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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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des Lebens zu einer Beerdingung gehen. Und als ich hinüber zu dem Amerikaner sah, der im smarten schwarzen Anzug mit blütenweißem Oberhemd und einer konservativen blau gestreiften Krawatte an der Bar saß, musste ich tatsächlich zugeben, dass er ziemlich … steif wirkte. Und langweilig.
    Der Amerikaner leerte sein Weinglas, und ich näherte mich mit der Flasche. »Darf ich nachschenken?«
    Er nickte dankbar, und ich füllte das Glas.
    »Nun, ich bin fest davon überzeugt, dass mein Klient diesen Bedingungen nicht zustimmen wird«, sagte der Franzose in beeindruckend fehlerfreiem Englisch. »Bei einem Fünfjahres-Mietvertrag wird er sicher keine halbe Million Euro für Renovierungsarbeiten ausgeben. Das lohnt sich einfach nicht. Schließlich garantiert ihm niemand, dass Sie den Vertrag in fünf Jahren verlängern werden oder dass sich Ihr Unternehmen überhaupt so lange hier halten kann.«
    »Das werden wir«, versicherte der Amerikaner ihm, so großspurig und selbstsicher, wie es nur ein aalglatter amerikanischer Geschäftsmann fertigbringt. »Die Prognosen für den europäischen Markt sind außerordentlich positiv.«
    Ich war mit dem Einschenken fertig und sah den zweiten Mann mit der Flasche in der Hand fragend an. Er nickte und wies auf sein Glas. Ich begann, es zu füllen.
    »Aber dies ist Ihr erstes Projekt außerhalb der Vereinigten Staaten«, erwiderte der Franzose. »Und Prognosen sind eben nur Prognosen. Sie sind keine Garantien. Wenn Sie dagegen einen Zehnjahresvertrag unterschreiben würden, dann hätte ich etwas in der Hand.«
    Der Amerikaner schüttelte den Kopf und verzog keine Miene, obwohl ihm dieser Vorschlag offensichtlich gegen den Strich ging. »Schauen Sie, wir wissen doch beide, dass diese Räumlichkeiten seit über achtzehn Monaten leer stehen. Sicher war Ihr Klient nicht glücklich darüber, dass er die Hypothek aus eigener Tasche bezahlen musste. Er braucht Kapital. Und wir können ihm helfen. Aber wenn er mit den Bedingungen nicht einverstanden ist, haben wir leider keine andere Wahl; dann müssen wir die europäische Zentrale in Brüssel errichten.«
    Ich unterdrückte einen Seufzer, als ich diese Worte hörte.
    Was für ein Schwachsinn, dachte ich. Brüssel? Von wegen. Es war so offensichtlich, dass dieser Mann die neuen Geschäftsräume seiner Firma unbedingt in Paris unterbringen wollte.
    »Der belgische Vermieter hat den Bedingungen für den Fünfjahresvertrag und den fünfhunderttausend für Instandsetzungen bereits zugestimmt. Wir müssten nur noch unterschreiben«, behauptete der Amerikaner jetzt.
    Ich verkniff mir ein Lachen. Wieder so ein Scheiß.
    Das Weinglas vor mir war fast voll, aber ich goss weiter. Ich achtete kaum auf das, was ich tat, weil ich so gespannt darauf wartete, dass der Franzose den Amerikaner mit seinem offensichtlichen Bluff auflaufen ließ.
    Aber das tat er nicht. Seine Miene blieb düster und niedergeschlagen, und er seufzte ärgerlich, weil er die dreiste Lüge offensichtlich nicht durchschaute.
    Dann hörte ich einen unterdrückten Fluch und entdeckte den See von rotem Wein oben auf der Bar, der schon über die Kante lief. Ich fuhr zusammen und riss die Flasche hoch. Die beiden Geschäftsleute waren aufgesprungen, um der Cabernet-Dusche zu entkommen.
    »Oh, Gott!«, rief ich aus, während ich die Bescherung aufwischte. »Es tut mir so leid. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.«
    »Schon in Ordnung«, versicherten beide lächelnd, obwohl die Miene des Franzosen etwas aufgesetzt wirkte. Zweifellos grübelte er noch über das Ultimatum nach, das ihm gerade gestellt worden war.
    Der Amerikaner hatte sich auf die Toilette verzogen, um die Flecken ein wenig auszuwaschen, und ich wischte weiter den Wein auf, wobei ich mich erneut entschuldigte.
    » Je suis si desolée« , wechselte ich ins Französische.
    »Pas de problème «, wiederholte der Franzose und wischte sich mit einer Papierserviette, die ich ihm gereicht hatte, die Hose ab. »Der Deal ist sowieso geplatzt. Eigentlich war das Timing perfekt.«
    Ich musterte ihn durchdringend, sah ihm seine Enttäuschung an. Wusste er denn wirklich nicht, dass der andere log? War das wirklich nicht so offensichtlich?
    Ich dachte zurück an das Geschäftsessen mit Jamie. Damals hatte ich geglaubt, Hank Chandlers Bluff mit dem Angebot einer anderen Firma wäre so durchschaubar wie nur etwas, und doch hatte Jamie nichts geahnt.
    Seit ich in Paris war, war es mir schwergefallen, französische Männer zu

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