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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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ein weiteres Durchatmen und noch ein Schritt. Bis ich schließlich direkt hinter Benjamin Connors am Würfeltisch stand.
    Nur dieses eine Mal, redete ich mir unaufhörlich ein. Nur diesmal.
    Der Augenblick war gekommen. Ein Jahr im Ruhestand, und jetzt war ich wieder zurück. Inoffiziell natürlich. Und nur aus einer Notlage heraus. Ich versuchte mich verzweifelt zu erinnern, was ich tun musste. Wie ich mich verhalten musste. Tief in mir hatte ich die leise Befürchtung, dass ich nach fast einem Jahr ohne Praxis eingerostet und aus der Übung sein könnte. Und die etwas größere Befürchtung, dass man das merken und ich auffliegen würde.
    Aber ich verdrängte beides und quetschte mich an den Tisch, bis ich direkt rechts neben meinem ersten Testobjekt seit über einem Jahr stand.
    Sobald er mich zur Kenntnis genommen hatte, war ich wieder voll in meinem Element. Die Flirttaktik, der Charme, das sichere Wissen, wie viel ich jetzt schon preisgeben musste und was ich für später aufheben sollte. Als wäre ich nie weg gewesen.
    Es war wie Fahrradfahren. Und mit einem Mal wurde mir klar, dass sich diese Fähigkeit nicht einfach verlernen ließ. Wenn man einmal Undercover-Treuetesterin gewesen ist, bleibt man es offenbar für immer.
    Und ehrlich gesagt vermochte ich nicht zu sagen, ob das gut oder schlecht war.
    Ich sah wie zufällig in Benjamins Richtung, erhaschte seinen Blick und lächelte schüchtern.
    »Willkommen am Tisch«, sagte er und musterte mich rasch und ziemlich unverhohlen von Kopf bis Fuß.
    »Scheint, als hätte man hier Glück«, bemerkte ich heiter und ungezwungen.
    Für diesen Auftrag hatte ich Shawna nur eine einzige Anweisung gegeben: Sie sollte sich neben Benjamin Connors an den Black-Jack-Tisch setzen und so tun, als hätte sie noch nie gespielt. Nun war zwar das Spiel ein anderes, aber die Vorgehensweise erschien mir immer noch richtig. Außerdem hatte ich wirklich keine Ahnung, wie das Würfelspiel funktionierte, also war meinerseits keine schauspielerische Leistung nötig.
    Benjamin Connors nickte. »Ja, in den letzten zehn Minuten ging es hier ziemlich hoch her. Sie haben eine gute Wahl getroffen.«
    Darauf kicherte ich nur und schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Mit der Zunge schnalzend lehnte ich mich über die Tischkante und studierte das Spielfeld. Es war mit unzähligen verschiedenartigen Feldern und Rechtecken bedeckt, die jeweils in der kryptischen Geheimsprache der Würfelspieler beschriftet waren.
    »Sieht so aus, als kommen Sie gerade im richtigen Augenblick«, bemerkte Benjamin Connors und deutete vor mir auf den Tisch. Ich sah hinab und entdeckte sechs rote Würfel, die zu mir aufstarrten. Der uniformierte Casinomitarbeiter hatte sie mir mit einem langen Stab, an dessen Ende sich ein Haken befand, zugeschoben.
    Und plötzlich waren sämtliche Augen am ganzen Tisch auf mich gerichtet. Mein Magen war wie zugeschnürt. Die Rolle der naiven, unerfahrenen Würfelspielerin spielte ich anscheinend äußerst überzeugend.
    Hilfesuchend wandte ich mich an meinen Nachbarn. Er schmunzelte über meine erschrockene Miene. »Nehmen Sie zwei von den Würfeln. Sie sind dran.«
    »Oh, nein«, erwiderte ich, richtete mich stocksteif auf und streckte abwehrend die Hände von mir. »Ich habe keine Ahnung, wie das Spiel geht. Ich wollte nur etwas zuschauen und ein bisschen lernen.«
    »Kommt nicht infrage«, entgegnete er und wies auf die Würfel. »Durchs Zuschauen lernt man das Würfeln nicht. Man muss es einfach ausprobieren. Und keine Angst, ich helfe Ihnen.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe, zog mein Bündel Bargeld aus der Tasche und legte es vor mich hin. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich mein Geld in drei gleich große Stapel Chips mit dem Palazzo-Monogramm verwandelt.
    Benjamin lehnte sich dicht zu mir hinüber – so dicht, dass ich einen Hauch des Aftershave riechen konnte, das er früher am Abend aufgelegt hatte – und wies mich an, vier Chips auf »Pass« zu setzen. Sofort tat ich, was er sagte. Dann hieß er mich die Würfel nehmen und sie in Richtung des anderen Tischendes zu werfen. Ich folgte seiner Anweisung und sah zu, wie die weißen Punkte auf dem roten Plastik herumwirbelten, während die Würfel anmutig durch die Luft flogen.
    »Elf gewinnt«, rief der Mann mit dem langen Stab, sobald sie am anderen Ende des grünen Spielfelds gelandet waren. Wieder brachen alle am Tisch in lauten Jubel und Beifall aus.
    Als ich fragte, was denn geschehen sei, war meine Verwirrung

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