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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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super hier! Aber irgendwie habe ich auch ein schlechtes Gewissen …«
    »Warum das denn?«
    »Na, das kostet doch bestimmt eine Stange Geld! Das ist so ein tolles Geschenk von deiner Familie. Ich komme mir vor wie eine Betrügerin!«
    »Ach was!« Jan winkt lässig ab. »Wie ich die kenne, haben die knallhart einen Spezialpreis ausgehandelt. Außerdem ist Nebensaison, da kann der Schuppen nicht so teuer sein. Nimm’s einfach als Entschädigung für die ganzen Strapazen.«
    Wo er recht hat, hat er recht. Also räkele ich mich behaglich in den Kissen und nasche ein paar Weintrauben. »Was machen wir denn gleich noch?«, frage ich träge.
    »Bei dem Wetter? Ab zum Strand, würde ich vorschlagen!«, meint Jan.
    »Klingt gut.«
    Wir trinken die Flasche leer, und als wir Richtung Meer aufbrechen, habe ich schon wieder leichte Schlagseite. Wenn ich zurück in Lübeck bin, muss ich dringend an meinem Alkoholkonsum arbeiten!
    Am Strand ist nicht viel los. Wie Jan schon sagte: Nebensaison. Wir lassen uns in den Sand fallen und schweigen behaglich. Ich schließe die Augen und entspanne mich noch mehr.
    Als ich sie wieder öffne, ist der Platz neben mir leer. Ich muss wohl ein wenig geschlafen haben. Ich richte mich auf und entdecke Jan unten am Ufer, wo er mit hochgekrempelten Hosenbeinen wie ein Reiher durchs Wasser stakst.
    »Was machst’n da?«, rufe ich ihm zu.
    »Muscheln sammeln«, brüllt er zurück.
    Na klar, was sonst?
    Als Jan genug Muscheln hat und ich merke, dass ich mir in der Sonne ein wenig die Nase verbrannt habe, schlendern wir zurück zur
Villa Stella Maris.
An der Rezeption werden wir von unserer netten Empfangsdame begrüßt wie alte Bekannte: »Ah, da sind Sie ja wieder. Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Nachmittag! Ziehen Sie es vor, aushäusig zu speisen, oder soll ich schnell noch einen Tisch in unserem Restaurant reservieren?«
    Wir entscheiden uns für die hoteleigene Variante.
    »Sehr gern«, sagt die Dame beflissen. »In etwa einer Stunde? Sicher möchten Sie sich vorher noch ein wenig frisch machen …« Schon wieder dieses Augenzwinkern. Nun ist aber mal gut!
    Während Jan unter die Dusche hüpft, inspiziere ich erst einmal Karolinas Reisetasche. Sie hat wirklich an alles gedacht: Unterhosen, BHs, eine Jeans, T-Shirts, zwei Pullis und – hui, wie schick – zwei Kleider. Eins ist aus reiner Seide in einem flotten Meergrün und eines aus fließendem Jersey mit Blumendruck. Ganz unten in der Tasche entdecke ich auch Nylonstrümpfe und Pumps. Da wir annähernd die gleiche Größe haben, müsste das tatsächlich alles ungefähr passen. In einer Seitentasche steckt ein Kulturbeutel mit Shampoo, Duschgel, ein paar Schminkutensilien und – Kondomen! Die hat sie doch nicht alle!
    Als Jan fertig ist, schlüpfe ich ins Bad. Nach dem Duschen schminke ich mich sorgfältig und entscheide mich für das Teil in Grün. Ich drehe und wende mich vor dem Spiegel – gar nicht so schlecht, Herr Specht! Das Kleid sitzt wie angegossen und macht, nebenbei bemerkt, ein beeindruckendes Dekolleté. Karolinas Pumps sind zwar etwas zu groß, aber für einen Abend wird das schon gehen.
    »Wow! Du siehst ja toll aus!« Jan ist sichtlich beeindruckt, als ich hüftenschwingend ins Wohnzimmer schlendere.
    Ja, das finde ich auch. Formvollendet reicht er mir seinen Arm, ich hake mich ganz damenhaft unter, und wir stolzieren ins Restaurant. Das trägt den verheißungsvollen Namen
La Spezia,
und wie wir der Speisekarte entnehmen, gibt es hier neben polnischer Küche tatsächlich auch italienische Spezialitäten. Super, nach der ganzen Würstchen- und Fleischfutterei kann ich wirklich mal wieder eine reelle Nudel vertragen.
    Mein Tischherr bestellt zum Essen eine Flasche Rotwein, und während wir uns mit Heißhunger über unsere Pasta hermachen, plaudern wir angeregt über Gott und die Welt. Jan unterhält mich mit lustigen Anekdoten aus seiner Studentenzeit, ich erzähle von meinem Job und gebe die Geschichte mit den Wasserbomben zum Besten. Alles in allem amüsieren wir uns prächtig.
    Ganz aufgekratzt beschließen wir deshalb nach dem Essen, dass wir unbedingt noch das Nachtleben von Misdroy erobern wollen. An der Rezeption erkundigen wir uns, wo die In-Crowd denn hier so hingeht. Mittlerweile ist unsere reizende Empfangsdame von einem älteren Herrn abgelöst worden, der sich ratlos am Kopf kratzt und brummelnd zum Telefon greift.
    »Nebensaison«, erklärt Jan. »Er muss sich erst mal erkundigen, was überhaupt

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