Flirtverdacht Roman
wie anstrengend das für Sie war, und wir wissen es beide sehr zu schätzen.«
»Keine Ursache.«
»Und außerdem dachte ich, dass es Sie vielleicht interessiert, wie die Richterin entschieden hat.«
Ich bemühte mich sehr, in ihrer Stimme eine Gefühlsregung zu entdecken. Klang sie glücklich? Traurig? Enttäuscht? Überschwänglich? Aber ich konnte nichts heraushören. Wahrscheinlich machte sie genau das zu einer guten Rechtsanwältin.
»Oh«, entgegnete ich beiläufig, als hätte ich gar nicht mit diesem Anruf gerechnet. »Ja, Sie können es mir gern verraten … da Sie mich nun schon mal am Apparat haben.«
»Gut«, setzte sie an. »Nun, wie Sie selbst im Gerichtssaal bereits sagten, ist Betrug ein sehr subjektiver Begriff. Es lässt sich nur sehr schwer festmachen, wo er anfängt.«
Unwillkürlich begann meine Hand, vor meinem Körper langsame Kreise zu vollführen, als könne das die Anwältin dazu bringen, endlich zur Sache zu kommen und mir zu enthüllen, welche Entscheidung gefallen war. »Hm-hm.«
Ich sah hinüber zu Jamie, der inzwischen die Küchenschränke nach einem geeigneten Frühstück durchstöberte.
»Um dieses Problem der Subjektivität auszuräumen, legt das Rechtssystem in der Regel großen Wert auf die exakte Definition.«
Wovon zum Teufel redet sie da eigentlich? Sag mir einfach, ob die Richterin ihm das Geld zugesprochen hat.
»Die Sache ist die: Der Wortlaut der Gesetze für den Staat New York lässt beim Thema Ehebruch wenig Spielraum«, fuhr Ms Porter fort. Ihre Stimme verriet noch immer nichts, was mir total auf die Nerven ging. »Untreue wird dort explizit als Geschlechtsverkehr mit einer Person definiert, die nicht der Ehepartner ist.«
»Und?«, hakte ich nach, weil ich meine Ungeduld nicht länger verbergen konnte. Hinter diesem Anruf musste doch noch mehr stecken! Sie rief doch wohl nicht an und schwafelte von diesem juristischen Quatsch, ohne dass darauf ein großes »Aber« folgte. Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt für die Worte: » Aber trotz alledem war die Richterin dennoch der Auffassung, dass …«
Doch das sagte sie nicht. Im Grunde sagte sie so gut wie gar nichts. Sie wiederholte lediglich meine Frage. »Und was?«
Mich verließ der Mut. Eigentlich hatte ich mit diesem Ausgang gerechnet. Auf dem ganzen Rückflug nach L.A. hatte ich mich innerlich darauf eingestellt, damit es mich nicht aus heiterem Himmel traf. Aber trotzdem war ich jetzt wie vor den Kopf gestoßen. Und absolut am Boden zerstört.
Ich hörte, wie Jamie in der Vorratskammer verschiedene fast leere Kartons mit Frühstücksflocken schüttelte, um festzustellen, ob der Inhalt noch für eine Schüssel reicht.
»Das war es dann also?«, fragte ich, schriller, als ich beabsichtigt hatte. Sofort riss ich mich zusammen. »Die Richterin hatte keine andere Wahl? Sie konnte keine Ausnahme machen?«
»Leider nicht. Ihr waren die Hände gebunden. Im Staat New York sind zwar Ehescheidungen aufgrund von Untreue möglich, aber das Gesetz ist einfach zu streng formuliert.«
»Aber das ist doch Schwachsinn!«, rief ich und fuhr auf. Sofort bereute ich meinen Ausbruch, denn Jamie spähte erstaunt hinter der Schranktür hervor. Ich wandte ihm den Rücken zu und umklammerte das Telefon noch fester. Da mir nichts einfiel, was ich jetzt noch sagen konnte, schäumte ich nur leise vor mich hin.
»Hören Sie«, brach die Anwältin schließlich das gedrückte Schweigen. »Wir alle wissen, dass er fremdgegangen ist, unabhängig davon, wie das im Gesetz des Staates definiert ist. Und Mrs Langley ist unendlich dankbar für die unbezahlbaren Informationen, die Ihre Agentur ihr über ihre Ehe geliefert hat. Sonst wäre sie wahrscheinlich noch immer mit ihrem Mann verheiratet.«
»Stimmt«, entgegnete ich diplomatisch. Ich musste diese Frau irgendwie loswerden und so schnell wie möglich mit meiner Tagesarbeit weitermachen. Ablenkung war jetzt meine einzige Rettung. Und davon würde es reichlich geben, wenn ich erst einmal im Büro angekommen war. »Nun, vielen Dank für Ihren Anruf, Ms Porter.«
»Wer war das denn?«, rief Jamie aus der Küche, als ich aufgelegt hatte.
»Ach, niemand.« Ich winkte ab und schob mein iPhone wieder in die Tasche. »Nur die Anwältin von Mrs Lang ley.«
»Aha«, erwiderte er, als würde auf einmal alles, was er in den letzten drei Minuten mitgehört hatte, einen Sinn ergeben. Er schloss die Tür zur Speisekammer und wandte sich zu mir um. »Keine guten Nachrichten, was?«
Ich zuckte
Weitere Kostenlose Bücher