Flirtverdacht Roman
genau geplant.«
Ich seufzte wieder auf. »Gott, du lässt wirklich kein Klischee aus. Das ist ja unerträglich!«
Ich wandte mich zum Gehen, doch Zoë legte mir eine Hand auf den Arm. »Du darfst es ihr nicht sagen. Bitte, ich flehe dich an.«
Doch ich schob sie beiseite. »Ich bin verpflichtet, meine Auftraggeberin über die Ermittlungsergebnisse zu unterrichten, und wenn ich nun einmal so was « – ich sah Zoë verächtlich von oben bis unten an – »ermittle, dann erfährt sie auch davon.«
Bei diesen Worten schaltete Zoë sofort wieder auf Verärgerung um. »Also verrätst du unsere Freundschaft? Einfach so? Ohne Rücksicht auf mich oder meine Gefühle? Nur wegen einer blöden Auftraggeberin?«
Ich sah in ihre zornigen Augen, während meine eigenen Pupillen vor Wut geweitet waren. Doch als ich den Mund aufmachte, klang meine Stimme so ruhig wie bei einem buddhistischen Mönch. »Ja.«
»Wie kannst du es wagen«, empörte sie sich. »Wie kannst du es wagen, dich hinzustellen und mein Leben als Lüge bezeichnen, nachdem du dein eigenes so hoffnungslos in den Sand gesetzt hast, weil du … nun, weil du gelogen hast!«
Ich spürte, wie mir kalte Schauer den Rücken hinunterliefen, weil mich ihre Bemerkung bis ins Mark traf. Doch ich antwortete nicht, ich funkelte sie nur an.
Zoë schnaubte verächtlich, schob mich beiseite und stürmte an mir vorbei. »Na gut!«, rief sie mir über die Schulter zu, so dass jeder in der Bar es mitbekam – oder zumindest die Hälfte der Leute, die unsere Auseinandersetzung sowieso schon angehört hatten. »Sag es ihr doch. Was kümmert mich das? Ich hoffe, das macht dich richtig glücklich. Ich hoffe, du kannst nachts noch schlafen, obwohl du weißt, dass du deine beste Freundin an eine völlig Fremde verraten hast!«
Dann packte sie den nervösen, ratlos dreinblickenden Dustin am Arm, zerrte ihn buchstäblich aus der Bar und beendete so den ersten Streit, den Zoë und ich in einer bereits zehn Jahre dauernden Freundschaft gehabt hatten.
Ich muss wohl nicht sagen, dass ich nun doch nicht in den Genuss des entspannten Abends kam, den ich mir ausgemalt hatte. Stattdessen schäumte ich wegen der Vorfälle in der Bar und spielte die Auseinandersetzung in Gedanken immer wieder durch, wobei ich mich jedes Mal noch mehr über die Worte aufregte, die Zoë mir an den Kopf geworfen hatte.
Sie wusste doch, was Untreue für mich bedeutete. Sie wusste, dass mein ganzes Leben auf dem maroden, wackeligen Fundament ruhte, das mein Vater mit seinen selbstsüchtigen Affären und halbherzigen Gefühlen für meine Mutter errichtet hatte. Und doch hatte sie die Frechheit, sich hinzustellen und ihre Entscheidung, einem anderen armen, hilflosen Kind das Gleiche anzutun, auch noch zu verteidigen .
Ich versuchte, mich mit dem geplanten Pay-per-View-Film und einem Servierwagen voll mit frittierten Köstlichkeiten abzulenken, doch der Appetit auf beides war mir vergangen. Und was mich endlich so weit beruhigte, dass ich nicht mehr im Hotelzimmer auf- und abmarschierte und Zickzackspuren auf dem Teppich hinterließ, war weder das entspannende Schaumbad noch der kuschelweiche Hotelbademantel, sondern die Einsicht, dass sich diese ganze Geschichte mit Zoë wieder einrenken würde.
Zwei Dinge weiß jede Frau, wenn es um Männer geht (zumindest sollte sie das): (1) Sie ändern sich nie, und (2) sie verlassen nie ihre Ehefrauen. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, doch zufällig führt mir mein Job immer wieder vor Augen, dass Ausnahmen im Großen und Ganzen keine Rolle spielen. Darum sortieren Statistiker, die einen Datensatz analysieren, auch systematisch alle Anomalien aus. Weil sie belanglos sind. Worauf es wirklich ankommt, sind die Mittelwerte. Die Mehrheit. Der Teil der Kurve, dem 99,99 Prozent aller Menschen entsprechen.
Und man kann sein Leben nicht auf der Hoffnung aufbauen, dass man im Randbereich landet. Auf der Hoffnung, zu den 0,01 Prozent Abweichung zu gehören.
Zoë musste es offenbar auf die harte Tour lernen.
Morgen würde ich Lexis Mutter die Wahrheit sagen. Und Zoë würde aus erster Hand erfahren, was für ein Mensch Dustin Garrett wirklich war. Und wenn sie schließlich einsah, dass sie einen schweren Fehler begangen hatte, würde ich sie mit offenen Armen empfangen, um sie zu trösten. Weil sie meine Freundin ist und Freunde dafür da sind. Sie vergeben einander ihre Fehler. Zoë konnte mir noch so oft vorwerfen, dass ich sie verriet, unsere Freundschaft aufs Spiel
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