Flitterwochen auf Dream Island
bei der Präsentation der Orsini-Sommerkollektion und der anschließenden Party, die sich bis in die Morgenstunden hingezogen hatte. Er wusste, dass gleich am Montagmorgen die Modemagazine anrufen und nach den Bildern fragen würden.
Zwei Stunden später war er noch immer in der Dunkelkammer beschäftigt, doch er konnte sich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Die ganze Zeit musste er an Isabel Hunt denken. Und sie war nicht zurückgekommen. Rafe musste sich eingestehen, dass sie ihn faszinierte. Er fand sie nicht nur erotisch, sondern auch ihre Persönlichkeit interessierte ihn. Schließlich merkte er, dass er den Gedanken an sie nicht verdrängen konnte. Rafe verließ die Dunkelkammer, suchte die Karte mit ihrer Telefonnummer heraus und rief an.
Er wollte schon auflegen, als nach schier endlosem Klingeln schließlich doch jemand abnahm.
“Hallo?”
Es war eine Frauenstimme. Doch Rafe wusste nicht, ob es Isabel war. Sie hörte sich merkwürdig an. “Isabel?”
“Ja. Mit wem habe ich die Ehre?”
Rafe traute seinen Ohren nicht. Isabel war betrunken!
“Hier spricht Rafe. Rafe Saint Vincent. Der Fotograf.”
Sie antwortete nicht, doch er hörte sie atmen.
“Sie haben Ihr Handy bei mir liegen lassen.”
Isabel sagte noch immer nichts.
“Ich dachte mir, Sie würden vielleicht befürchten, es verloren zu haben.”
Sie lachte.
“Isabel”, sagte Rafe besorgt, “haben Sie Alkohol getrunken?”
“Hm … das könnte man wohl sagen. Haben Sie etwas dagegen?”
Einen Moment lang war Rafe sprachlos. Es kam ihm vor, als wäre sie nicht mehr die Frau, die er vor wenigen Stunden kennen gelernt hatte. “Sie sagten doch, Sie würden keinen Alkohol trinken.”
Wieder lachte sie. “Das war gelogen.”
Rafe war überrascht, dann machte er sich Sorgen. “Ist etwas nicht in Ordnung, Isabel? Was ist passiert?”
“Da Sie es sowieso irgendwann erfahren müssen, kann ich es Ihnen auch gleich sagen: Die Hochzeit ist geplatzt.”
Er konnte es nicht glauben. Die Art, wie Isabel es sagte, überrascht ihn fast so sehr wie die Nachricht selbst. “Aber warum?”
“Luke hat mich verlassen. Wegen einer anderen Frau.”
Obwohl ihm diese Neuigkeit einerseits gefiel, verspürte Rafe vor allem Mitgefühl. Er wusste genau, wie weh so etwas tun konnte. Diese Erfahrung wünschte er nicht einmal seinem schlimmsten Feind.
“Das tut mir leid, Isabel”, sagte er aufrichtig. “Sie müssen sich furchtbar fühlen.”
“Ja, es ging mir wirklich nicht besonders gut, bis ich den dritten Whiskey getrunken hatte. Jetzt fühle ich mich aber schon wesentlich besser.”
Rafe musste lächeln. Auch er hatte sich betrunken, als Liz ihn verlassen hatte. “Man sollte nie allein trinken”, ermahnte er sie.
“Ich bin ja nicht betrunken”, sagte Isabel mit leicht schleppender Stimme. “Nur so angeheitert, dass der Schmerz ein bisschen betäubt ist. Wollen Sie mir etwa Gesellschaft leisten, Darling?”
Wieder musste er lächeln. Offenbar begann Isabels kühle Fassade nach drei Whiskeys schon sehr schnell zu schmelzen.
“Ich glaube, Sie haben für heute genug getrunken.”
“Das geht Sie gar nichts an. Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie furchtbar rechthaberisch sind?”
“Ja, meine Mutter”, gestand Rafe. “An dem Tag, als ich von zu Hause auszog, hat sie vor lauter Freude ein großes Fest gegeben.”
“Das kann ich mir vorstellen.”
“Trotzdem hat sie mich sehr gern.”
“Das kann man sicher nicht von vielen anderen Menschen sagen, vermute ich.”
Rafe gefiel ihr ironischer Humor. “Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, was für eine arrogante Frau Sie sind?”
Isabel lachte. In angetrunkenem Zustand gefiel sie ihm sehr gut. Von ihrer kühlen, distanzierten Art war nichts mehr zu spüren. Rafe wünschte, er könnte jetzt bei ihr sein. Doch vielleicht war es besser so. Er wollte nicht mit Isabel ins Bett gehen, wenn sie betrunken war oder sich nur nach einer schweren Enttäuschung trösten wollte. Sie sollte ihn um seiner selbst willen begehren.
“Ich nehme an, Sie brauchen meine Dienste jetzt nicht mehr.”
“Sie meinen als Fotograf?”
Isabels provokante Frage brachte Rafe einen kurzen Moment aus der Fassung. Vielleicht hatte er ihr doch nicht so sehr missfallen, wie er geglaubt hatte?
“Um ehrlich zu sein, ich würde Sie noch immer sehr gern fotografieren”, sagte er wahrheitsgemäß.
“Tatsächlich? Und warum?”
“Zum einen, weil Sie außerordentlich schön sind und ich eine Schwäche für
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