Flitterwochen auf Dream Island
und der Beginn meiner Periode. Meine Kolleginnen waren immer ganz neidisch, weil ich nie davon überrascht wurde. Ich bin an diesem Tag einfach nach der Frühstückspause zur Toilette gegangen, weil ich wusste, dass mittags der Fluch anfangen würde.”
“Der Fluch?”
“So nennen wir Frauen es, wenn wir die Periode kriegen. Du glaubst doch wohl nicht etwa, dass es angenehm ist?” Sie runzelte die Stirn. “Lass uns lieber über ein netteres Thema sprechen.”
“Einverstanden”, sagte Rafe gelassen, doch in seinem Kopf drehte sich alles. Donnerstag. Er war sicher, dass Spermien einen ganzen Tag lang überleben konnten. Doch Isabel hatte kurz nach dem Sex geduscht. Die Chancen standen also nicht besonders gut.
Moment mal, ermahnte Rafe sich selbst.
Eigentlich solltest du erleichtert darüber sein!
Schließlich wollte er keine Kinder. Oder etwa doch? Rafe blickte Isabel an. Plötzlich wurde ihm klar, dass er sich geirrt hatte. Er wünschte sich sehr wohl Kinder – mit Isabel.
Diese Erkenntnis verschlug ihm fast den Atem. Schnell wandte er den Blick von ihr ab und zum Swimmingpool. Seine Augen wurden groß. Das konnte doch nicht wahr sein!
“Rafe, ist etwas nicht in Ordnung?”, fragte Isabel besorgt. “Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.”
Rafe blickte sie an. Beinahe hätte er gelacht.
“Das habe ich tatsächlich. Siehst du die Blondine, die da mit ihrem älteren Begleiter im Pool herumturtelt?”
“Die mit der riesigen Oberweite?”
“Genau. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, waren ihre Brüste noch deutlich kleiner. Vermutlich hat sie sich operieren lassen. Jedenfalls ist das Liz, die Frau, die mich vor einigen Jahren verlassen hat. Ich habe dir von ihr erzählt.”
“Wirklich?” Neugierig betrachtete Isabel die Blondine. Die junge Frau stieg aus dem Wasser und setzte sich auf den Beckenrand. Als sie die Arme hob, um sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen, wirkten ihre Brüste so groß wie Melonen. Der grauhaarige Mann, mit dem sie im Wasser geturtelt hatte, stieg die in den Rand eingelassene Leiter hoch und trocknete sich mit einem Handtuch ab. Er war mindestens sechzig und somit deutlich älter als Liz, die etwa Ende zwanzig sein musste.
“Komm schon, Süße.” Der Mann lächelte vielsagend. “Es wird Zeit, dass du dir meine Gunst verdienst.”
“Ich bin sofort da, Darling”, flötete die junge Frau, die ihm den Rücken zuwandte. Doch ihr Gesichtsausdruck war nicht gerade glücklich.
“Ist das der Mann, dessentwegen sie dich verlassen hat?”, fragte Isabel. Es gelang ihr nicht, ihre Abscheu zu verbergen.
“Nein. Ich habe keine Ahnung, wer das ist. Aber vermutlich ist er reich. Der Mann, mit dem Liz durchgebrannt ist, war auch Fotograf, ein Kollege von mir. Damals war er sehr erfolgreich. Allerdings habe ich Gerüchte gehört, wonach er auch mit der Produktion schmutziger Videos zu tun hatte. Ich habe mich manchmal gefragt, was wohl aus Liz geworden sein mochte, nachdem sie aus der Modewelt verschwunden war. Aber als ich ihre riesigen Brüste gesehen habe, wurde es mir klar. Das passiert leider mit vielen Models, besonders mit denjenigen, die zu gierig nach Geld und Erfolg sind. Es ist sehr schade, denn sie hätte es wirklich zu etwas bringen können. Stattdessen ist
so etwas
aus ihr geworden.” Er wies mit dem Kinn auf Liz, die ihrem älteren Liebhaber nacheilte, wobei ihre Brüste geradezu grotesk auf und ab schwangen.
“Es klingt ja beinahe so, als hättest du Mitleid mir ihr”, stellte Isabel erstaunt fest.
“Das stimmt.” Rafe schien selbst überrascht zu sein. “Dass ich sie hier noch einmal getroffen habe, lässt mich alles in einem anderen Licht sehen. Und ich kann jetzt endlich mit der Vergangenheit abschließen.”
“Du hast sie sehr geliebt, stimmt’s?”, fragte Isabel und sah ihn mitfühlend an.
“Ja, das habe ich wirklich. Im Nachhinein weiß ich, dass sie es nicht wert war. Aber wie man so schön sagt: Liebe macht blind.”
“Allerdings. Ich weiß, was du meinst. Ich bin schon auf so viele Versager und Lügner hereingefallen, dass ich irgendwann aufgehört habe, sie zu zählen. Gegen den letzten von ihnen, den ich vor Luke kennen lernte, waren die anderen allerdings geradezu Heilige. Aber das wusste ich natürlich noch nicht, als ich ihm begegnet bin.”
“Und wo hast du ihn getroffen?”
“Ich habe einige Zeit in verschiedenen Orten in ganz Australien gearbeitet. Damals war ich als Verkäuferin in einer trendigen
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