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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Fremde.
    Ein Eindringling.
    Aber ich war nicht allein.
    Aus dem Schlafzimmer hörte ich Geräusche, und dann trat Jamie aus dem Flur in den Schein der Wohnzimmerlampe. Wir sahen einander ein paar Sekunden lang ausdruckslos an. Als er endlich etwas sagte, war seine Stimme ruhig und gefasst, obwohl es ihr immer noch an der üblichen Wärme fehlte. »Sag mir nur, wie lange es schon so geht. Wie viele andere hat es gegeben?«
    Ich schüttelte langsam den Kopf. »Nur einen«, murmelte ich. »Das schwöre ich. Es ist nur einmal passiert.«
    Er senkte den Kopf, und ein höhnisches Lachen kam ihm über die Lippen. »Natürlich«, murmelte er vor sich hin, weil ihm plötzlich alles klarwurde. »In Vegas.«
    Ich nickte, starrte jedoch weiter zu Boden.
    »Shawna wurde gar nicht während des zweiten Auftrags verhaftet, stimmt’s?«
    Als ich nicht antwortete, redete Jamie weiter. »Tja, das erklärt allerdings so einiges .«
    »Aber ich hatte doch keine andere Wahl!«, flehte ich ihn an, während mich wieder Verzweiflung überkam. »Die Auftraggeberin wollte in der nächsten Woche ein Kind adoptieren. Sie musste unbedingt wissen –«
    »Man hat immer eine Wahl, Jen. In dieser Situation ging es um sie oder mich. Und du hast dich für sie entschieden. Und mit jedem Tag, an dem du es mir verheimlicht hast, musste ich hinter deinem Job zurückstehen. Verstehst du nicht? Du entlarvst lieber die Treulosigkeit anderer Menschen, als dass du mir treu bleibst. Ist dir nicht klar, wie absurd das ist?«
    Plötzlich flossen wieder Tränen. Ich konnte sie nicht einmal mehr spüren. Meine Augen waren vom Weinen ganz gefühllos geworden, und die Haut meiner Wangen war vom Abwischen rau. Doch ich wusste dennoch, dass sie da waren.
    »Ich schwöre dir, dass es nur einmal passiert ist«, jammerte ich, klammerte mich an dieses eine Argument, als könne es mich tatsächlich retten. »Nur ein einziges Mal.«
    »Bis auf heute«, bemerkte er boshaft.
    Jetzt hatte er mich in die Enge getrieben. Darauf konnte ich nichts erwidern. Er hatte mir eine Falle gestellt, und ich war direkt hineingetappt. Jetzt gab es keine Ausreden mehr.
    »Du kannst es einfach nicht lassen, was?« Seine Stimme hatte sich plötzlich verändert, war kaum noch mehr als ein Flüstern. Es klang beinahe, als habe er Mitleid mit mir. »Du kannst es nicht lassen, diejenige zu sein, die du einst warst. Die, die Betrüger entlarvt. Und das ist reinste Ironie. Denn durch diese Obsession bist du selbst zur Betrügerin geworden.«
    Bei diesen Worten schlug meine Verzweiflung augenblicklich in Zorn um. Und ich wischte mir heftig über das Gesicht. »Ich bin keine Betrügerin! Das ist doch nicht das Gleiche!«
    »Es ist genau das Gleiche«, schoss er zurück. Seine Miene spiegelte wider, wie abrupt sich seine Stimmung geändert hatte. »Du hast deinen Ring abgezogen, du hast einen anderen umarmt, und dann hast du mich diesbezüglich angelogen. Unverhohlen. Direkt ins Gesicht, als sei nichts dabei. Als ob Betrügerei dir einfach in den Genen läge. Als sei es für dich ganz selbstverständlich. Und nach allem, was mit deinem Vater passiert ist, kommt das der Wahrheit vermutlich recht nahe. Verstehst du denn nicht, Jen? Du bist auch nicht besser als die anderen.«
    Mein ganzer Körper erstarrte, ich ballte die Hände zu Fäusten. »Das ist nicht wahr«, beharrte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Und ich kann nicht glauben, dass du mich wirklich mit denen vergleichst. Ja, ich habe dich angelogen. Ja, ich habe unser Versprechen gebrochen. Und damit muss ich für immer leben. Aber zumindest weiß ich, dass ich es aus einem bestimmten Grund getan habe. Dass ich jemandem geholfen habe.«
    Ich spürte, wie es in mir kochte, nur war ich mir nicht sicher, ob es wirklich Wut war oder nur eine böse Kombination aus schlechtem Gewissen und Hilflosigkeit, die in der richtigen Mischung fälschlicherweise wie Zorn wirkte. Aber ich wollte nicht warten, bis ich es herausfand. Also stürmte ich vor, schob mich erbost an Jamie vorbei und ging den Flur hinunter ins Schlafzimmer, um dann hinter mir die Tür zuzuknallen.
    Doch so weit sollte ich gar nicht kommen. Mitten im Flur blieb ich stehen, weil mir auffiel, dass etwas fehlte. Etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass es mir jemals fehlen würde.
    Jamies Kisten waren fort.
    Die, die sich seit drei Wochen in diesem Flur breitgemacht hatten. Sie waren nirgends zu sehen. Und das komische Gefühl, das bereits den Großteil meiner Brust eingenommen hatte,

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