Flirtverdacht Roman
drei Menschen absolut gleichzeitig ihre Kinnladen fallen ließen.
Lange Zeit sagte niemand ein Wort. Sophie berührte sogar zaghaft den Stein an meinem Ring, als wollte sie sich vergewissern, dass er echt war und kein cooler Hologramm-Trick.
Nachdem sie mir jahrelang meine »Bindungsschwierigkeiten« vorgehalten hatten, hatte ich jetzt ehrlich gesagt etwas mehr Begeisterung erwartet.
Endlich sagte jemand etwas. Sophie. Aber besonders wortgewandt war sie nicht gerade. »Jen! W-w-w-ieso hast du nicht … ich meine, du … wann ist das geschehen? Tut mir leid. Ich stehe gerade etwas unter Schock.«
Die anderen beiden nickten zustimmend.
»Ja, das merke ich«, sagte ich lachend, während ich mich wieder auf mein weißes Elementsofa fallen ließ und mir ein großes Dekokissen an die Brust drückte. »Ich stehe selbst noch etwas unter Schock. Gestern Abend war es soweit. Er war mit mir auf dem Golfplatz, auf dem wir unser erstes Date hatten, und hat mir direkt vor der Imbissbude einen Antrag gemacht.«
»Das ist ja verdammt süß von ihm«, sagte Zoë schließlich.
Ich nickte. »Ja, finde ich auch. Und nächstes Wochenende fährt er mit mir zum Feiern nach Cabo.«
»Aber am nächsten Samstag ist doch die endgültige Kleiderprobe!«, protestierte Sophie, lenkte dann aber sofort ein und ließ sich wieder auf das Polster sinken. »Die lässt sich aber sicher verschieben.«
Ich lachte sie liebevoll an. »Keine Sorge. Ich rufe die Schneiderin selbst an und mache einen neuen Termin.«
»Pass nur auf, dass du da unten nicht zu viele Tacos isst«, warnte sie mich. »Das Kleid kann man nicht auslassen, sondern höchstens enger machen.«
Ich legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Keine Sorge.«
Sophie ergriff meine Hand und zog sie an ihr Gesicht. »Der Ring ist wirklich wunderschön«, gab sie zu.
Ich wartete noch immer auf Schreie, Luftsprünge, Seufzen wie aus einem Mund. Doch nichts von alledem geschah. Meine Freunde starrten mich einfach nur an, während ihnen die Fassungslosigkeit noch immer ins Gesicht geschrieben stand.
»Ich kann es einfach nicht glauben«, sagt John wie benommen. »Ihr zwei lauft also in den Hafen der Ehe ein und lasst Zoë und mich allein zurück.« Er schlang Zoë den Arm um den Hals, und sie machte sich rasch mit entsetzter Miene los.
»Super, ihr beide kommt unter die Haube, und mir bleibt nur dieser flatterhafte Schwule hier.«
»Da muss ich protestieren«, sagte John und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin nicht flatterhaft. Eins will ich dir sagen, mit meinem neuen Freund Danny läuft es einfach super. Und er ist so unglaublich …«
»Okay, wir haben’s kapiert«, unterbrach ihn Zoë. »Du hast Sex. Herzlichen Glückwunsch.«
John blinzelte Zoë misstrauisch an. »Allerdings habe ich den Eindruck, dass das hier nicht jeder von sich sagen kann.«
»Ich kann nicht klagen«, behauptete Zoë daraufhin sofort.
Und so schnell hatten sie mal wieder das Thema gewechselt. Aber ich beschwerte mich nicht. Im Grunde war ich sogar ein bisschen erleichtert.
»Mit wem denn?«, fragte John herausfordernd.
»Niemand Besonderes«, erwiderte sie.
Sophie begann zu strahlen. »Das sind ja tolle Neuigkeiten!«, rief sie aus, allerdings etwas übertrieben begeistert. Alle sahen sie fragend an.
»Meine Güte, Soph, du tust ja gerade so, als hätte ich drei Jahre darben müssen oder so.«
Sophie kicherte. »Nein, darüber freue ich mich doch nicht. Ich meine, ich freue mich schon , dass du … du weißt schon, Sex hast. Aber schließlich bedeutet das, dass du jemanden hast, mit dem du zur Hochzeit kommen kannst. Endlich hast du eine Begleitung!«
Zoë überlegte einen Augenblick. Sophies Äußerung schien sie etwas aus der Fassung zu bringen, als hätte man sie in einer peinlichen Lage erwischt. »Aber ich habe doch nur für mich zugesagt.«
Sophie winkte ab. »Ich weiß, aber ich habe für dich sowieso zwei Plätze eingeplant. Ich wusste doch, dass du noch jemanden finden würdest. Also, wie heißt er? Dann können wir ihm sofort eine Tischkarte machen!« Sie fischte eine leere Karte vom Stapel auf dem Tisch. Dann zückte sie den Silberlackstift wie ein Westernbandit den Colt und setzte erwartungsvoll zum Schreiben an.
Alle Augen waren auf Zoë gerichtet, und zum ersten Mal im Leben schien sie sich wirklich nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen. Ich kannte sie schon seit Jahren, und eine derart verzweifelte Miene hatte ich bei ihr noch nie gesehen. Sie war immer so
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