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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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dehnte sich schlagartig auch auf meinen Magen, meine Oberschenkel, meine Knie und bis in meine Zehen aus. Ich starrte die leeren Wände auf dem Weg zum Schlafzimmer an. Seltsam, gestern noch hatte der Flur mit den Kisten so überfüllt und beengt gewirkt, dass jeder Gang ins Schlafzimmer ein regelrechtes Hindernisrennen war. Und jetzt, da die Kisten fort waren, hatte ich viel zu viel Platz. Unnötig viel. So dass ich mich fragte, wieso man Flure überhaupt so breit baute, wo doch die halbe Breite völlig ausreichte.
    Jamie hatte eine ganze Woche gebraucht, um die ganzen Sachen herzubringen, doch weggeschafft hatte er sie offenbar innerhalb weniger Stunden. Wie war das nur möglich? Vermutlich ist das eben ein seltsames Trennungsphänomen, das sich mit den Gesetzen der Physik nicht erklären lässt.
    Ich drehte mich zurück zu Jamie, der sich keinen Zentimeter bewegt hatte. »Wo sind deine Sachen?«, fragte ich argwöhnisch, während ich inständig hoffte, er würde nur die Schultern zucken und mir sagen, dass er es endlich geschafft hatte, alles ins Gästezimmer zu räumen.
    Er gab keine Antwort. Er starrte bloß vor sich hin. Doch dieses Schweigen verriet mir alles, was ich wissen musste.
    »Du hast dein Loft gar nicht verkauft, stimmt’s?«, wurde mir plötzlich klar. »Du hast das Angebot gar nicht angenommen.«
    Jamies schüttelte so unmerklich den Kopf, dass es auf einen nichtsahnenden Zuschauer wahrscheinlich wie ein harmloses Zucken gewirkt hätte. Doch ich konnte förmlich den Luftzug spüren, den seine Kopfbewegung hervorrief. Und er warf mich beinahe um.
    In diesem Augenblick wurde mir alles sonnenklar. Jamie hatte das Vertrauen in mich verloren. Lange bevor er überhaupt den Entschluss gefasst hatte, mir eine Falle zu stellen. Lange bevor er jemanden in mein Büro geschickt hatte, der sich als Julie Bleeker ausgab. Irgendetwas in seinem Unbewussten hatte ihm prophezeit, dass ich ihn enttäuschen würde. Und er hatte entsprechend vorgesorgt.
    Zu erfahren, dass der Mensch, den man liebt, eine Versicherung für die Beziehung abgeschlossen hat, ist wie ein übler Schlag in die Magengrube. Kommt genauso unerwartet, und einem bleibt genauso die Luft weg.
    »Okay«, sagte ich leise zu Jamies Hinterkopf, weil er sich weiterhin von mir abwandte. »Wenn du es so willst.«
    Und dann drehte ich mich langsam um und ging mit langen Schritten im Zickzack auf mein Schlafzimmer zu, so dass ich jeden Quadratzentimeter des leeren, völlig freien Flurs ausnutzte. Nur um mir selbst zu beweisen, dass ich diese Kisten nicht vermisste. Dass ich wirklich den gesamten Platz benötigte, der im ursprünglichen Grundriss vorgesehen war. Obwohl ich tief in meinem Inneren wusste, dass ich mir etwas vormachte.
    Ich schloss die Schlafzimmertür hinter mir und ließ mich auf den Boden sinken, zog die Knie an die Brust und weinte hemmungslos in den kleinen Spalt zwischen meinen Kniescheiben.
    Als ich mich schließlich eine Stunde später vom Boden erhob und auf Zehenspitzen widerstrebend den dunklen, verlassenen Weg ins Wohnzimmer zurücklegte, war Jamie fort.
    Und wie im Flur ließ seine Abwesenheit leeren Raum zurück, der so groß war, dass ein Mensch allein unmöglich darin leben konnte.

22
Modrige Aussichten
    Am nächsten Morgen ging ich nicht zur Arbeit. Mein Telefon schellte. Aber ich ging nicht ran. Gegen Abend schließlich schaltete ich den Klingelton einfach ab. Ich wusste, dass in meinem Terminplan eine ganze Menge Leute standen, die von mir über die Zukunft ihrer Beziehung unterrichtet werden wollten. Aber das war mir gleichgültig. Im Augenblick fiel es mir schwer, mich überhaupt für irgendetwas zu interessieren. Zumal die Zukunft meiner eigenen Beziehung so schrecklich düster aussah.
    Außerdem konnte ich mich wirklich nicht dazu aufraffen, mich von der Couch zu erheben. Drei Tage hintereinander lag ich einfach nur da, den Kopf auf die Kissen gestützt, während mein Herz in tausend kleine Stücken zerbrochen auf dem Boden lag. Hin und wieder sah ich fern, doch zumeist starrte ich nur teilnahmslos an die Wand oder an die Zimmerdecke.
    Wieder einmal war ich allein.
    Ironischerweise hatte ich mir mein Leben immer so vorgestellt, bevor ich ihn kennengelernt hatte. Allein, aber niemals einsam. Single, aber nicht verzweifelt. Unverheiratet, aber niemals unglücklich.
    Doch jetzt verspürte ich nichts als Einsamkeit, Verzweiflung und überwältigendes Unglücklichsein.
    Und das überzeugte mich erst recht davon, dass ich

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