Flirtverdacht Roman
Aber das heißt noch lange nicht, dass ich unbedingt wieder mit verheirateten Männern flirten will. Ich habe dir etwas versprochen, und das werde ich halten.« Ich hielt inne, dann versuchte ich, es noch einmal anders auszudrücken. »Ich möchte es halten. Deshalb habe ich fünf sehr kompetente Mitarbeiter eingestellt, die mir das abnehmen.«
Endlich hob er den Blick und sah mir tief in die Augen. »Und wenn die Auftraggeberin keine deiner Mitarbeiterinnen möchte? Wenn sie dich möchte?«
Ich starrte ihn etwas fassungslos an. »Ich würde natürlich ablehnen.«
Er hob die Augenbrauen. »Wirklich?«
»Wirklich«, flüsterte ich mit Nachdruck.
Jamies Miene war sehr ernst. So einen nachdenklichen Blick hatte ich bei ihm noch nie gesehen. Und plötzlich, als hätte jemand einfach einen Schalter umgelegt, wurde er wieder ganz sanft. Das Durchdringende verschwand aus seinem Blick, seine fest zusammengepressten Lippen öffneten sich, und das Gesicht entspannte sich. Dann nickte er mit einem sanften Lächeln. »Okay«, flüsterte er zurück. »Tut mir leid. Manchmal muss ich mich wohl einfach vergewissern, dass du das wirklich willst. Dass ich dich nicht zurückhalte.«
Ich hätte am liebsten losgelacht. »Du mich zurückhalten?«, stieß ich hervor. »Machst du Witze? Wenn du nicht wärst, säße ich jetzt höchstwahrscheinlich in einer schäbigen Hotelbar in Milwaukee oder so. Glaub mir, Liebling, durch dich habe ich einen großen Schritt nach vorn gemacht!«
Diese Antwort schien ihm unheimlich gutzutun, und sein leises Lächeln verwandelte sich zu einem breiten Grinsen. »Freut mich, dass du das sagst.«
Ich beugte mich vor und küsste ihn innig, um jeden noch verbleibenden Hauch von Zweifel mit der Kraft meiner Lippen aus seinem Körper zu saugen.
»So«, sagte ich, wobei meine Stimme signalisierte, dass jetzt ein Themenwechsel folgte, »wo geht es denn heute Abend hin?«
Doch er lächelte nur und schüttelte selbstgefällig den Kopf. »Verrate ich immer noch nicht.«
Empört fuhr ich mit der freien Hand in die Luft. »Woher soll ich dann wissen, was ich anziehen soll?« Ich hielt mir das Diane-von-Fürstenberg-Kleid an. »Wie wäre es damit?«
Sofort protestierte er: » Viel zu fein.«
Wehmütig drehte ich den Kleiderbügel um und betrachtete mein neues Kleid. » So fein sieht es doch gar nicht aus. Angeblich ist es ein Freizeitkleid.«
»Zieh einfach etwas Bequemes an.«
»Okay«, murmelte ich, während ich wieder im Schrank verschwand.
»Ach, Jen?«, ertönte Jamies Stimme wenige Sekunden später hinter mir.
Ich steckte wieder den Kopf hervor. »Ja?«
»Was hältst du davon, diese Zeugenaussagen für eine Weile sein zu lassen?« Die Frage war zwar ernst gemeint, doch die Worte hüpften ihm so leichthin über die Lippen, dass es beinahe wie ein Scherz klang.
So oder so, ich wusste, wie meine Antwort lauten musste: »Das halte ich für eine sehr gute Idee.«
Dreißig Minuten später hatte Jamie bereits vier verschiedene Outfitvorschläge abgelehnt, jedes Mal mit der Behauptung, es sei »nicht bequem genug«. Mir lag schon die Frage auf der Zunge, ob ich einfach nur eine Jogginghose und eine Peelingmaske mit Kleie tragen sollte. Eine tiefsitzende Khakihose und ein eng anliegender Pulli mit V-Ausschnitt fanden schließlich seine Gnade, und wir gingen zur Garage, in der Jamies Auto direkt neben meinem parkte. Ich hatte mir das Haar zu einem festen Pferdeschwanz gebunden, so dass er das Verdeck herunterklappen konnte. Jamie hatte sich das Jaguar-Cabrio gekauft, bevor wir uns kennenlernten, und ich zog ihn ständig damit auf, dass es für seine Nobelkarosse sogar extra spezielle Ausspracheregeln gab: Ja-guu-ar . Allerdings war ich selbst auch nicht besser, denn ich fuhr einen Lexus. Aber immerhin mit Hybridantrieb. Und zumindest wurde der in der Werbung nicht als Lex-u-us bezeichnet.
»Okay«, sagte ich, sobald wir die Garage verlassen hatten und das Verdeck heruntergeklappt war. »Verrätst du mir jetzt endlich, wohin wir fahren?«
Jamie schüttelte lachend den Kopf, während er nach links blinkte und auf den Wilshire Boulevard bog. »Was ist los mit dir? Kann deine legendäre Superkraft, mit der du alle Männer durchschaust, etwa die Stahlwand nicht durchdringen, die ich in meinem Kopf errichtet habe?«
»Haha«, entgegnete ich sarkastisch und wünschte, ich hätte ihm dieses ganz besondere Geheimnis niemals anvertraut. Er kannte es jetzt schon über ein Jahr, und noch immer zog er mich damit
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