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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Stimme sie beruhigen würde.
    Doch Shawna starrte mich nur durch die rostigen Metallstäbe an. »Nein, ganz sicher nicht«, erwiderte sie mit fester Stimme. »Nächste Woche hat er mit seiner Frau doch den Termin mit der leiblichen Mutter, um das Baby zu adoptieren. Schon vergessen? In der Akte stand, dass sie unbedingt wissen muss, ob er wirklich treu ist, bevor sie ein Kind in die Ehe bringt. Klingelt’s?«
    Ich nickte abwesend. Und wie es klingelte. Laut und deutlich. Plötzlich läutete in meinem Kopf ein ganzes Meer von Glocken in ohrenbetäubender Lautstärke. Ich presste mir die Handfläche gegen die Stirn, um sie zum Schweigen zu bringen, doch das Läuten hörte nicht auf.
    Der dichte, undurchdringliche Nebel in meinem Kopf löste sich plötzlich auf, und ich sah die Szene klar und deutlich vor mir. Mein Treffen mit Darcie Connors Anfang der Woche. Die Kleidung, die sie trug, ihr Blick, als sie das Zimmer betrat, selbst die leisen Geräusche, die tief aus ihrer Kehle drangen, während sie allen Mut zusammennahm, um mich um Hilfe zu bitten. Nicht um irgendeine Hilfe. Sondern um eine sehr ungewöhnliche Art von Hilfe. Etwas, von dem sie sich nie erträumt hätte, dass sie jemanden freiwillig darum bitten würde.
    »Ich habe meinem Mann immer vertraut«, hatte sie mir gesagt. »In den fünf Jahren, die wir schon verheiratet sind, hat er mir nie Anlass dazu gegeben, an ihm zu zweifeln.« Sie seufzte und rieb sich mit den Handflächen über die Knie. »Aber dann hat mir meine Schwester berichtet, was sie letzte Woche auf dieser Party beobachtet hat, als ich schon nach Hause gegangen war, und auf einmal kann ich an nichts anderes mehr denken. Die Zweifel fressen mich noch auf. Ich wünsche mir schon so lange ein Baby. Und als wir feststellen mussten, dass ich nicht schwanger werden kann, war ich am Boden zerstört.«
    Tränen traten ihr in die Augen, und ich wartete geduldig, bis sie sie abgewischt hatte.
    »Aber irgendwann hatten wir auch diesen Schlag verdaut und fingen an, über eine Adoption nachzudenken. Ich hatte erst Angst, dass er dagegen sein würde. Ich selbst konnte es mir anfangs auch nicht vorstellen. Offenbar kann man sich erst mit dem Gedanken anfreunden, ein Baby großzuziehen, das nicht das eigene Fleisch und Blut ist, wenn man keine andere Wahl mehr hat. Als Ben sagte, er wäre gerne zu einer Adoption bereit, war ich so erleichtert. Ich war überglücklich. Endlich würde ich bekommen, was ich mir immer gewünscht hatte!«
    Dann hatte sie kurz geschwiegen und sehnsüchtig aus dem Fenster meines Büros geschaut, während ihre Augen schon wieder feucht wurden. »Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.« Sie wandte sich zu mir um. »Ich kann doch kein Baby in eine Ehe bringen, die nicht vollkommen stabil ist. Das kann ich einfach nicht!«
    Ich nickte, während Mitgefühl und Mitleid in mir aufstiegen. Aufträge dieser Art waren es, die dafür sorgten, dass ich mich bei dem, was ich tat, gut fühlte. Natürlich half ich gerne allen, die von mir Antworten erwarteten. Aber Aufträge wie dieser hier gaben mir neue Gewissheit, erinnerten mich an meine Ziele, verschafften mir Erfüllung.
    Ich spürte etwas Kaltes und Schmieriges zwischen den Fingern und stellte fest, dass es die Gitterstäbe von Shawnas Gefängniszelle waren. Rasch ließ ich sie wieder los und wischte mir die Hände am Sweatshirt ab.
    »Ashlyn?« Shawna stand direkt vor mir und sah mich aus ihren glitzergeschminkten Augen fragend an. »Alles in Ordnung?«
    Ich riss mich aus dem Rückblick los. »Was? Ja, alles bestens. Was stand in der Akte denn noch über Benjamin Connors? Wieso ist er hier? In Vegas? Was hat er vor?« Die Fragen kamen mir hastig und unüberlegt über die Lippen. Ich kannte die Antworten bereits. Ich brauchte nur eine Bestätigung. Um mir die Gewissheit zu verschaffen, dass ich meinem Gedächtnis trauen konnte.
    Shawna wand sich unbehaglich in ihrem knappen Outfit und rückte die Muscheln auf dem Bikinitop zurecht, während sie nachdachte. »Dort stand nur, dass er gerne allein nach Vegas kommt, um Black Jack zu spielen. Und dass er die Gelegenheit nutzen wollte, weil er nicht mehr so viel Zeit dafür haben wird, wenn das Baby erst einmal da ist.«
    Ding. Dong. Ding. Dong. Ding! Dong! Ding! Ding! Ding!
    Plötzlich klingelte es wieder. Und zwar lauter denn je. Im Hinterkopf hörte ich wieder Darcie Connors Stimme. Diesmal ertönte sie mit einem Echoeffekt, beinahe ätherisch: Es würde mich nicht wundern, wenn er die

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