Flirtverdacht Roman
berichtete, dass seine Frau Cameron zu sich nach Hause eingeladen hatte, während seine Kinder in der Schule waren. Anschließend musste ich einen Handwerker rufen, der den an der Wand entstandenen Schaden beseitigte.
Ich freute mich schon darauf, zur Abwechslung mal gute Nachrichten zu verkünden, und fürchtete, dass ich die Neuigkeit nicht mehr viel länger für mich behalten konnte. Ich hatte ernsthaft vor, sie laut herauszuposaunen, sobald alle über meine Schwelle geschritten waren, doch das konnte ich jetzt wohl vergessen. Denn John würde es mir nie verzeihen, wenn ich nicht auf ihn wartete.
Mit hängenden Schultern schloss ich hinter Sophie die Tür und sah zu, wie sie meinen Wohnzimmertisch mit Zeitungspapier abdeckte und dann den Inhalt ihrer Einkaufstüten ausbreitete.
»Okay«, sagte sie, während sie die Utensilien sorgfältig auf dem Tisch arrangierte. »Ich habe mir ein System überlegt, das einen reibungslosen Ablauf garantiert.«
Zoë warf mir einen vielsagenden Blick zu und wandte sich dann an unsere zukünftige Braut. »Sophie«, setzte sie in ihrem unvergleichlichen »Geh-mir-bloß-nicht-auf-die-Nerven«-Tonfall an, »es sind nur Tischkarten, keine Leiterplatten.«
Doch Sophie überhörte die Bemerkung geflissentlich und erläuterte uns die komplizierten Abläufe ihres ausgeklügelten Plans.
Dreißig Minuten später war ich ein nervliches Wrack. John war noch immer nicht aufgetaucht, und ich traute mich nicht, von der gelieferten Pizza zu essen, da sie mir voraussichtlich sofort wieder hochkommen würde. Außerdem hatte ich bereits vier Tischkarten ruiniert (sehr zu Sophies Verzweiflung), weil meine Hände so zitterten. Nur zur Information – Heißklebepistolen und Nervosität: Keine gute Kombination.
Sophie hatte jedem von uns eine spezielle Aufgabe zugeteilt. Zuerst schrieb sie mit einem silbernen Lackstift die Namen auf die Karten, dann klebte ich Stängel und Blüten mit der Heißklebepistole fest, und Zoë war dafür zuständig, dünne Streifen Silberfolie an den Außenkanten anzubringen.
»Was ist denn daran so schwierig, Jen?«, schimpfte Sophie zum zehnten Mal, nahm mir ärgerlich die Pistole aus der Hand und führte mir vor, wie man richtig eine Blüte an den Stängel klebte. Wobei »richtig« bedeutete, dass nicht die gesamte Karte mit Klebstoff verschmiert wurde.
»Tut mir leid«, murmelte ich, legte eine Handvoll getrockneter Gänseblümchen auf die Tischabdeckung aus Zeitungspapier und wischte mir die feuchten Hände an meiner Jeans ab. »Wenn’s ums Basteln geht, habe ich leider zwei linke Hände.«
»Das kannst du laut sagen«, stimmte Sophie zu.
In Wahrheit war ich in diesem Augenblick einfach nicht in der Lage, mich mit der richtigen Anordnung von Blüten und Stängeln zu befassen. Ich musste dauernd an meinen Verlobungsring denken, der ordentlich in der obersten Schublade meiner Kommode lag. Ich hatte ihn den ganzen Tag über nicht getragen und brannte darauf, ihn endlich wieder anzulegen. Als fürchtete ich, er könne aufhören zu funkeln, wenn er noch länger unbeachtet in der Schublade steckte.
»Isst du das noch?«, fragte Zoë und deutete auf das unberührte Stück kalter Pizza auf meinem Pappteller.
Ich schüttelte den Kopf und schob es ihr hin. »Nein. Nimm ruhig.«
Freudig griff sie zu und stopfte sich das Stück in den Mund. Ihre Lippen glänzten von der fettigen Pizza, als hätte sie gerade eine frische Schicht Chanel-Lipgloss aufgelegt. »Oh mein Gott«, setzte sie an. »Ich muss euch unbedingt erzählen, was mir heute Nachmittag im Parkhaus an der Promenade passiert ist …«
Ich hörte nur mit halbem Ohr hin, was Zoë von ihrem spektakulären Auftritt als Verkehrsrowdy (oder vielmehr Parkrowdy) berichtete, da mein Blick immer wieder von der Tischkarte vor mir in Richtung Wohnungstür glitt, wo ich sehnlich ein Klopfen erwartete. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass John sich so sehr verspätete. Das Herz hämmerte mir so laut in meiner Brust, dass ich fast damit rechnete, Zoë und Sophie würden es hören und sich erkundigen, was mit mir los wäre.
»… aber natürlich hatte ich ganz eindeutig auf diesen Parkplatz gewartet, und schon den Blinker gesetzt. Also hab ich mein Fenster runtergelassen und die Frau angebrüllt …« Zoë gestikulierte so wild mit ihrer Heißklebepistole, dass ich mich mehrmals duckte und zur Seite auswich, um mir keine Verbrennungen zweiten Grades zuzuziehen.
»Und sie erwiderte dann natürlich: Das ist mir
Weitere Kostenlose Bücher