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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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mein gelbes Sweatshirt zu ihrem glitzernden Meerjungfrauenrock trug, sammelte ihre Habseligkeiten mit finsterer Miene zusammen und drehte sich zu mir um. »Bitte, lass uns schnell verschwinden!«
    Ich händigte der Beamtin sämtliche unterzeichneten Formulare aus und führte Shawna dann durch die Eingangstür zum Taxi, das auf uns wartete.
    Wir hielten kurz am Palazzo, damit sie ihre restlichen Sachen zusammenpacken konnte, und sie war sehr froh, endlich aus ihrem Kostüm zu kommen. Früher am Morgen hatte ich schon ein Paar Jeans und ein überteuertes T-Shirt aus den Läden im Palazzo besorgt.
    Auf dem Weg zum Flughafen, wo wir den Elf-Uhr-Flug zurück nach L.A. nehmen würden, versprach ich Shawna, dass ich noch am selben Tag dafür sorgen wollte, dass sich Rechtsanwälte um ihren Fall kümmerten, damit sie nicht zu einer gerichtlichen Anhörung erscheinen musste. Dann riet ich ihr, sich für die nächste Woche freizunehmen und etwas auszuruhen. Sie meinte aber, es wäre für sie am besten, wenn sie so bald wie möglich in den normalen Alltag zurückkehrte.
    Jamie hatte mich gegen halb neun morgens auf meinem Handy angerufen und gesagt, er hätte einen Standby-Platz für einen früheren Flieger zurück nach L.A. ergattert und ich solle ihm meine Fluginformationen per SMS schicken, damit er mich am Flughafen abholen könne.
    Als wir im Flugzeug saßen, redete ich mir während der ersten Hälfte des Heimflugs ein, dass es das Beste wäre, Jamie die Wahrheit über die letzte Nacht (beziehungsweise den frühen Morgen) zu sagen, und während der zweiten Hälfte des Fluges versuchte ich mich davon zu überzeugen, dass er mir sicher verzeihen würde.
    Doch kaum sah ich sein Gesicht, als er aus dem Auto stieg, um mich am Bordstein zu begrüßen, verschwanden alle über zeugenden Worte, die ich in zehntausend Metern Höhe stumm vor mich hin gesprochen hatte, auf einen Schlag in einem schwarzen Loch ganz hinten in meinem Kopf.
    Sein Blick war so voller Vertrauen. Sein Lächeln war so aufrichtig. Sein Gesichtsausdruck war so glücklich, weil er mich sah. Ausgeschlossen, dass Ehrlichkeit hier der richtige Weg war.
    Ehrlichkeit würde ihn nur verletzen.
    Und ich brachte es einfach nicht übers Herz, ihm das anzutun.
    Außerdem würde ich so etwas auf gar keinen Fall jemals wieder tun. Also war es wirklich nicht nötig, ihm davon zu erzählen. Ein dringender Notfall. Das war es gewesen. Ich hatte es mit einer Krise zu tun gehabt. Musste die Flammen eines unvorhergesehenen Feuers löschen. Ich hatte getan, was jeder Geschäftsführer eines erfolgreichen Unternehmens tun würde. Und je mehr ich die Sache aufbauschte, desto größer würde sie werden.
    Also log ich.
    »Ist denn jetzt alles geregelt?«, fragte Jamie, als er mich fest in die Arme schloss.
    Ich nickte an seiner warmen Brust. »Ja. Shawna geht es gut. Sie ist zwar etwas mitgenommen, aber sonst in Ordnung.«
    Er küsste mich rasch und drückte mich, dann hielt er mir die Beifahrertür auf. Ich ließ mich mit einem tiefen Seufzer in den Sitz fallen.
    »Was ist denn passiert, nachdem du angekommen warst?«
    Ich zuckte die Schultern; irgendwie glaubte ich, die unverbindliche Geste könne meine Gewissensbisse etwas abschwächen. Aber dem war nicht so.
    »Nichts Besonderes«, erwiderte ich. »Ich bin zum Gefängnis gefahren, aber es war zu spät für eine Kaution, also habe ich nur etwas mit Shawna geredet. Nachdem der Wachmann mich rausgeworfen hatte, habe ich mir ein Zimmer im Palazzo genommen und bin eingeschlafen.« Ich lehnte den Kopf an das weiche Leder des Beifahrersitzes und schloss die Augen. Zugegeben, das tat ich weniger aus Müdigkeit als aus Unwillen, Jamie in die Augen zu sehen.
    »Und was ist aus dem zweiten Auftrag geworden?«
    Ich riss die Augen auf, mein Puls begann zu rasen. Er wusste es. Er musste es einfach wissen. Wieso sollte er sonst fragen?
    »Welcher zweite Auftrag?«, fragte ich argwöhnisch, weil ich abschätzen wollte, was er wusste und worauf er mit seiner Frage abzielte. Beim Lügen machen viele Leute diesen Fehler – sie verraten sich, weil sie davon ausgehen, dass der andere mehr weiß, als es tatsächlich der Fall ist. Amateure tappen ständig in diese Falle. Zum Glück war ich kein Amateur, wenn es darum ging, komplizierte Lügenkonstrukte zu errichten. Auch wenn ich darauf nicht gerade stolz war. Insbesondere nicht in diesem Augenblick.
    »Bevor du verschwunden bist, hast du gesagt, dass Shawna für gestern Abend zwei Einsätze hatte.

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