, dass sie die Information aus einer vertrauenswürdigen Quelle erhält.«
»Weil«, rief Zoë aus, während sie verzweifelt die Augen aufriss, »er auf den richtigen Zeitpunkt warten muss. Er hat das alles
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