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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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doch meinen, dass mein Körper schon längst den ganzen chemischen Stoff verbraucht hat, der nötig ist, um meine Wangen rot zu färben, aber offenbar ist dem nicht so. Ich erröte noch immer.
    »Diesmal allerdings«, setzte er an, während er aus dem Wagen stieg und den Kofferraum mit der Fernsteuerung aufklappen ließ, »bin ich bestens vorbereitet.«
    Ich spähte hinein und sah, dass Jamie für uns beide Golfschläger und Schuhe mitgebracht hatte. Ich prustete los. Diese Schuhe hatte ich nicht mehr getragen, seit er sie mir gekauft hatte, als wir das letzte Mal hier gewesen waren. Nachdem wir festgestellt hatten, dass Golf in Espadrillen mit Keilabsätzen nicht so der Hit war. »Ich bin beeindruckt«, kommentierte ich. »Wie lange musstest du denn in meinem Schrank kramen, um die zu finden?«
    Jamie zuckte mit den Schultern. »Nur etwa eine Stunde.«
    Alles war genau so, wie ich es in Erinnerung hatte. Mir war, als wäre ich in die Vergangenheit zurückversetzt. Um ein ganzes Jahr, so dass ich diesen Abend jetzt noch einmal erlebte. Wir konnten noch immer über Jamies dürftige Golfkünste lachen, die Unterhaltung lief noch immer ganz locker und reibungslos ab, und ich verspürte noch immer einen Hauch von dem Hochgefühl, das ich empfunden hatte, als ich zum ersten Mal mit ihm hier gewesen war. Das Hochgefühl, das von etwas Neuem und Unbekanntem ausgelöst wird. Doch diesmal konnte ich endlich ich selbst sein. Wir hatten keine Geheimnisse mehr voreinander. Keine vorgetäuschten Jobs, keine falschen Alibis.
    Nur ich und er. Und so war der heutige Abend sogar noch schöner als der in meiner Erinnerung.
    Nach dem vierten Loch des Neun-Loch-Platzes parkte Jamie den Golfwagen vor der Imbissbude, so dass ich lachend den Kopf schüttelte. Diese Wiederholung einer gemeinsamen Lebensepisode machte mir riesig Spaß. »Lass mich raten«, sagte ich. »Hotdogs und Cola?«
    Er lächelte und streckte eine Hand aus, um mir aus dem Wagen zu helfen. »Kannst du etwa doch wieder Männergedanken lesen?«
    »Nein, das war geraten.«
    Jamie ging zur Imbissbude, um zu bestellen, und ich setzte mich auf eben die Holzbank, die wir bei unserem ersten Date belegt hatten. So ein seltsames Déjà-vu hatte ich noch nie erlebt. Während ich darauf wartete, dass Jamie zurückkam, versuchte ich mich zu erinnern, wie ich mich vor einem Jahr hier gefühlt hatte. Damals war es meine größte Sorge gewesen zu verhindern, dass Jamie jemals die Wahrheit erfuhr.
    Glücklicherweise stellte ich fest, dass mir das nicht richtig gelang. Ich konnte mich nicht mehr in die Person hineinversetzen, die ich damals gewesen war. Die niemandem vertraute und mit der Liebe nichts zu tun haben wollte. Weil sie die Erfahrung gemacht hatte, dass Liebe immer mit Kummer endete. Jetzt war mir klar, wie weit ich diese Person hinter mir gelassen hatte.
    Und darüber musste ich lächeln.
    Jamie kam mit Hotdogs und Cola und setzte sich neben mich. »Nur Ketchup«, verkündete er, als er mir den Pappteller reichte.
    »Tja, einen Unterschied gibt es also«, bemerkte ich.
    Er legte den Kopf auf die Seite. »Was meinst du damit?«
    Ich zog meinen ledernen Golfhandschuh aus und biss in meinen Hotdog. »Na ja«, setzte ich an, kaute und schluckte, »als wir das letzte Mal hier waren, wusstest du nicht, was ich auf meinen Hotdog mag, und jetzt weißt du es. Aber ansonsten ist dieser Abend ganz genauso. Nichts ist anders.«
    Jamie schüttelte den Kopf. »Was redest du! Alles ist anders!«
    »Ja, klar, natürlich haben wir uns geändert«, räumte ich ein, während ich den Deckel von meiner Cola abzog. »Wir sehen uns jeden Tag. Wir wohnen quasi zusammen. Aber ich meine das hier …« Ich deutete auf unsere Umgebung. »Dieser Abend ist genau gleich. Versteh mich nicht falsch, es ist wunderbar. Ich genieße es, dass alles gleich ist. Es fühlt sich sogar genauso an. Und das ist echt Wahnsinn!«
    Ich biss erneut in meinen Hotdog und sah hinüber zu Jamie. Erst jetzt fiel mir auf, dass er noch keinen Bissen gegessen hatte. Er saß einfach nur da, starrte mich abwesend und nachdenklich an, während sein Abendessen unberührt neben ihm auf der Bank lag.
    »Was ist?«, fragte ich und hob unwillkürlich die Hand, um mir irgendwelche Krümel oder Ketchupspuren aus den Mundwinkeln zu wischen.
    Er schüttelte langsam den Kopf, ohne den Blick von meinen Augen zu lösen. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich etwas sagte. Und ich fragte mich, was in seinem Kopf vorgehen mochte.

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