Flirtverdacht Roman
anzunehmen.«
Lexi warf mir einen so bösen Blick zu, wie ihn nur ein zwölfjähriges Mädchen mit Kratzern im Gesicht hinbekommen kann. »Wie Sie meinen«, erwiderte sie, erhob sich und marschierte auf die Bürotür zu, den Geldumschlag noch in der Hand. »Aber das ist nicht das letzte Wort. Irgendwann werden Sie Ihre Meinung ändern. Und beim nächsten Mal bringe ich handfeste Beweise mit.«
Ich nickte höflich, entgegnete aber nichts.
»Und übrigens«, fügte sie noch hinzu, jetzt plötzlich nicht mehr verärgert, sondern weise und friedlich wie ein erleuchteter Schamane. »Wenn einem jemand wichtig ist, dann hat er es verdient , dass man ihn aufweckt.«
9
Nicht bestandene HATs
Beschreiben Sie, wo Ihre Traumhochzeit stattfinden soll (z. B. Strand, Parkanlage, Wellness-Oase in der Wüste, Berghütte, Gotteshaus, Jacht, Privathaus, eigener Garten, Golfplatz, usw.).
Beschreiben Sie Ihre Traum-Hochzeitstorte (Form, Farbe, Geschmacksrichtung, Zuckerguss, Füllung, Höhe, modernes oder klassisches Design, Verzierungen). Bitte legen Sie gegebenenfalls Fotos oder Ausschnitte aus Zeitschriften bei.
Am nächsten Tag saß ich im pastellfarbenen Wartezimmer der fabelhaften Hochzeitsplanerin Willa Cruz. Jamie hatte Willa engagiert, da einer seiner frisch verheirateten Kollegen sie wärmstens empfohlen hatte. Angeblich sei es ohne sie »völlig unmöglich, eine vernünftige Hochzeit hinzukriegen«. Ich selbst fand es ja etwas verfrüht, jetzt schon eine Hochzeitsplanerin einzuschalten – schließlich musste ich mich erst noch an den Gedanken gewöhnen, überhaupt verlobt zu sein –, doch laut Jamies Kollegen war es nie zu früh, mit einer Hochzeitsplanerin zu reden. Ich fragte mich allmählich ernsthaft, ob ich nicht schon mit sechzehn einen Termin hätte machen müssen.
Ich klopfte mit meinem Verlobungsring gegen das Plastikklemmbrett auf meinem Schoß. Der darauf befestigte Fragebogen trug die Überschrift »Fragen an die Braut«. Zehn Minuten waren verstrichen, seit ich das furchteinflößende Dokument entgegengenommen hatte. Bislang hatte ich erst eine Frage beantworten können, nämlich: »Wie lange sind Sie schon verlobt?« Und diese Antwort war mir nur deshalb so leichtgefallen, weil mir, als ich die Frage davor las, durch den Kopf geschossen war: Ich bin doch erst gut eine Woche verlobt, wie soll ich da wissen, wie die Torte aussehen soll?
Das gestrige Treffen mit Lexi Garrett, dem zwölfjährigen Dalai Lama in Beziehungsfragen, ging mir noch immer nicht aus dem Kopf. Sie hatte mich kalt erwischt, und zwar in vielerlei Hinsicht. Ihr Argument, weshalb ich ihren Vater testen sollte, war leider unangenehm stichhaltig.
Und besonders beunruhigend fand ich, dass mir irgendetwas sagte, sie hatte Recht. Dieses kleine Mädchen mit ihren zwölf Jahren hatte in der Ehe ihrer Eltern etwas erkannt, das ihrer Mutter entgangen war. Es kommt zwar häufiger vor, dass nur ein unvoreingenommener Blick gewisse Nuancen in einer Ehe wahrnimmt, aber gerade das war ja so unfassbar. Lexi war nicht unvoreingenommen. Sie war die Tochter . Wenn bei diesem Auftrag jemand etwas zu verlieren hatte, dann sie.
Doch was mir einfach keine Ruhe ließ, waren die vielen Parallelen. Lexi war zwölf Jahre alt. Zwölf . Genauso alt war ich gewesen, als ich zum ersten Mal von den Affären meines Vaters erfahren musste. Und ich hatte damals nichts dagegen unternommen. Doch siebzehn Jahre später taucht wie von Zauberhand Lexi Garrett in meinem Büro auf. Und sie war nicht bereit, ihren Dad ungeschoren davonkommen zu lassen.
Schickte mir der Kosmos damit ein Zeichen? Eine seltsame Chance auf Erlösung? Oder war es wirklich nur ein unglaublicher Zufall?
Seufzend versuchte ich, den Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Ich musste mich auf die vor mir liegende Aufgabe konzentrieren. Und das war leider dieser unmögliche Hochzeits-Fragebogen. Da half es mir wirklich nicht weiter, an eine Zwölfjährige zu denken, die den Verdacht hatte, dass ihr Vater ihre Mutter betrog.
Beschreiben Sie das Wunschthema für Ihre Hochzeit (z. B. hawaiianisches Fest, Zauberwald, Märchentraum, Schmetterlingsgarten, Winterwunderland).
Wenn ich gewusst hätte, dass hier ein Test auf mich wartete, dann hätte ich mich entsprechend darauf vorbereitet. Heimlich spähte ich nach rechts auf Jamies Klemmbrett. Unter der Überschrift »Fragen an den Bräutigam« entdeckte ich:
Was ist Ihre Lieblingsfarbe?
Welche Musik mögen Sie?
Wie viele Personen zählen zu Ihren engsten
Weitere Kostenlose Bücher